„Oma sagt, du darfst das nicht essen!“ – TOP 5 Konter gegen blöde Vorurteile

Diabetiker sind cool - Schriftzug

„Hast du etwa Zucker?“ – Ja, zuhause in der Vorratskammer. Lea sagt uns, wie sie blöde Vorurteile zum Diabetes kontert!

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Viele Artikel in der Lounge drehen sich um Vorurteile und Diskriminierungen, mit denen Menschen mit Diabetes tagtäglich konfrontiert werden. Der allgemeine Ratschlag lautet: Ruhig bleiben und die armen Seelen aufklären, die solche Behauptungen verstreuen. Doch natürlich gibt es auch Menschen, die sich nicht belehren lassen, die auf ihre Meinung pochen und lieber andere Menschen mit ebendieser verletzen, anstatt vernünftig zu argumentieren. In solchen Momenten muss ich mich daran erinnern, dass es nichts bringt, wenn ich mich über Uneinsichtige aufrege – außer, dass sich meine gute Laune in Luft auflöst. Für solche Situationen, in denen ich am liebsten einfach frustriert aufschreien würde, habe ich versucht, mir ein paar gute Konter zu überlegen. Manche sind so witzlos und flach wie das besserwisserische Gegenüber, sollen mir aber beim Positivbleiben helfen.
Diabetiker sind cool - Schriftzug
Quelle: Lea Raak – Lea, Bente und Tine sind „süß“ und cool!

#1 „Hast du etwa Zucker?“ – Ja, zuhause in der Vorratskammer.

Mitleidig starrt die Freundin meiner Oma auf meine Insulinpumpe. „Was ist denn das? Hast du etwa Zucker?“ Ja. Und zwar zuhause in der Vorratskammer. Der Begriff „Zucker“ ist für mich am denkbar schlechtesten gewählt, möchte man doch die Vorurteile abbauen, Diabetes würde durch übermäßigen Zuckerkonsum verursacht werden. Wenn ich aber erkläre, dass es sich bei dem „Zucker“ wohl höchstens um den Blutzucker handelt und ich so viel essen darf, wie ich will, Hauptsache, ich spritze dafür Insulin, kommen trotzdem nur mitleidige Blicke von den älteren Herrschaften. „Du musst doch aufpassen, was du isst!“

#2 „Darfst du das denn überhaupt (noch) essen?“

Das ist wohl das meistgenannte Vorurteil überhaupt. Plötzlich bekam ich von den Verwandten an Weihnachten überhaupt keine Schokolade mehr und wusste gar nicht, wie ich meine Vorräte aufstocken sollte. Anscheinend zeigt der Satz „Aber ich darf doch Süßes essen“ keinerlei Wirkung. Also, Freunde des Kaffeeklatsches, noch mal langsam und zum Mitlesen: Ich lebe nun schon länger mit Diabetes, ihr seht, ich bin gesund und glücklich. Ich werde dieses Stück Kuchen jetzt essen. Guten Appetit.

#3 „Ich würde das mit dem Spritzen ja nie schaffen“

Das gaben einige meiner Mitschüler mit vor Mitleid und Angst weit aufgerissenen Augen zu. Dafür gibt es wirklich nur einen Spruch, der alle zum Schweigen bringt (oder die Augen noch größer werden lässt): Doch, denn du würdest nicht sterben wollen. Es gibt keine Wahl. Oder für die Dramatiker: Würde ich kein Insulin spritzen, wäre ich jetzt tot. Dabei wissen wir ja alle: So schlimm ist das Spritzen nun wirklich nicht und natürlich sind die Thrombose-Spritzen nichts anderes.

#4 „Du hast bestimmt als Kind zu viel Zucker gegessen und deswegen jetzt Diabetes“

Charmant, mir vorzuwerfen, ich wäre selbst schuld an meiner chronischen Erkrankung. Hätte ich mich als Kind bloß zügeln können. Dazu fällt mir auch nach gründlichem Überlegen nichts mehr ein.

#5 „Du hast Diabetes? Aber du bist doch gar nicht dick.“

Wow. Das traurigste Vorurteil, denn niemand bekommt Diabetes, nur weil er über der Norm liegt – besonders schade ist es, dass es überhaupt eine solche Norm gibt. Oder dass man die Menschen fertigmacht, die von dieser Norm abweichen. Egal, auf welcher Seite. Ein Konter, der mir auf der Stelle einfällt, wäre: Ja, komisch, dass du noch nicht Diabetes bekommen hast, oder? Allerdings eine Spur zu gemein, gerade wenn man nicht zu dieser oberflächlichen Welt gehören möchte. Wie wäre es mit: Oh, ja, ich sollte unbedingt noch mehr Süßes essen und etwas zunehmen, damit ich diesem Vorurteil gerecht werden kann. Ihr merkt, gute Konter sind gar nicht so einfach, denn gute Aufklärung ist einfach so viel besser. Vielleicht sollte man diese gewissen Menschen einfach mit Fakten in Grund und Boden reden. Und hoffen, dass sie wenigstens etwas davon verstehen und weitergeben. Nun würde ich gern von euren verzwickten Situationen und guten Kontern erfahren. Fallen euch für meine Top 5 noch weitere oder bessere Sprüche ein? Oder seid ihr manchmal auch einfach genauso sprachlos wie ich? P.S.: Für manche Themen braucht man einfach ganz viel Sarkasmus.

