Typ-Fragen: Diabetes und Essen

Typ-1 oder Typ-2, das ist hier die Frage: Was genau unterscheidet die beiden Krankheitsbilder voneinander? Welche Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten gibt es? Unsere Interview-Reihe klärt auf.

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Beim Diabetes gibt es nicht den einen Weg, wie man mit ihm umgehen kann, soll oder will. Das Leben ist vielfältig, Diabetes daher auch. Wir wollen wissen, wie Diabetes-Alltag aussieht, und zwar der von Typ-1- und Typ-2-Diabetikern. Denn auch hier gibt es riesige Unterschiede. Bei den „Typ-Fragen“ soll eben dieser Unterschied, aber vielleicht auch die Gemeinsamkeiten, deutlich werden. Los geht es dieses Mal mit dem Thema „Diabetes und Essen“. Aus der Perspektive von Manuela (38 Jahre, Typ-1-Diabetikerin) und Uli (41 Jahre, Typ-2-Diabetiker).

Manuela
Manuela (38 Jahre, Typ-1-Diabetikerin)

Manuela

BSL/Friederike: Wann wurde der Diabetes bei dir diagnostiziert?

Manuela: Im Juni 2002. Am 26. Juni.

BSL/Friederike: Was hat sich seitdem in deinem Leben verändert?

Manuela: Ganz viel.

BSL/Friederike: Was genau?

Manuela: Ich muss mehr auf mich achten. Ich bin lebenslustig, aber teilweise muss ich eben mehr Überlegungen machen. Ich mache mir über manche Dinge mehr Gedanken seitdem. Wie es ist, wenn man älter wird. Die Kinder habe ich jetzt groß gekriegt, da bin ich auf der sicheren Seite. Aber das war schon immer eine Frage, wie geht es mit Diabetes und zwei kleinen Kindern und Berufstätigkeit. Ich habe mich gefragt, wie man das alles unter einen Hut bekommt. Aber das geht. Aber es ist teilweise anstrengend und erfordert Hilfe vom Partner. Ohne Partner hätte ich es nicht so gut hinbekommen, weil wir einfach ein gutes Team sind. Auch für die Launen, die er aushalten muss. Er ist ab und zu dann der Mülleimer. Aber es funktioniert alles und man ist leistungsfähig.

BSL/Friederike: Was nervt dich am meisten am Diabetes?

Manuela: Was nervt mich am allermeisten? Dass man nicht mehr ganz so unbekümmert ist bei dem, was man macht, was man isst. Alles erfordert immer ein gewisses Maß an Mitdenken und an Planung. Das ist nicht schlimm, aber es nervt manchmal. Je nach Tagesform.

BSL/Friederike: Wenn man Diabetes heilen könnte, gäbe es dann trotzdem etwas, das du gern aus deinem Leben als Diabetikerin behalten würdest?

Manuela: Ja, dass ich mehr auf meine Gesundheit achte und mir meine Auszeit nehme, die ich mir seitdem angewöhnt habe.

BSL/Friederike: Manche Dinge spielen im Leben eines Diabetikers eine große Rolle und müssen besonders beachtet werden, damit die Blutzuckereinstellung gut ist. Dazu gehört auch das Essen. Was fällt dir spontan zum Thema „Essen und Diabetes“ ein?

Manuela: Eigentlich ist alles möglich, was das Essen betrifft. Aber das kommt auch ein bisschen auf den Typ an. Und ich gehöre zu denjenigen, die nicht so experimentierfreudig sind. Ich probiere nicht so gerne Neues, sondern esse eher lieber das, was ich gut einschätzen kann. Also Dinge, bei denen ich weiß, wie viele BE sie haben und wie viel Insulin ich dafür brauche. Das mache ich einfach deshalb, weil ich mit dieser Frustration, wenn es schief geht, einfach schlecht klar komme. Wenn meine Werte nach dem Essen zu hoch oder zu niedrig sind, nervt mich das. Tandoori beim Inder würde ich wahrscheinlich nicht bestellen, sondern eher etwas, das ich besser erkenne, bei dem ich weiß, was darin ist. Durcheinander kann ich nicht leiden. „Mischmasch“ probiere ich zwar schon aus, aber ich esse es nur ab und zu.

BSL/Friederike: Stell dir vor, du sitzt bei deinem Lieblingsitaliener um die Ecke und bestellst dir eine Pizza. Mit welchen „Diabetes-Gedanken“ ist die Bestellung verbunden?

Manuela: (lacht) Ich mag gar keine Pizza. Aber Pasta aus dem Parmesanleib würde ich essen. Aber dann wird es schwer. Ich überlege mir, wie viele Gramm Nudeln ich da vor mir habe, wie es mit dem Fett ist, das ja die Kohlenhydrate verzögert. Außerdem frage ich mich, ob das mit dem Käse nicht zu viel ist und ich vielleicht schon nach einigen Gabeln satt bin. Was mache ich dann, wenn ich das Insulin schon für die ganze Menge gespritzt und eigentlich keinen Hunger habe, dann müsste ich es ja über Saft oder sonst irgendwas kompensieren. Das sind so die Gedanken, die ich mir mache.

BSL/Friederike: Viele Menschen glauben, dass man als Diabetiker keinen Zucker essen dürfe. Aber wie so oft macht es ja bei uns Diabetikern auch die Menge. Wie handhabst du es mit dem Zucker?

