Warum mein Mann neuerdings Industriezucker von seinem Speiseplan gestrichen hat

Christoph will abspecken und rührt deshalb seit Jahresbeginn keine Lebensmittel mehr an, die Industriezucker enthalten. Warum so radikal? Bei ihm gelingen Vorsätze besser, wenn es keine Ausnahmen gibt. Im Interview mit ihm erfahrt ihr, was seine Entscheidung im Alltag bedeutet – übrigens auch in Antjes Alltag, denn mit Typ-1-Diabetes gibt es für sie schließlich regelmäßig Situationen, in denen Industriezucker ein Lebensretter sein kann…

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Antje: Was genau ist dein Plan für dieses neue Jahr? Christoph: Ich esse keine Lebensmittel mit zugesetztem Zucker mehr. Darunter verstehe ich alles, was mit Industriezucker gesüßt wird. Ich verzichte allerdings nicht generell auf Kohlenhydrate oder Obst. Auch Honig oder andere natürliche Zuckerquellen habe ich mir nicht verboten. Antje: Welche Motivation steckt dahinter? Christoph: Ich habe ein paar Kilos zu viel auf den Rippen und möchte abnehmen. Da ich ein Problem mit Süßigkeiten habe und leider sehr gern nasche, ist das für mich der einfachste Weg. Törtchen Süßes mit Industriezucker Antje: Warum gehst du einen so radikalen Weg, anstatt einfach deinen Zuckerkonsum zu reduzieren? Christoph: Wenn ich Ausnahmen machen darf, dann schleichen sich die schlechten Angewohnheiten leider schnell wieder ein. Ich bin so ein Entweder-Oder-Typ. Es ist einfacher, eine solche Entscheidung einmal zu treffen und dabei zu bleiben, als bei jeder Mahlzeit oder jedem Snack von Neuem zu entscheiden. Wenn ich mit mir selbst vereinbare, gar keinen Zucker mehr zu essen, dann habe ich schlicht keine Wahl mehr. Antje: Aber eigentlich ist es doch schön, immer eine Wahl zu haben… Christoph: Es stimmt schon, ich habe mir eine Option genommen und damit auch ein Stück Flexibilität. Aber manchmal ist es ja mehr Belastung als Freiheit, immer eine Wahl zu haben und ständig neu entscheiden zu müssen, oder? Antje: Trotzdem erfordert deine Entscheidung recht viel Disziplin… Christoph: Es ist nicht immer ganz leicht. Aber ich bin zuversichtlich und habe schließlich bereits Erfahrung mit einem radikalen Verzicht. Denn ich trinke seit etwa zwei Jahren überhaupt keinen Alkohol mehr. Vorher habe ich sehr gern Wein und Bier getrunken, mich auch ein bisschen mit Rebsorten und Weinregionen beschäftigt. Doch als ich für einen Marathon trainierte, stellte ich fest, dass Alkohol und intensives Training nicht zusammenpassen. Also beschloss ich, für die Zeit des Marathontrainings komplett auf Alkohol zu verzichten. Das tat mir so gut, dass ich danach einfach nicht mehr angefangen habe. Antje: Glaubst du, dass du auch deinen Zuckerverzicht so konsequent durchhalten wirst? Christoph: Mit Zucker wird es mir sicher leichter fallen als mit Alkohol. Denn anders als beim Alkohol gibt es ja keine Anlässe, bei denen man in geselliger Runde zusammensitzt und Zucker isst. Beim Alkohol habe ich schon manchmal das Gefühl, etwas zu verpassen. Dann finde ich es schade, dass mir gerade zum Beispiel ein schöner Rotwein entgeht. Doch dann denke ich daran, dass ich am nächsten Morgen eben nicht mit dickem Schädel aufwachen und stattdessen fit für mein Training sein werde. Antje: Welche Alternativen zu Zucker nutzt du? Christoph: Generell will ich weniger süß essen. Aber es spricht nichts dagegen, ab und zu mal etwas mit Honig zu süßen. Auch Bananen sind sehr süß und gute Energiespender, gerade beim Sport. Wie ich den Marathon ohne Zucker überstehen werde, wird noch ein interessantes Experiment. Denn bislang habe ich bei jedem Marathon etliche Sportgels genommen. Doch ich will auch da eisern sein und auf Sportgels und gezuckerte Riegel verzichten. Antje und Christoph Bislang zieht Christoph seinen Vorsatz wirklich konsequent durch. Er hat mir seine Vorräte an Sportgels und gezuckerten Riegeln vermacht, die mir im Falle einer Hypoglykämie helfen, meinen Blutzuckerwert schnell wieder in einen sicheren Bereich zu bringen. Mit Typ-1-Diabetes kann ich natürlich nicht so radikal auf Zucker verzichten wie er – wenn der Zucker im Keller ist, müssen schnell verwertbare Kohlenhydrate her, und da ist Industriezucker natürlich ein heißer Kandidat. Doch weil wir gern gemeinsam kochen, werden seine neuen Gewohnheiten ganz sicher auch ein bisschen auf mich abfärben – was meinen eigenen Abschied von ein paar überflüssigen Kilos sicher erleichtern düfte. Beim Einkaufen achte ich nun nicht nur auf die Kohlenhydratangaben, sondern auch auf die Zutatenliste: Enthält ein Fertigprodukt Zucker oder getarnte Zucker wie Dextrose, Fruktose, Maltodextrin oder Glukosesirup, dann lasse ich es lieber im Regal stehen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass so gut wie jeder abgepackte Kochschinken Dextrose enthält? Absurditäten wie diese sind mir vorher gar nicht aufgefallen, obwohl ich in Sachen Lebensmittel durchaus aufmerksam bin. Insofern hat Christophs Zuckerverzicht auch für mich sehr positive Seiten.

4 Kommentare zu “Warum mein Mann neuerdings Industriezucker von seinem Speiseplan gestrichen hat

  1. Das ist echt krass, oder? Auch in abgepacktem Vollkornbrot, z. B. von Harry, ist Invertzucker- und Karamellsirup enthalten – immerhin knapp 5g auf 100g. Ich frage mich wirklich, wozu.

    1. Das hat einen einfachen Grund. Der Kunde erwartet, dass Vollkornbrot deutlich dunkler ist als Weißbrot. Das wäre es auch sicherlich, wenn man ausreichend Vollkornmehl verwendet – das ist aber viel teurer, als einen billigen Sirup zuzufügen. Leider halt nicht gesund.

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