Top oder Flop? Der Guardian Connect aus dem Hause Medtronic

Der Transmitter Guardian Connect für das kontinuierliche Messen der Glukosewerte ist relativ neu im Markt. Marcel hat sich ihn mit seinen Funktionen genauer angesehen.

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Seit kurzer Zeit gibt es vom Unternehmen Medtronic ein weiteres Transmitterfamilienmitglied. Neben den Transmittern für die MiniMed Veo (Modellreihe 554 und 754) und für die MiniMed 640G reiht sich nun ein pumpenunabhängiger Transmitter ein. Der Guardian Connect. Das Schöne an dem Transmitter ist, dass man nicht auf eins der o.g. Pumpenmodelle angewiesen ist. Andreas aus der Schweiz hatte auf seinem Blog auch schon einmal einen kurzen Einblick in den neuen Transmitter und die App gegeben. Ich führe dies mit meinem Testbericht fort. Erstmal zum Transmitter und woran man nun welchen erkennt. Der Veo-Transmitter hat gar keinen Aufdruck, der für die 640G hat einfach nur ein „G“ und der Guardian Connect ein „GC“ aufgedruckt. Im Kern sitzt aber der Unterschied. Während die beiden Transmitter für die Pumpen auf einer Funkfrequenz arbeiten, so übermittelt der GC seine Daten via Bluetooth an die App, welche aktuell nur für iOS-Geräte zur Verfügung steht. Wer kein iPhone besitzt (aus welchen Gründen auch immer), kann bei der Verordnung des Systems einen modifizierten iPod Touch erhalten. Offiziell ist das System seit Ende März verfügbar, aber wie in diversen Pressemitteilungen schon zu lesen war, gibt es im Allgemeinen und aufgrund des positiven Bescheides vom G-BA für die kontinuierliche Glukosemessung einen Riesen-Run auf dieses System, so dass es erstmal nur begrenzt verfügbar war. Die Liefersituation bezüglich der Enlite-Sensoren hat sich Anfang Juli jetzt soweit verschärft, dass sogar eingereichte Rezepte wieder zurück an den Kunden geschickt werden inklusive eines Begleitschreibens, in dem das Unternehmen um Entschuldigung bittet und erklärt, dass bis voraussichtlich Ende 2017 keine Neuverordnungen zu dem CGM-System mehr angenommen werden können, um der angespannten Liefersituation ein wenig entgegenzuwirken. Diese Situation hat aber nichts mit dem hier nun im Test befindlichen System zu tun. Also weiter im Text.

Wie sieht die App eigentlich aus und was gibt es alles zu entdecken?

Starte ich nun die App zum ersten Mal, werde ich durch das komplette Einrichtungsmenü geführt. Der Transmitter wird gesucht und wenn ich bereits einen CareLink-Account habe, kann ich die Zugangsdaten auch gleich eintragen, auf Wunsch auch einen, der im Notfall informiert wird. Hier liegt, im Vergleich zur Pumpenvariante, einer der kleinen Vorteile. CareLink ist aber KEIN Muss für die Verwendung des Guardian Connect. In der App selbst gibt es nun die Möglichkeit, neben einem „Blutzuckerwert“ auch noch die Insulinmenge, Kohlenhydratzufuhr, Sport bzw. Bewegung und sonstige Notizen zu dokumentieren. Bei der gespritzten Insulinmenge kann man noch auswählen, ob es sich um analoges Kurzzeitinsulin oder Langzeitinsulin handelt, bei der Bewegung die Dauer und Intensität.
WatchOS Pushbenachrichtigung
Appansicht auf dem iPhone

Was fehlt hier noch?

Was mir persönlich an Informationen fehlte, war zum Beispiel der ISIG-Wert des Sensors. Dieser ist gerade interessant, wenn mal ein Sensor vorzeitig aussteigen oder die Werte zu große Unterschiede gerade bei der Kalibration anzeigen sollten. Ein Bolusrechner wäre auch noch gut, gerade wenn man Pumpenträger ist, aber diese nicht von Medtronic sein sollte. Man munkelt, es soll sogar eine Pumpe geben, die aktuell keinen Bolusrechner integriert haben soll. Des Weiteren fehlt hier auch eine ordentliche Anbindung an die Apple Watch, so wie es vom Dexcom G5 bekannt ist und mit der neuen WatchOS auch vollkommen unabhängig angezeigt werden kann. Hier besteht definitiv großer Nachholbedarf seitens der Programmierer aus dem Hause Medtronic.

