Die Liebe, der Diabetes und ich

Der Diabetes und die Liebe: Manchmal vertragen sich die beiden, manchmal weniger. Nadja berichtet von den Aufs und Abs ihrer Beziehung.

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Hallo ihr Lieben, heute bekommt ihr einen ganz privaten Einblick in mein Liebesleben. Vor 8 Jahren habe ich Florian kennen gelernt und auch, wenn es keine Liebe auf den ersten Blick war, haben wir uns 3 Jahre später in das Abenteuer Beziehung gestürzt. Damals waren wir gerade 18. Ein Alter, in dem man sich schon unglaublich erwachsen fühlt, es jedoch bei weitem noch nicht ist. Unser erster Versuch ging ziemlich schief. Wir waren damals beide ziemliche Sturköpfe. Aber auch mein Diabetes hat einen großen Teil dazu beigetragen. Ich befand mich damals in der späten Trotzphase. Der Diabetes war mir lästig. Ich fand meinen Diabetes unwichtig. Das war ein Fehler. Denn er hatte enorme Ausmaße auf meine Beziehung.

Wie sich der Diabetes auf meine Beziehung ausgewirkt hat

Durch die hohen Blutzuckerwerte war ich oft schlapp und habe am Nachmittag nach der Schule fast immer geschlafen. Abends war ich dann natürlich wieder relativ fit und agil. Die Tageszeit, wenn mein Freund nach einem 8-stündigen Arbeitstag heimgekommen ist. Warum will er nichts mit mir machen? Warum will er jetzt lieber Zeit für sich allein? Damals habe ich das noch nicht verstanden und schon gar nicht toleriert. Inzwischen verstehe auch ich, dass man sich nach einer kompletten Tagesschicht manchmal einfach allein auf seine Couch verziehen möchte. Das nächste Problem, das wir hatten, waren die durch Unterzuckerungen bedingten Wutausbrüche. Ich kann mich noch genau dran erinnern, dass ich Florian meinen USB-Stick mit wichtigen Unterlagen ausgeliehen hatte. Eines Nachmittags wollte er sich dann einen Scherz mit mir erlauben und hat behauptet, er habe aus Versehen alles auf dem Stick gelöscht. Leider hatte er einen Zeitpunkt erwischt, in dem ich gerade einen Unterzucker bemerkt hatte. Ich habe das halbe Haus zusammengebrüllt und einen Tobsuchtsanfall vom Feinsten bekommen. Zehn Minuten später tat mir die ganze Sache fürchterlich leid und ich habe mich in Grund und Boden geschämt. Unter normalen Bedingungen wäre ich wohl auch wütend geworden, aber bestimmt nicht so extrem. Inzwischen erkennt Florian teilweise vor mir meine Unterzucker, laut ihm wird meine Stimme dann zittrig.

Auch die Beziehung hatte Auswirkung auf den Diabetes

Umgekehrt hat meine Beziehung aber auch meinen Diabetes beeinflusst. Wenn wir großen Streit hatten, habe ich durch den emotionalen Stress teilweise einen ganzen Tag lang nichts gegessen. Eines Abends stand ich kurz vor der Ohnmacht. Das flatterige, unwohle Gefühl habe ich damals nicht als Unterzucker interpretiert, sondern einfach nur als Aufregung. Gott sei Dank bemerkte ein guter Freund meinen leeren Blick und das Zittern und hat mich hingelegt und mir Saft eingeflößt.

Jede gute Geschichte hat ein Happy End

Dass ihr aber auch erfahrt, wie meine Liebesgeschichte ausgegangen ist: Wir haben uns damals dann nach 9 Monaten schmerzlich voneinander getrennt. Irgendwie waren wir beide damit nicht wirklich glücklich, aber es war damals einfach das Beste für unsere Psyche. Jedoch habe ich Florian immer ein bisschen hinterhergeschmachtet. Letztes Jahr im Februar hat er mir dann eine Nachricht geschrieben und um Entschuldigung dafür gebeten, wie schief damals alles lief und wie unverständnisvoll und dickköpfig er doch manchmal war – um ehrlich zu sein, war ich aber auch nicht besser gewesen. Um der alten Zeiten willen haben wir uns dann auf einen Kaffee getroffen. Im Juni feierten wir unser (wieder) Einjähriges. Wir gehen beide vernünftiger mit meinem Diabetes um. Ich beantworte ihm jede Frage, die er hat, nehme ihn gelegentlich mit zu meiner Diabetesberatung und habe ihn einer privaten, ausführlichen Pumpen-Bedienungs-Schulung unterzogen.

Meine Tipps für euch

Nun möchte ich euch noch ein paar wichtige Tipps mitgeben, wie ihr mit eurem Diabetes in einer Beziehung umgeht:
  • Erzählt eurem Partner alles über die Krankheit. Das kann meist etwas langwierig werden. Wundert euch nicht, wenn er/sie noch nicht mal den Unterschied zwischen Typ 1 und 2 kennt.
  • Weist darauf hin, dass eure Hormone ab und an verrücktspielen können. Vielleicht sagt ihr dann Dinge, die ihr gar nicht so meint.
  • Redet offen drüber, wenn euch die Krankheit belastet, z.B. über die Angst vor Folgeerkrankungen.
  • Zeigt eurem Partner, wie er mit euren Messgeräten umgehen muss und wie er im Notfall mit einem Hypo-Kit umzugehen hat.
  • Nehmt ihn/sie mit zum Arzt und zur Diabetesberatung. Manche Praxen geben auch Schulungen für Lebenspartner.
  • Nehmt es eurem Partner nicht übel, wenn er nicht sofort alles versteht oder nachfragen muss. Überlegt mal, wie lange es gedauert hat, bis ihr mit eurem Diabetes umgehen konntet. Gebt eurem Partner ein bisschen Zeit und seid nicht böse, wenn er/sie z.B. bei eurem ersten Unterzucker total überfordert ist.
  • Bittet ihn/sie, nicht überfürsorglich zu sein. Manchmal kann es einfach lästig sein, wenn man ständig zu hören bekommt: „Musst du nicht messen?“ oder „Bist du sicher, dass du das essen darfst/solltest?“

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