Einen Diabetiker im Freundeskreis – ein Interview mit Christian

Wie verändert sich das Bild von einem Menschen nach der Diagnose für Freunde und Bekannte? Matthias hat einen Kumpel gefragt, der ihn bereits kannte, bevor der Diabetes bei ihm einzog.

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Heute stelle ich euch einen meiner guten Freunde vor, den Christian. Ihn kenne ich schon viele Jahre lang, schon bevor ich den Diabetes bekam. Also kennt er mich ohne und nun auch schon einige Jahre mit Diabetes. Immer wenn wir uns sehen, erzähle ich ihm einige Geschichten aus der Diabeteswelt und seltsamerweise interessiert er sich auch sehr für das Thema und was es dort so an Technik gibt. Nun habe ich Christian ein paar Fragen gestellt. Lest selbst, was er dazu zu sagen hatte.

Stell dich doch kurz vor:

Ich bin Christian, wohne in Hamburg und bin 26 Jahre alt. Ich arbeite als Mediengestalter für Bild- und Tontechnik in der Post-Production.

Was sagte dir die Krankheit Diabetes, bevor wir uns kennenlernten?

Diabetes gab es in meinem Umkreis eigentlich gar nicht. Ein bisschen Kontakt damit habe ich durch meine langjährige Erfahrung in der Jugendarbeit gemacht, aber eher am Rande. Ich wusste eigentlich nur, dass die Menschen mit Diabetes darauf achten müssen, was sie essen. Was Diabetes aber eigentlich für eine Lebensumstellung bedeutet, das war mir überhaupt nicht bewusst. Ganz zu schweigen von der Überwindung, sich in der Jugend selbst eine Spritze zu geben. Da habe ich wirklich großen Respekt vor. Gerade bei wirklich jungen Menschen finde ich es beachtlich, Diabetes selbst zu managen.

Wie siehst du den Diabetes, seitdem du mich damit kennst und ich dir immer davon erzähle?

Das, was ich durch dich mitbekomme, ist für mich schon eine krasse Umstellung. Man muss sich total viel mit Nahrungsmitteln auseinandersetzen und lernen, wie sich Nahrung auf den Körper auswirkt. Im Grunde bist du ein wandelndes Kohlenhydratlexikon. Dass man immer diese Hintergedanken hat, egal was man essen möchte, ist schon heftig. Ich glaube, nicht jeder versteht das. Du hast mir mal eine Geschichte erzählt von einer nächtlichen Unterzuckerung und wie so etwas enden kann. Damit kann sicher nicht jeder so einfach umgehen oder das verstehen. Das ist schon eine große Umstellung. Ich sehe das ja schon ein wenig anders durch dich und für andere ist es sicher auch ne geringe Einstellung, aber dafür kenne ich mich zu wenig mit dem Thema aus.

Hat sich deine Sicht auf mich durch den Diabetes verändert? Achtest du auf irgendetwas?

Im Grunde habe ich das nicht. Ich glaube, es gibt sicher Leute, die damit nicht so gut umgehen wie du. Du bist schon früher ein Querkopf gewesen und bist es immer noch. Du konntest schon immer mit Dingen umgehen und hast dein Leben genommen, wie es ist. Du hast dich schon früher nie einschränken lassen und deine Sachen durchgezogen. Durch deine Arbeit im Diabetesbereich hast du jetzt auch einiges erreicht. Du zeigst sogar mir die neusten Sachen und erzählst viel und ich interessiere mich dafür. Ein bisschen im Hinterkopf hat man das natürlich immer. In dem Moment, wo du etwas zu dir nimmst oder man weiß, dass ein Diabetiker dabei ist, dann schau ich schon oder frage auch mal nach, ob ich noch etwas Spezielles einkaufen soll oder so, aber Angst habe ich eigentlich gar keine.

Wie würdest du reagieren, wenn du morgen eine Diabetesdiagnose bekommst?

Durch dich wüsste ich im Groben, was auf mich zukommen würde, und ich weiß, dass es eine große Umstellung für mich wäre. Die Diagnose ist sicher nicht schön, denn in einem gewissen Sinne ist man sicher eingeschränkt, aber ich glaube, dadurch, dass ich dich kenne und weiß, wie du damit umgehst, könnte ich damit besser umgehen. Vor allem, da ich weiß, es gibt Pumpen und ich eine höllische Angst vor Spritzen habe. Ich kann mir das nicht mal mit angucken. Wenn mir so etwas früher passiert wäre, dann wäre es heutzutage immer noch eine große Überwindung für mich. Ich bin froh, dass der Stand der Technik so was erleichtern kann. Aber ich denke schon irgendwie, wenn es kommt, dann kommt es eben.

Was hältst du von der Community und dem Bloggen im Diabetesbereich?

Ich glaube, früher war man sehr alleine mit dem Problem, aber durch die Communitys ist eben eine Plattform entstanden, auch für Menschen, denen es nicht so leicht fällt, sich zu öffnen. Sie können einfach schneller Kontakte finden und sich darüber austauschen. Es ist viel einfacher geworden, sich über neuste Technik und dergleichen zu informieren. Communityarbeit ist einfach unglaublich wichtig. Im medizinischen Bereich gibt es sicherlich viel Schrott auf dem Markt, und dass da eine Community hintersteht, die solche Geräte mal testet und auch hinterfragt, ist super, schließlich guckt jeder Mensch nahezu alles im Internet nach. Es ist auf jeden Fall eine große Hilfe. Danke nochmal an Christian, dass er das Interview mitgemacht hat. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht.

2 Kommentare zu “Einen Diabetiker im Freundeskreis – ein Interview mit Christian

  1. Hi,

    danke für das Posten des Interviews. Ich find es cool, wie “locker” dein Freund damit umgehen kann und das er sich dafür interessiert … bei mir auf der Schule ziemlich das Gegenteil 🙂

    Wünsch euch noch alles Gute

    1. Hey wie auch immer du heißt :D,

      Danke für deine positiven Worte. Schade, dass es bei dir auf der Schule so anders ist. Ich weiß leider nicht wie alt du bist, aber vielleicht hängt es auch damit zusammen. Irgendwann werden sie es sicher anders sehen, keine Sorge.

      Liebe Grüße

      Matthias

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