Doping mit Insulin?

Die Olympischen Spiele in Rio standen im August an. Dopingkontrollen der Spitzensportler sind hier gang und gäbe, damit sich keiner einen wettbewerbsverfälschenden Vorteil verschaffen kann. Aber wie ist das mit Insulin? Ist das auch Doping? Luca hat recherchiert.

Weiterlesen...

Da die Vorschriften der Sportorganisationen immer strenger und die analytischen Methoden immer genauer werden, sind die Sportler immer auf der Suche nach neuen Mitteln. Für uns als Diabetiker unvorstellbar, verwenden manche Sportler auch Insulin zur Förderung des Muskelzuwachses. Doch was bewirkt Insulin konkret im Körper? Und ist der Missbrauch überhaupt nachweisbar, da ja jeder Nicht-Diabetiker auch selbst Insulin produziert? Ich habe mich ein bisschen schlaugemacht und werde die wichtigsten Fakten zusammenfassen.
Focus Pocus LTD - fotolia.com
Focus Pocus LTD – fotolia.com

Der Schein trügt

Durch Insulin wird die Wirkung von Wachstumshormon und Anabolika wie Testosteron unterstützt. Aber Insulin ist nicht nur bei Bodybuildern beliebt, sondern auch bei Läufern zur Förderung der Ausdauer. Die Blutzuckeraufnahme kann um das Zwölffache gesteigert werden! Was auf den ersten Blick verlockend erscheint, zeigt bei genauerem Betrachten deutliche Risiken für den Körper auf, wie zum Beispiel starke Unterzuckerungen und Störungen im Fett– und Kohlenhydratstoffwechsel. Denn: Insulin macht nicht nur „dicke Arme“, sondern auch das Zellwachstum anderer Organe ist betroffen. Fakt ist: Unser Körper lässt sich nicht so einfach hinters Licht führen. Um den Traumkörper zu erhalten, bedarf es mehr als nur ein paar Spritzen am Tag. Die Schwierigkeit besteht darin, die angebliche „Zaubermixtur“ aus Insulin und Glukose im richtigen Verhältnis zu dosieren, um den gewünschten Effekt zu erhalten, ohne jedoch eine ernst zu nehmende Unterzuckerung zu riskieren, die im schlimmsten Fall vom Koma bis hin zu Hirnschäden oder gar dem Tod führen kann. Insulindoping Wie ist es möglich, ohne Diabetes an den begehrten Stoff zu gelangen?? Meistens „leihen“ sich die Sportler das Insulin von Diabetikern aus der Verwandtschaft oder dem Freundeskreis. Für Leute wie uns, die tatsächlich von Insulinzufuhr abhängig sind, ist es natürlich kein wettbewerbsverfälschender Vorteil, sondern eine Notwendigkeit!

Lügen haben kurze Beine…

Da die Wirkzeit von Insulin meistens nur wenige Stunden anhält, ist diese Art des Dopings nur schwer nachweisbar. Noch immer wird bei Kontrollen im Leistungssport (Profisport) auf den Nachweis von Insulin im Blut verzichtet, obwohl bereits ein fünfjähriges Insulinverbot besteht. Trotz der Tatsache, dass nicht pauschal nach Insulin im Blut gefahndet wird, ist es gut möglich, dass eine plötzliche und massive Leistungssteigerung der Sportler auffällt und dann doch mal genauer hingeschaut wird. Nimmt ein Diabetiker an Wettbewerben im Leistungssport teil, muss er dies auf jeden Fall vorab bekannt geben.

Sollten Diabetiker bei den Paralympics teilnehmen?

Zu Olympia gehören natürlich auch die Paralympics. Eine Frage, die sich mir schon öfters gestellt hat, erscheint hier nun passend: Sollten Diabetiker bei den Paralympics teilnehmen? Denn es gibt Typ-1-Diabetiker mit einem Behinderungsgrad von 50. Um Höchstleistungen im Sport erbringen zu können, ist ein guter Blutzucker im Normalbereich notwendig. Eine Überzuckerung vor dem Sport schränkt das Leistungsvermögen ebenso ein wie ein zu niedriger Blutzucker. Konzentrationsschwächen können somit leicht entstehen, die im Profibereich nicht verziehen werden. Meiner Meinung nach ist das ein einschränkender Nachteil gegenüber Nicht-Diabetikern, der auf jeden Fall berücksichtigt werden sollte. Daher finde ich dieses Thema durchaus diskussionswürdig und würde mich über eure Meinungen freuen 🙂

11 Kommentare zu “Doping mit Insulin?

  1. Der durchschnittliche Diabetesbetroffene gehört meines Erachtens nicht in die Kategorie “Paralympics” und ganz allgemein nicht speziell separiert. Zahlreiche Leistungssportler mit Diabetes sind Mitglieder ganz normaler Mannschaften (Fussball / Eishockey) oder sind als sehr erfolgreiche Gewichtheber nicht ganz unbekannt.
    Der durchschnittliche Diabetesbetroffene lebt ein ganz normales Leben und lässt sich durch den Diabetes nicht behindern.
    Ich bin glücklich darüber, dass wir in der Schweiz keine Behinderungsgrade für Diabetesbetroffene kennen.
    Wir setzen uns dafür ein, dass diabetesbetroffenen Jugendlichen der Weg in möglichst alle Berufsausbildungen offen steht. Eine Separierung von Diabetesbetroffenen ist mir in jeglicher Hinsicht ein Dorn im Auge.

