Entgleisung 3.0

Annikas Blutzuckerentgleisungskarriere wurde vor einigen Wochen auf eine neue Ebene befördert. Mit einem Blutzuckerwert von 1200 mg/dl (66,7 mmol/l) wurde sie im Krankenhaus aufgenommen. Nach dem einwöchigen Aufenthalt kam sie noch mal mit einer blauen Hand und einem OmniPod davon.

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Seit 2 Wochen bekam ich den Blutzucker nicht mehr unter 500 mg/dl (27,8 mmol/l) … Immer nur ein freundliches „HI“ auf dem Display. Eine Korrektur nach der anderen verschwand in meinem Bauchspeck, aber nichts tat sich. Und anstatt zum Arzt zu gehen, versuchte ich es allein. Höher als 600 mg/dl (33,3 mmol/l) konnte der Blutzucker ja nicht sein, denn so schlecht fühlte ich mich ja nicht. Klar, die ganz normalen „Hohe-Blutzucker-Kopfschmerzen“ waren da, ich hatte totalen Durst und musste dauernd aufs Klo, aber sonst ging es mir soweit ganz gut. Ab und an dann Ketone bis zu 1,7 mmo/l. Montag (27.02.2017) Am Montag ging es mir dann so schlecht, dass ich mich übergeben musste. Also Korrektur gespritzt und statt zum Praktikum zum Arzt gefahren. Dort wurde mir dann immer schlechter und schwindelig.
Blutzucker :HI, Ketone: 2,6 mmo/l.
Blutzucker :HI, Ketone: 2,6 mmo/l.
Ich bekam eine Überweisung ins Klinikum, und meine Mutter holte mich vom Arzt ab. Wir fuhren also ins Klinikum und dort wurde ich dann auf die Intensivstation gebracht. Blutzucker 1200 mg/dl (66,7 mmol/l). Ketone 7,2 mmo/l.
Kanülen im Schockraum
Kanülen im Schockraum
Mit drei Kanülen wurde ich dann erst einmal in den Schockraum gelegt, da kein Zimmer frei war. Jede Stunde wurde nun Blut abgenommen, da der Blutzucker nur im Labor messbar war. Später kam ich dann auf ein Zimmer. Jede halbe Stunde wurde der Blutdruck gemessen. Gegen Abend war ich bei einem Blutzucker von 800 mg/dl (44,4 mmol/l). Dort sollte ich erst einmal bleiben, weil ein zu schnelles Senken der Blutzuckerwerte zu riskant für meinen Körper gewesen wäre. Dienstag Am nächsten Morgen war ich dann bei 500 mg/dl (27,8 mmol/l), wurde allerdings mit Zuckerlösung wieder auf 600 bis 700 mg/dl (33,3 bis 38,9 mmol/l) gepusht. Die Diabetologin, mit der ich schon am Vortag gesprochen hatte, holte sich die Kinderdiabetologin zurate. Die beiden telefonierten mit meinem Dia-Team in Kiel und versuchten, meinen OmniPod zu organisieren. Den Tag verbrachte ich mit Besuchbekommen, am Handy Daddeln und Schlafen… bild 3 Nachmittags bekam ich einen PDM zum Ausprobieren, durchs Menü klicken und rumspielen. Am Abend war der Blutzucker bei 300 mg/dl (16,7 mmol/l). Mittwoch Mittwoch kamen die Diabetologinnen und berichteten mir, dass, wie der Zufall es will, eine Pharmareferentin von Ypsomed in Kiel sei und meinen OmniPod von dort hierher bringen würde. Da diese aber erst gegen 16 Uhr in Itzehoe sein würde und die beiden nicht mehr da seien, bekäme ich den OmniPod erst am Donnerstag gelegt. Dann besprachen die beiden noch mit dem Stationsarzt der Intensivstation, auf welche Station sie mich verlegen könnten, denn der Wert war mittlerweile bei 178 mg/dl (9,9 mmol/l) angelangt. Nach langem Hin- und Herüberlegen hieß es, ich würde auf die Kinderstation verlegt werden. Wieso die Kinderstation? Keine andere Station kennt sich so gut mit dem OmniPod aus wie die Kinderstation. Außerdem hätten sie dort momentan viele Betten frei. Also wurde ich verlegt. Auf der Kinderstation wurde ich dann schon von einigen Schwestern erwartet und herzlich empfangen. Die meisten Schwestern kenne ich schon seit 9 Jahren. Die für mich zuständige Schwester wog mit mir mein Mittagessen ab und rechnete mit mir aus, wie viel ich spritzen musste. Dabei wurden wir etwas sentimental 😉 (Sie hat mich damals bei der Manifestation begleitet, meinen ersten Katheter gelegt, unzählige Schulungen mit geleitet und mich bei den Entgleisungen