5 Kommentare zu “„Oma sagt, du darfst das nicht essen!“ – TOP 5 Konter gegen blöde Vorurteile

  1. Toll geschrieben! Mir fällt dazu auch noch was ein… bei mir ist es eben so, dass mein Vater auch Typ-1-Diabetiker ist. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich das schon gehört habe: “Ach, dann ist es für dich ja viel einfacher, wenn dein Vater das auch hat. So kennst du ja schon alles. Stell dir vor, ich hätte Diabetes, ich wäre ja völlig überfordert….” Klaaaar, ist echt kein Problem für mich und am Anfang war ich trotz den Ratschlägen meines Vaters völlig überfordert. So antworte ich meist auch, dass ich nach über 3 Jahren an manchen Tagen einfach überfordert bin und die Werte verrückt spielen…was ist daran denn einfacher, wenn es mein Vater auch hat? NICHTS – ausser vielleicht, dass er absolutes Verständnis dafür hat.

  2. Zum Spruch: “Du hast in deinem Leben sicher zuviel Süßes gegessen” sage ich immer: “Und Du hast die Weisheit mit dem Löffel zu Dir genommen, weil du so viel davon austeilst” – von peinlichen Schweigen gefolgt. wie überhaupt kontere ich den weisen/falschen Sprüchen mit “Schön, daß du auch eine Meinung dazu hast” – mein Gegenüber freut sich noch – dann setzte ich nach “Leider die Falsche” – da kommt dann meist nichts mehr.

  3. Ich bekomme immer zu hören dass ich ja so oft krank und unkonzentriert sei, und das läge ja an meinem Diabetes und den hätte ich ja nur weil ich so Dick bin. Ich sage dann immer, “ich bin Dick weil ich das oftmals falsche esse, was zu viel Fett hat und zu wenig Bewegeung habe, aber das hat mit meinem Diabetes nichts zu tun außer die Bewegung, die könnte den Blutzucker senken”, “ich bin unkonzentriert wen ich unterzuckert oder überzuckert bin und es nicht merke, danke dass Du mich darauf hinweißt, ich sollte den mal kontrollieren” und “ja ich bin oft Krank wegen meinem Diabetes, ich habe Neuropathien, zu wenig Abwehrkräfte, Pickel, Warzen, Fußpilz, Haarausfall und weitere schlimme Sachen.” Bis auf die ersten Sachen stimmts ja, aber am Schluß setze ich noch einen drauf, “Ich bin mir ziemlich sicher dass mich das umbringt” Schweigen im Walde! “wenn ich mal ne Schokolade esse oder nen Schokoriegel, kommen immer die Sprüche: Mann Du hast Doch Diabetes, warum isst du denn son Scheiß!” oder der Hasssatz aller Diabetiker: “Sag mal tut das Deinem Diabetes gut wenn du das jetzt isst!”
    Ich sage dann mit einem theatralischen Koprumwerfen: “Vielleicht nicht, aber willst du mir den jetzt aus der Hand reißen?” Natürlich will er/Sie das nicht.

  4. Leider kommen solche Kommentare auch von Diabetikern. Gerade erst wieder in einem englischen Forum gelesen:

    “My BIL [brother-in-law] is like that. He is huge. … William [her husband] would pick the dessert he wanted and I would have that for my dessert and William would take a taste of it. (I was not diagnosed then.) BIL would take every dessert that passed him. He is on full insulin and I don’t know what else and has many complications, but goes on eating this way. William watches what he eats and is on Metformin and Levemir and, other than retina problems when he was first diagnosed – which are under control for over a decade – he has no complications.”

    Dann kam die die Gegenfrage:

    “But does he have his bg in control but even so complications? Or has he bad bg numbers and the complications are not caused by eating what he wants but by not getting good numbers?”

    Sprich, schlechte Werte (vermutlich weil zuviel KH gegessen und mit dem Insulin eben nicht klar gekommen) oder hat er vielleicht etwa doch gute Werte (obwohl er nicht nur eine Kostprobe vom Dessert nimmt, weil er halt mit ) und trotzdem massig Spätfolgen? (das würde mich dann nämlich erschrecken, weil ich auch danach lebe: Lebe möglichst so gesund, wie auch ein “Normaler” und für alles andere gilt “Hauptsache, ich spritze dafür Insulin” und mir das gute Werte beschert.)

    Die Antwort war dann sehr erschlagend:

    “He has never been in control as he just eats what he wants. ”

    *facepalm*

    Soviel dann zum Thema “Darfst du das denn überhaupt (noch) essen?”

    IMHO wirkt das auf mich oft so, daß hier Diabetiker, die ihr Heil in einer ganz strengen low carb Diät gefunden haben (was ich ihnen niemals nehmen wollen würde), projezieren, daß alle die es anders machen, sich schlecht um ihren Diabetes kümmern. Denn sonst erscheint die eigene Anstrengung und Entbehrung ja umsonst zu sein.

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