Diabetes! – Was wäre, wenn ich morgen wieder kerngesund wäre?

„Was wäre, wenn ich morgen wieder kerngesund wäre?“ Was sich Ollis Meinung nach in ihrem Leben verändern würde, das dürft ihr jetzt im folgenden Beitrag lesen.

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Titelbild_BSL-Olivia Peters Was wäre, wenn… Ich habe mal gelernt, dass man so nicht denken soll. „Was wäre, wenn ich Sänger/Fußball Profi oder ‚einfach nur‘ kerngesund wäre?“ So von heute auf morgen, einfach weg mit dem Diabetes. Den ganzen schweren Ballast und den Rucksack voller blöder Blutzuckerwerte und verzweifelnder Momente abwerfen und so leben, als wäre nie etwas gewesen. Ein ganz normales Leben eben. Ohne diese 24/7 Kontrolle, ohne Messen, Stechen, Piksen, ungewolltes Essen und Trinken.

Darf man sich darüber schon Gedanken machen, oder eher weniger? Das habe ich mich gefragt…

Wenn man die neusten Geschehnisse in Sachen Diabetes Entwicklung betrachtet, gibt es definitiv Entdeckungs- und Forschungs-Versuche, die hoffen lassen, noch in diesem Leben einmal wieder „kerngesund“ (frei vom Diabetes) zu sein. Doch wie soll das dann gehen? Kann ich die ganzen letzten Jahre einfach so vergessen und kann ich überhaupt noch „normal“ sein? Da gibt es auch die große Frage: Will ich das überhaupt? Das klingt absurd, ich weiß. Allerdings weiß ich auch, dass niemand von uns sich die Krankheit Diabetes (egal welcher Typ) freiwillig ausgesucht hat. Doch so ein Forschungs-Ergebnis bringt ja auch immer einen Haken mit sich. Die wären im „schlimmsten“ Fall das ewige Tablettenschlucken und ungewollte Nebenwirkungen. Ist einem das dann immer noch „lieber“, als bis an sein Lebensende mit der Krankheit Diabetes zu leben? Also möchte ich lieber viele Tabletten am Tag schlucken, um dafür „frei/kerngesund“ zu sein? Oder doch lieber mit der gewohnten Routine weitermachen und mich einfach bestmöglich mit meiner Krankheit „anfreunden“? Ich weiß, dass viele Mamas + Papas, Geschwister, Verwandte, Bekannte und Freunde, die diesen Text hier lesen, alles dafür tun würden, damit der blöde Diabetes endlich wieder verschwindet. Jedoch kann ich sagen, dass nach den ersten Wochen und Jahren aus der schrecklichen Diagnose ein Alltag wird. Nicht, dass ich meinen Diabetes liebe (oh nein, wirklich nicht), aber der Diabetes gehört nun einmal zu meinem Leben. Und so blöd die Krankheit auch ist bzw. so blöd es ist, dass man überhaupt krank ist, man lernt, damit umzugehen. Jeder lernt, damit umzugehen, und da stellt man sich die Frage: „Kann ich überhaupt noch anders? Könnte ich jemals wieder leben wie ein „kerngesunder“ Mensch (Mensch ohne Diabetes)?“ Und was genau würde ich an mir oder meinem Leben/Alltag verändern, wenn eine Möglichkeit besteht, ab morgen wieder „kerngesund“ zu leben?

Ich denke, ich wäre weiterhin ich, die Olli.

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Natürlich eine andere Olli als die, die damals mit 11 Jahren Diabetes bekommen hat, aber ich würde keine 180 Grad Wende machen. Ich würde weiterhin auf meine Ernährung achten, auf Kohlenhydrate und die Nährwert Tabellen. Außerdem würde ich (wahrscheinlich) weiterhin schlagartig an meine Hosentasche greifen, weil meine Pumpe dort immer verstaut ist. Und ich würde mehr reisen. Auch wenn mir bewusst ist, dass das Reisen mit Diabetes heutzutage kein Akt der Verzweiflung ist, allerdings fühle ich mich mit der Krankheit und der notwendigen Kontrolle und Versorgung eingeschränkt. Schon allein der freie Platz im Koffer würde mich glücklich machen. ☺ Außerdem würde ich mit Sicherheit zu einer Person werden, die öfter raus geht, da ich dann keine Tasche inkl. Messgerät usw. mit mir herum tragen müsste. Ich müsste mir keine Gedanken machen, welche Auswirkungen eine lange Party Nacht auf meinen Blutzucker hat. Zudem wären diese blöden Kopfschmerzen bei hohen Blutzuckerwerten ein für alle Mal vergessen. Genauso wie das Gefühl nach einer etwas tieferen Hypoglykämie noch Tage danach, sich irgendwie „fertig“ zu fühlen. Sport wäre auch ein ganz tolles Thema, wo ich mich sehr drüber freuen würde, wenn ich mal „kerngesund“ wäre. Denn Sport ohne großartige Vor- oder Nachkontrolle muss doch einfach nur super spannend sein.