begleitet.) Der Blutzucker fiel weiterhin, so dass ich am Abend sogar unterzuckerte. Donnerstag Am Morgen wachte ich dann mit einem Blutzucker von 276 mg/dl (15,3 mmol/l) auf. Ich wog mein Frühstück ab, spritzte mit der Korrektur insgesamt 34 E und wartete ungeduldig darauf, dass die Kinderdiabetologin mit dem OmniPod kam. Gegen 10 sollte es losgehen. Ich vertrieb mir die Zeit mit Berichteschreiben, schnackte mit der Stationslehrerin und der Erzieherin und bastelte ein bisschen was. Dann war es endlich so weit. Mit ordentlich Publikum füllte und setzte ich meinen ersten Pod. Dann wurde mir ganz kurz das Nötigste erklärt. Ich spritzte meine erste Korrektur und zwei Stunden später mein erstes Essen. Alles supi! bild 6 Den Pod hatten wir am Bauch gelegt, und ich war einfach nur glücklich, endlich ohne Schlauch rumzulaufen. Freitag Am Freitag kam gegen 15 Uhr die nette Dame von Ypsomed und ging mit mir 2 Stunden lang die Technik des OmniPods durch. Im Anschluss bekam ich eine pinke Hülle für meinen PDM und war so gesehen ein OmniPod-Profi. Es stand Abendfasten auf dem Programm. Da mein Bruder so lieb war und mir seinen Laptop und ein paar DVDs mitgebracht hatte, hielt sich die Langeweile in Grenzen und gegen halb 11 durfte ich dann zu Abend essen. Samstag Am Samstag gegen 11 hatte ich meine schlimmste Hypoglykämie seit Anbeginn meiner Diabetes-Karriere. Nicht die tiefste, aber von den Symptomen her haute diese mich so richtig vom Hocker. Es war während der Visite. Mein Typ F war gerade zu Besuch, und ich war wohl ziemlich witzig drauf und meinte, alle zu verarschen (was ich überhaupt nicht mitbekommen hatte). Dann saß ich nur noch auf meinem Bett und schaute meinen Freund an. Reagierte aber anscheinend nicht mehr so ganz. Also Blutzucker gemessen. 30 mg/dl (1,7 mmol/l). Nach 200 ml Apfelsaft war ich dann wieder einigermaßen auf dem Damm. Den ganzen Tag hatte ich niedrige Werte. An diesem Tag fastete ich während des Mittags. Sonntag Es gibt nichts Schlimmeres als Fasten allgemein. Aber vor allem das Morgenfasten ist hart! Zuhause haben wir das immer so gemacht, dass ich morgens ausschlafen durfte und meine Mama mich immer stündlich gemessen hat. Im Krankenhaus läuft das leider nicht so… Ich wurde um 8 (!!!) Uhr geweckt und durfte erst gegen 14 Uhr wieder etwas essen. Zwischendurch gab es immer wieder Besuch, ohne den ich es wahrscheinlich echt nicht ausgehalten hätte. Denn es gibt nichts Langweiligeres, als am Wochenende im Krankenhaus zu liegen. Montag Nachdem ich am Wochenende fast dauerhaft unterzuckert war, hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, nach 7 Tagen wie geplant entlassen zu werden. Die Diabetologin besprach mit mir, dass ich noch eine Nacht bleiben sollte, da die Nachtwerte noch einmal überprüft werden sollten. Tagsüber könnte ich gut zu Hause managen. Also blieb ich noch den Montag. Mir wurden alle Kanülen gezogen und meine Arme und Hände waren blau 😀 bild 10 Dienstag Dienstag wurde mir ein letztes Mal Blut abgenommen, und mit einem dicken Arztbrief wurde ich gegen Mittag entlassen. Nach 8 Tagen Krankenhaus war ich endlich in „Freiheit“. Die nächsten Tage In den nächsten Tagen unterzuckerte ich noch ab und zu, aber im Großen und Ganzen lief es. bild 11 Mit dem Pod komme ich super klar und mittlerweile kann ich ohne große Zweifel ganz allein den Pod wechseln 😉 Es ist reine Routine geworden, und ich bin echt sehr zufrieden. Der nächste Termin beim Dia-Doc steht schon an und ich bin gespannt auf das HbA1c! Das jetzige liegt bei 11,3% (am 28.02. war es bei 12,2%).

3 Kommentare zu “Entgleisung 3.0

    1. Ich kann mir das nur so erklären, dass das Insulin schlecht geworden ist. Mein Kühlschrank war kurzzeitig zu kalt eingestellt, darüber hatte ich aber gar nicht nachgedacht.

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