Dinge, die einen Pumpen-Neuling verraten

Was kommt bei der Umstellung auf eine Insulinpumpe auf einen zu? Welche Herausforderungen bringt dieses neue, kleine Teil mit sich? Caro hat viele Punkte zusammengefasst. Die gute Nachricht ist: Man gewöhnt sich an alles!

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#1 Schleichgang – Learning by feeling

Plötzlich hängt da ein Kasten permanent an dir dran. Ob mit einem Clip am Hosenbund, in der Hosentasche oder (bei Patchpumpen) am Oberarm – irgendwie wird man immer etwas „breiter“, sobald eine externe Bauchspeicheldrüse ihre Dienste aufnimmt. Im Gegensatz zu dem Hüftspeck, den man sich über Wochen oder Monate angefuttert hat, ist diese Art des Breitenwachstums anders – nämlich um ein Vielfaches schneller. Man ist es als neuer Pumpenbesitzer schlicht nicht gewohnt. Und so verrät man sich zu Beginn seiner Pumpenkarriere leicht: Türpfosten, Autotüren, Geländer, Schubladengriffe oder Tischkanten sind gerade in der Anfangszeit sehr „beliebte“ Frustspender. Nicht selten hörte man mich in den ersten Tagen und Wochen meiner Pumpenkarriere die Einrichtungsgegenstände lauthals fluchend anschreien. Was erlaubt der Tisch sich auch, mein neues Pumpen-Baby zu zerkratzen oder gar den Katheter herauszureißen?! Da ich zu meinem Leidwesen feststellen musste, dass Möbel ziemlich beratungsresistent und stur sind und einfach nicht umsichtig zur Seite weichen, wenn ich vorbeispaziere, entwickelte ich wie viele Pumpenträger auch den typischen Schleichgang. Den meisten Gefahrenquellen wird (mehr oder weniger) geschickt und (mehr oder weniger) erfolgreich ausgewichen – und die Möbel dürfen bleiben, wo sie sind.

#2 Bettgeschichten

Wer kennt es nicht? Im Pumpenschlauch verheddert, mit schmerzhaft ziehendem Katheter und einem wundervollen Abdruck der Bedienknöpfe auf der Haut wacht man völlig erschöpft am Morgen auf und fragt sich: Werde ich jemals wieder durchschlafen? Ständig wacht man nachts auf, weil der neue Kumpel vibriert, mit einem lauten Knall aus dem Bett fällt, man unangenehm auf ihm drauf liegt oder sich (wie auch immer!) so sehr unter die Decke gewühlt hat, dass es unmöglich ist, sich zuzudecken. Die eine oder andere Nacht habe ich so verbracht. Clip, Bauchband und Oberschenkelgurt haben mich nie zufrieden gestellt und so habe ich beschlossen, mich durchzubeißen. Viele schlaflose Nächte und verkaterte Morgen später sind meine Pumpine und ich eine Art Symbiose eingegangen. Beim Umdrehen greife ich sie automatisch mit und sollte ich mich doch einmal verheddern, habe ich mich mit zwei Handgriffen wieder entwirrt. Also, liebe Pumpen-Neulinge: Nicht verzweifeln. Man gewöhnt sich an ALLES!
fotolia.com - faithie
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#3 Quengeleien

„BZ Messen“, „BZ hoch“, „Erinnerung an Set-Wechsel“, „Batterie leer“ – diese und viele weitere Meldungen machen das Leben durch eine Pumpe simpler, diziplinierter und angenehmer…meistens. Grade in der Anfangszeit macht Viele das ständige Piepen, Vibrieren und Alarmieren wahnsinnig. Diejenigen, die schon einmal ein CGM-System getragen haben, nicken jetzt vermutlich besonders energisch. Ständig scheint man auf das kleine, leuchtende Display zu schauen. Was will die Pumpe? Ist alles in Ordnung? Was ist nun schon wieder los? Ein klein wenig Nervosität begleitet wohl jeden Blick zur Pumpe zu Beginn einer Pumpentherapie. Jedes Handyklingeln oder -vibrieren scheint plötzlich das aufmerksamkeitheischende Pumpen-Baby zu sein – bis man schließlich nichts mehr hört. Denn auch das, liebe Pumpen-Starter, geht vorbei.  Dann wundert man sich plötzlich, warum vier Menschen auf dem Sofa gleichzeitig nach ihren Handys wühlen und sich völlig entnervt gegenseitig fragen, wessen Handy denn hier zum hundertsten Male vibriert – während man selbst die dutzend Vibrationsalarme geflissentlich ausgeblendet hat.

#4 Alltagsprobleme

Wenn eine Pumpe auf Dauer einzieht, steht man plötzlich vor Problemen, die man früher noch nicht hatte…
  • Plötzlich muss man sich fragen: Wohin mit der Pumpe am Strand? Gebe ich vorher einen Bolus? Reduziere ich die Basalrate vor, bei oder nach dem Sport? Wie war das mit dem dualen Bolus? Das sind natürlich nur einige von vielen hundert Fragen, die durch eine neue Therapieform immer entstehen.
  • Katheterwechsel dauern mindestens 15 Minuten, denn natürlich muss man den gesamten Text der Schritt-für-Schritt-Anleitung auf dem Display der Pumpe noch einmal genau durchlesen, vorher noch desinfizieren und jedes Mal ein neues Reservoir befüllen – genau so hat man es schließlich in der Pumpenschulung gelernt!
  • Auf der Toilette während des Shopping-Trips in der nächsten Stadt zieht man sich die Hose runter und zack steht man katheterlos da. Natürlich hat man nicht an einen Ersatzkatheter gedacht – und plötzlich wird einem auch klar, dass der Pen vielleicht doch ganz sinnvoll für unterwegs gewesen wäre und nicht nur als Notfalllösung für einen eventuellen Pumpenausfall.
  • Wie erkläre ich meinen Arbeitskollegen, der netten Frau hinter mir an der Kasse oder dem Dozenten im Hörsaal, was für ein Gerät ich da mit mir herumtrage und dass es weder ein Smartphone noch ein Pieper, MP3-Player oder gar ein Strahlenmessgerät ist?
…die sich aber nach einer gewissen Eingewöhnungsphase auch größtenteils auflösen. Denn irgendwann sind Ersatzkatheter überall deponiert, Katheterwechsel funktioneren auch nachts um halb 3 Uhr im Halbschlaf ganz hervorragend und dank der Community ist man auf die nächste blöde Frage definitiv mit einem guten Spruch vorbereitet. Dort findet man natürlich auch immer Tipps hinsichtlich des Umgangs mit der Technik, Verstaumöglichkeiten (Siehe: Wohin mit der Pumpe am Strand?) oder Therapieerfahrungen.
fotolia.com - vege
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Seid also ganz beruhigt, wenn ihr euch auf diese neue, spannende und herausfordernde Art des Diabetesmanagements einlasst. Ihr werdet den Dreh bald raushaben und gehört dann selbst bald zu den „erfahrenen, alten Hasen“, die über sich selbst in der Anfangsphase schmunzeln können 😉 Richtig, ihr Hasen?

Ein Kommentar zu “Dinge, die einen Pumpen-Neuling verraten

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