Ja, ich denke, ich würde anders werden.

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Nicht viel, aber doch schon ein bisschen. Eben freier, wilder und abenteuerlustiger (was meine Eltern mit Sicherheit nicht so toll finden würden). 😀 Doch was ich in den Jahren mit der lebenslangen Krankheit gelernt habe, sind Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen sowie Flexibilität und Kampfgeist. Es gibt, denke ich, kein größeres Projekt in meinem Leben, wo ich Tag für Tag den nötigen Kampfgeist mitbringen muss und kann.

Es ist ein ganz tolles Gefühl, zu wissen, dass immer weitergeforscht wird und sich mehr Möglichkeiten bieten.

Allerdings, so denke ich, darf man sich nicht zwanghaft an den Gedanken klammern, noch in diesem Leben wieder vollständig gesund zu werden. Entweder müssen wir Tabletten schlucken, um ein „fast“ normales Leben zu führen, oder wir „schlagen“ uns weiter mit unserem Diabetes durch das wilde Leben. So oder so wird es immer eine „Einschränkung“ in unserem Leben geben, es sei denn, es geschehen noch Zeichen und Wunder.

Mein Fazit

Bild3_was wäre wenn...BSL_Olivia Peters Ich denke, ich wäre ein guter Kandidat für den Test, wieder „kerngesund“ zu werden. Allerdings müsste ich natürlich vorher wissen, was ich mir dann alles zufügen muss, um den Status „gesunder Mensch“ aufrechtzuerhalten. Würde ich beispielsweise von verschriebenen Tabletten sehr viel zunehmen oder andere körperliche Einschränkungen haben, könnte ich mir nicht vorstellen, dass ich noch daran Spaß habe, „gesund“ zu sein. Dafür habe ich mich zu sehr an meinen Diabetes gewöhnt. Wir haben eine Routine mit mehr oder weniger kleinen Berg- und Talfahrten, aber an sich sind wir ein eingespieltes Team. Ich mag mein Leben mit Diabetes, genauso wie ich es ohne Diabetes mögen würde. Dennoch hoffe ich, für alle Menschen, die in Zukunft noch Diabetes bekommen und aktuell bekommen haben, dass wir vielleicht eines Tages (peu à peu) ein Stückchen weiter kommen. Weiter in der Entwicklung, weiter im „normalen“ Leben und weiter mit Heilungs- und Verbesserungschancen. ☺

Und was denkst du darüber?

Wie siehst du das denn, das ganze Projekt „Was wäre, wenn ich eines Tages wieder kerngesund wäre?“? Gerne kannst du deine Meinung mit mir und allen anderen in einem Kommentar hier unter diesem Beitrag teilen und uns schreiben, wie du darüber denkst. Außerdem kannst du sehr gerne den Satz „Wenn ich wieder kerngesund wäre, dann würde ich…“ vervollständigen. Zum Beispiel: Wenn ich wieder kerngesund wäre, dann würde ich… erst einmal all die Dinge essen, bei denen ich mich in den letzten Jahren (wegen meines Diabetes) eingeschränkt habe.“ Oder: „… dann würde ich mir einen Kurzurlaub buchen, um die neu gewonnene Freiheit (ohne Pumpe, Pen, Nadeln, Messgerät…) am Strand auszukosten.“ Ich freue mich jetzt schon darauf, viele solcher Sätze zu lesen! ☺

2 Kommentare zu “Diabetes! – Was wäre, wenn ich morgen wieder kerngesund wäre?

  1. Ich finde an sich kann man schon “sehr normal” mit Diabetes leben, wären da nicht die Tiefen wie Konzentrationsschwäche, Muskelschwäche, Kopfschmerzen, Durst so wie man ihn nie erleben würde, Schwindel …. usw… .
    Aber ich wüsste nicht ob ich ohne überhaupt noch leben kann, da ich denke es läuft alles so nebenher wie das tägliche Zähneputzen. Natürlich ist es Zeitaufwendig und Platzaufwendig wenn man fortgeht aber es stärkt ein unglaublich und man wird wenn man alles selbst machen muss verantwortungsbewusster und selbständiger als ohne Diabetes. Ich wäre nie so selbstständig geworden hätte ich kein Diabetes bekommen. Es ist wie ein Rucksack den man mit sich tragen muss aber es kann einem auch viel bringen.

    1. Liebe Nadja,

      vielen Dank für deine Worte. Ich denke du schreibst das, was viele andere Diabetiker auch so denken/ empfinden. Natürlich müssen wir den Rucksack -Diabetes- jeden Tag mit uns herum tragen, ja an manchen Tagen müssen wir ihn regelrecht schleppen, ABER so ist es nun einmal.

      Und schließlich alles in Leben bringt uns in irgendeiner Art und Weise weiter und wenn wir unsere Krankheit dafür nutzen können uns persönlich zu entwickeln, dann auch noch im positiven Sinne, ist dagegen denke ich absolut nichts einzuwenden. ☺

      Danke für deinen Kommentar & liebe Grüße,
      Olli

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