Die Kalibration

Nachdem man den Sensor erfolgreich gestartet hat, beginnt wie bei der MiniMed Veo/640G die Initialisierungsphase und genau wie bei den beiden Pumpen kann man diese von ca. 2 Stunden auf wenige Minuten reduzieren, in dem man den Sensor abends vor dem Schlafengehen setzt und den Transmitter ankoppelt, ABER noch nicht startet. Nach der ersten Kalibration hatte ich das Gefühl, das die ersten 6 Stunden bis zur nächsten Kalibration keine 6, sondern eher 3 Stunden waren. Im oberen Bereich des Bildschirmes läuft auch ein kleiner Blutstropfen „rund“, so das man auch ungefähr weiß, wann es wieder Zeit für einen Blutzuckerwert ist. Träger einer Applewatch bekommen dann eine kleine Pushbenachrichtigung. Wie auch bei der Pumpe kann man die Kalibration dann nach hinten verschieben, falls es gerade unpassend ist (Meeting, Klausuren, Autofahrt etc.).

War’s das schon?

Leider ja. Bis auf die Pushbenachrichtigungen auf der Uhr, der Anzeige im Widgetfenster, einen tollen Grafen in der App und eine Alarmierung an einen Verwandten bzw. Bekannten ist hier nicht mehr viel zu holen. Wenn man natürlich die Daten in CareLink hochlädt, haben die Verwandten die Möglichkeit, sich die Kurve auch live über die Seite anzusehen.

Man kann also nur hoffen, dass hier das Unternehmen apptechnisch noch zum direkten Konkurrenten Dexcom schnell aufschließt. Für Penner oder Fremdpumpenträger ist hier die persönliche Meinung und Einschätzung gefragt, da eine eindeutige Empfehlung aus meiner Sicht nicht gegeben werden kann. Es werden jetzt vielleicht einige sagen: „Nimm den Dexcom G5, da haste echt tolle Sachen mit am Start“, vergessen hier aber auch, dass gerade beim G5 die Preispolitik des Unternehmens schon einem zu denken gibt.

Der Guardian Connect hat ja eine Garantie von 12 Monaten und kann mit der beiliegenden Ladeschale jederzeit aufgeladen werden. Der G5 hat nur eine Lebensdauer von ±3 Monaten und ist danach „tot“. Klarer Entscheidungsvorteil für den G(C). Ich persönlich habe zuhause sogar noch 2 Enlitetransmitter für die Veo liegen und diese funktionieren trotz mittlerweile 3 bzw. 4 Jahren auf’m Buckel immer noch.

Unterm Strich bin ich aber mit einer Alternativlösung zum pumpengekoppelten System zufrieden und sobald auch die ersten ordentlichen Updates gemacht worden sind, wird das Guardian-Connect-System eine sehr gute Konkurrenz zum Dexcom G5 werden.

Fazit und Bewertung:

Tragekomfort ist unverändert und wer den Elite schon mal trug, wird keinen Unterschied feststellen. Form und Handhabung sind gleich geblieben. Die App ist recht schlicht gehalten und man kann mehr nachlesen als bei der MiniMed Veo/640G. Die Möglichkeit der Warnung an einen Angehörigen ist sehr gut für Kinder, um auch die Eltern zu informieren. Als allgemeinen Wunsch für die App wäre eine Verbesserung und Konnektivität gerade mit der Apple Watch sehenswert. Die Alarme sollten unabhängig von der gerade aktuell eingestellten Lautstärke höher liegen bzw. ein wenig „penetranter“ sein. Eine Android-App sollte auch schnellstmöglich rauskommen, da man hier mehr Leute anspricht als unter iOS.

Für wen ist das System am Ende wirklich? Nicht Medtronic-Pumpenträger oder allgemein für Leute, die noch mit Pen arbeiten. Letztere haben hier einen Vorteil durch die Eingabe der Basalinsulinzugabe. Die meisten Wünsche und Anregungen, die Andreas auf seinem Blog genannt hat, teile ich auch.