Manuela: Ich esse eigentlich stinknormal Zucker. Wenn ich backe, dann mit normalem Zucker. Ab und zu experimentiere ich mit Zuckerersatz, aber das ist dann nur für mich, weil die anderen es nicht mögen. Die schmecken das sofort. Und ansonsten esse ich Zucker und kalkuliere das ein und berechne es. Aber eine Süßstofffreundin bin ich nicht.

BSL/Friederike: Gibt es Dinge, die du seit der Diagnose gar nicht mehr isst?

Manuela: Dinge, die ich gar nicht mehr esse, gibt es nicht. Aber manches esse ich seltener, weil ich bisher einfach nicht weiß, wie ich es berechnen soll. Dann komme ich entweder zu tief oder zu hoch raus. Darauf habe ich nicht ständig Lust. Nach dem Essen zu unterzuckern, ist für mich das Unangenehmste, da bin ich lieber etwas höher. Was ich auch gar nicht leiden kann, wenn ich Stunden nach dem Essen hoch gehe und es ewig dauert, bis ich wieder im Normbereich bin. Das nervt mich. Essen, bei dem das passiert, esse ich zwar schon. Aber eher kontrolliert und gering.

BSL/Friederike: Hast du ein diabetisches Lieblingsessen, das sich in besonderer Weise auf deinen Blutzucker auswirkt?

Manuela: Kartoffeln. Also nicht frittiert. Aber bei Salzkartoffeln, Pellkartoffeln und alles was mit Kartoffeln ist, verläuft mein Blutzucker schön glatt und geschmeidig. Und wenn ich niedrig bin, dann esse ich Gummibärchen.

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Uli (41 Jahre, Typ-2-Diabetiker)

Uli

BSL/Friederike: Wann wurde der Diabetes bei dir diagnostiziert?

Uli: Mein Monster wurde im September 2013 diagnostiziert, wobei der Doc davon ausgeht, dass ich ihn schon viel länger habe. Es war erst mal ein Schlag, vor allem, weil für mich auch relativ schnell die ICT kam.

BSL/Friederike: Was hat sich seitdem in deinem Leben verändert?

Uli: Ich habe meine Lebensweise und vor allem die Ernährung sehr sehr schnell umgestellt. Es war ein Schuss vor den „Bug“. Früher saß ich nur am PC oder auf dem Sofa, nun geht’s auch raus in die Natur. Bewegung mit dem Fahrrad und auch mit den Walking-Stöcken gehört nun zum täglichen Programm.

BSL/Friederike: Was nervt dich am meisten am Diabetes?

Uli: Am Anfang war natürlich das Spritzen dermaßen nervig, aber mittlerweile gehört es zu meinem Alltag und wir kommen gut klar. Was einfach auch noch nervig ist, ist das ständige „in den Finger stechen“. Hier ist ja aber durch das FGM von Abbott bereits Hilfe in Sicht.

BSL/Friederike: Wenn man Diabetes heilen könnte, gäbe es dann trotzdem etwas, das du gern aus deinem Leben als Diabetiker behalten würdest?

Uli: Ganz klar. Die Ernährung würde ich trotzdem fortführen. Es war zwar eine komplette Änderung, aber sie tut mir gut. Dazu natürlich die Bewegung, die mir vor der Diagnose fehlte, weil ich zu faul war. Ja, ich war zu faul. Und die Diagnose Diabetes Typ 2 war ein Schlag vor den Bug und hat mich zum Umdenken gebracht.

BSL/Friederike: Manche Dinge spielen im Leben eines Diabetikers eine große Rolle und müssen besonders beachtet werden, damit die Blutzuckereinstellung gut ist. Dazu gehört auch das Essen. Was fällt dir spontan zum Thema „Essen und Diabetes“ ein?

Uli: Das kann ich ganz kurz und knapp beantworten. Umstellung der Ernährung hilft, hier bessere, gar gute Werte zu erreichen. Ich ernähre mich überwiegend kohlenhydratarm und esse viel Gemüse und Salat. Eine gesunde Ernährung ist einfach sehr sehr wichtig.

BSL/Friederike: Stell Dir vor, du sitzt bei deinem Lieblingsitaliener um die Ecke und bestellst dir eine Pizza. Mit welchen „Diabetes-Gedanken“ ist die Bestellung verbunden?

Uli: Ich würde mir, wenn ich jetzt als Diabetiker Pizza bestelle, auf jeden Fall keine normale, sondern eine kleine Pizza bestellen. Oder gar ganz auf die Pizza verzichten und auf Salat umschwenken.

BSL/Friederike: Viele Menschen glauben, dass man als Diabetiker keinen Zucker essen dürfe. Aber wie so oft macht es ja bei uns Diabetikern auch die Menge. Wie handhabst du es mit dem Zucker?

Uli: Die Menge macht es aus. Ich versuche schon, auf Zucker zu verzichten bzw. die Menge auf ein Minimum zu reduzieren. Alternativ gibt es einfach auch mal Süßstoff oder Xucker.

BSL/Friederike: Gibt es Dinge, die du seit der Diagnose gar nicht mehr isst? Oder hast du ein neues Lieblingsessen entdeckt, das sich in besonderer Weise auf deinen Blutzucker auswirkt?

Uli: Oh ja, diese Dinger gibt es. Seit Diagnose betrete ich keine goldene Möwe mehr. Ich war dort vor der Diagnose leider zu oft. Auch mal eine Currywurst oder Pommes an der Bude habe ich gestrichen. Mein neues Lieblingsessen ist Salat mit Putenstreifen. Das mag ich sehr und es schmeckt einfach klasse.

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