    1. Ich möchte mich den Worten von Hut voll und ganz anschließen. Diabetiker bei den Paralympics würde ich als Affront gegenüber jenen sehen, die wirklich behindert sind und großartige Leistungen erbringen.
      Abgesehen von der Tatsache, dass ich einige Plättchen Traubenzucker mit mir herumtrage, sehe ich beim Sporteln keinerlei Unterschied zu den Nicht-Diabetikern, ebenso wenig beim Reisen, beim gesellschaftlichen Leben oder bei kulinarischen Genüssen.
      Bei der Teilnahme an verschiedenen Volksläufen konnte ich meinen BZ-Wert leicht auf ca. 200 beim Start anheben und damit hatte ich ganz sicher einen Vorteil gegenüber den Nicht-Diabetikern (bei meinem Leistungsstand sicher nicht sehr bedeutend). Über Insulin-Doping habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, aber auch damit scheinen Diabetiker Vorteile gegenüber Nicht-Diabetikern zu haben und manche werden sie wohl auch nützen.

  2. Hier werden vermutlich einige Dinge vermischt.

    Der Grad der Schwerbehinderung wurde in Deutschland aus 2 Gründen eingeführt:
    a) damit wollte sich der Finanzminister aus der Verantwortung stehlen, Mehraufwendungen aufgrund einer Erkrankung anerkennen zu müssen im Rahmen der jährlichen Steuererklärung.
    b) Ab SchwGrad (ab 30% als Gleichgestellter) 50% greifen arbeitsrechtliche Schutzrechte.

    Ob nun Diabetiker (und zwar nur Typ 1) unbedingt an der Paralympics teilnehmen sollten oder nicht, vermag ich nicht zu entscheiden. Unbestritten ist allerdings, dass wir aufgrund der Weiterentwicklung der Insuline und der Medizintechnik “fast” normal leben können. Allerdings ist das nur möglich, wenn wir mitdenken (trotzt aller Werbehypen) , denn die Insulinpumpe macht das nicht eigenständig – unsere Entscheidung ist gefordert!
    Und es sind nicht die Traubenzuckerplättchen, mit denen wir das leicht regeln. Es gehört mehr dazu.

    Eine Anmerkung am Rande:
    Ich finde das Verstecken hinter anonymen Kürzeln sehr feige!

  3. Ich denke nicht, dass sich irgendjemand von uns hinter anonymen Kürzeln verstecken wollte. Welchen Grund sollten wir auch haben?

    Hut ist einer der bekanntesten Diabetiker im deutschsprachigen Raum, sein Engagement für seine diabetischen Landsleute ist weit über die Schweizer Grenzen hinaus bekannt und auch respektiert. Jeder kennt ihn nur unter dem Namen “Hut”, wie er wirklich heißt, wissen wohl nur wenige. Ich selbst habe mich, wie die meisten anderen hier auf der Plattform mit meinem Vornamen eingetragen.

    Natürlich will ich Dir recht geben, dass Traubenzucker für die Diabetes-Therapie nicht ausreichend ist. Man benötigt eine gute Schulung und um sinnvoll Sport auszuüben, muss man auch mit sich selbst testen, da jeder Diabetiker anders bei sportlicher Aktivität reagiert.

    Es ging mir um die konkrete Sportausübung. Da habe ich natürlich nicht mehr als einige Traubenzuckerplättchen zur Verfügung. Und diese sind auch völlig ausreichend, um die einzige Gefahr, eine mögliche Hypoglykämie, abzuwenden. Dies natürlich unter der Voraussetzung, dass man, wie angeblich 89% der Diabetiker, über eine normale Hypo-Wahrnehmung verfügt.

    Ich werde ganz sicher nicht einen Marathon mit BZ-Messgerät und Insulin laufen und kenne auch keine Diabetiker in meinem Umkreis, die das tun. Wir wollen uns so frei wie möglich bewegen können und in einer akzeptablen Zeit das Ziel erreichen.

    Wer seine Hypos nicht erkennt, kann ein Hypo-Wahrnehmungs-Training machen. Sollte dieses nichts nützen, muss er/sie wohl auf Medizin-technische Hilfsmittel wie CGMs zurückgreifen, die natürlich bei vielen Sportarten (und auch anderen Lebenssituationen) eine hinderliche Last darstellen können. Im Spitzensport wird im allgemeinen auf derartige Medizin-technische Hilfsmittel verzichtet. Außer Chris Jarvis ist mir z.B. kein diabetischer Spitzensportler mit Pumpe bekannt.

  4. M.S. als schwerbehinderter bei den Paraolympics, ich lach mich kaputt. X Leistungssportler sind Diabetiker und vollbringen Höchstleisstungen weil sie Sportler. Ich bin Diabetiker und das schließt mich von nichts aus, auch wenn es manchmal Hürden zu überwinden gibt, die ohne Diabetes vielleicht leichter wären, dafür gibt es genügen andere Problem mit denen jeder selbst fertig werden muss, Also lass mal den Diabetiker weg und sei einfach nur MENSCH.

Schreibe einen Kommentar