14 Kommentare zu “Top oder Flop? Der Guardian Connect aus dem Hause Medtronic

  1. Leider gibt es zwar seit nunmehr 2 Monaten eine App für Android, nur scheint die auf keinem Telefon zu laufen. Man sehe sich nur mal die Bewertungen im Google Play Store an…
    Ändern tut sich da leider auch nichts und die Medtronic Mitarbeiter an der Hotline tappen ebenfalls im Dunkeln.
    Im Apple-Universum schaut es auch nicht gerade rosig aus. Unter iOS 11.4.x wird drr Akku des Telefons in Null komma nix leer gesaugt und unter iOS 12 Beta läuft rein gar nichts.
    Alles in allem eine Schande und große Blamage für die Entwickler dieser Software…
    Leider habe ich mich auf Medtronic eingelassen. Diesen Schritt bedauere ich von Tag zu Tag mehr!

    1. Guten Morgen Andas, erstmal danke für deinen Kommentar. Natürlich gibt es mittlerweile auch die App im Playstore. Hier ist aber Medtronic Deutschland der falsche Ansprecparner bzgl Beschwerden.
      Wer sich ein wenig mit dem Playstore auskennt, der wird schnell feststellen, dass eine App für jedes Handy freigegeben und entsprechend der Gerätekonfiguration angepasst werden muss. Die Bewertungen im Playstore emfpinde ich persönlich als nicht Aussagekräftig und teilweise sogar schon sehr frech.
      Dein Einwand bzgl der iOS App und dem Akkuverbrauch kann ich dir sagen, das es nicht an der App liegt, sondern an iOS 11 an sich komplett. Denn sonst würde das gleiche Phänomen auch bspw mit der Dexcom G5 App verstärkt auftreten.

      Einen schönen Sonntag wünsch ich dir noch.

    2. Ich bin von dem Sensor begeistert aber mein Problem ist die App selber.

      Ich habe eine Motorola und da läuft das System nicht drauf ich wäre verpflichtet ein Samsung oder eine Iphone zu holen aber da kommt ein anderes Problem. Meine Frau hat ein Note10+ und da läuft die App auch nicht drauf. Also was tun? Weil ich sehe nicht ein von meinem System oder eher gesagt von meiner und Marke zu weichen.

  2. Hallo, ich bin auch auf der Suche, meine Werte auf meiner Samsung Gear3 zu sehen. Da ich auf meinem Handy schon Android 8.0 habe, funktioniert die Guardian Connect App von Medtronic garnicht und das Frustriert mich schon. Da ich Briefzusteller bin würde ich gerne die Werte von der Uhr ablesen können und nicht erst das Handy rausholen müßen ( vor allem im Winter und bei Regen nicht angenehm). Hatte auch schon mit einem Medtronic Techniker gesprochen, der meinte das könnte noch eine Weile dauern 🙁 .

    1. Hallo Markus,
      einen Guardian Connect 3 gibt es nicht. Das was du vllt meinst ist der Guardian Link 3. Das ist ein vollkommen anderes System bzw agiert nicht mit der Handyapp, sondern mit der Minimed 640G/670G.

      LG
      Marcel

  3. Der Höhepunkt des Service: Medtronic kann derzeit keine Sensoren liefern (ich warte seit 13.3.2019). die kapillarischen Kenntnisse und die Fingerkuppen sind bei 8 mal Messen am Tag wieder gefragt, Warnungen vor nächtlichen Hypos wieder neu gelernt (Wecken und händisch messen).

  4. Hallo miteinander!
    Hat denn jemand positive Erfahrungen mit dem Guardian Link 3 gemacht?
    Habe seit 37 Jahren Typ 1 und lange Pumpenerfahrung ( jetzt 640G) und trage seit August diesen Sensor,der mich zur Verzweiflung bringt.Der Enlite hatte nach anfänglichen Probleme einigermaßen funktioniert,aber der Guardian,der angeblich genauer sein soll, hat große Abweichungen zum BZ, was dann bei falschen NIEDRIG-Abschaltungen zu hohen Werten führt.
    Werde das System wohl nicht länger nutzen. Bei Medtronic hatte man zwar Verständnis aber helfen konnten die Mitarbeiter auch nicht.
    Wie sieht es bei euch aus?

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