„Ein guter Typ-Fler ist aufmerksam, aber nicht überfürsorglich…“

Antonia ist schon seit einer Ewigkeit mit ihrem Freund zusammen. Welche Rolle spielt der Diabetes im Leben ihres Partners? Wie lästig empfindet er das Checken des Blutzuckers vor dem Essen und die CGM-Warnmeldungen in der Nacht?

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Fast 18 Jahre lang lebe ich nun schon mit meinem Diabetes zusammen. Jeden Tag will er meine Aufmerksamkeit und die muss ich ihm geben. Ungefähr die Hälfte dieser Zeit bin ich nun auch schon mit meinem Freund in einer Beziehung. Als wir damals zusammenkamen, hatte ich also schon meinen Diabetes und war mitten in der Pubertät. Zu der Zeit habe ich mich ehrlich gesagt nicht sonderlich gut um meinen Diabetes gekümmert. Allerdings hat mein Freund nicht sehr viel davon mitbekommen, zumindest glaube ich das, denn damals ging ich noch nicht ganz so offen mit der Krankheit um. Wie viel er aber wirklich mitbekommen hat, was ihn manchmal am Diabetes stört, was er sich für die Zukunft wünscht und noch ein paar Dinge mehr hat er mir in einem Interview verraten. Das möchte ich sehr gern mit euch teilen, denn manchmal kann es sehr interessant sein zu erfahren, was im Kopf eines Typ-Flers so vor sich geht. Stell dich gerne kurz vor: D: Ich bin Dennis, 24 Jahre alt, und wohne in Hamburg. Wie lange kennen wir zwei uns schon? D: Wir kennen uns seit Anfang 2009, also schon über 9 Jahre. Wie und wann hast du damals von meinem Diabetes erfahren? D: Ich kann mich gar nicht mehr so genau daran erinnern, wie und wann ich davon erfahren habe, aber ich denke, dass du mir davon erzählt hast, als wir uns kennengelernt haben. Was hast du damals gedacht, als du von meinem Diabetes erfahren hast? D: Ich hatte keine richtige Vorstellung davon, welche Auswirkungen der Diabetes auf den Alltag hat. Sicherlich hatte ich Respekt davor, aber keine Angst. Was wusstest du schon vorher über die Krankheit? D: Ich wusste vorher schon, dass es diese Krankheit gibt, hatte aber höchstens oberflächliches (Halb-)Wissen. Hat der Diabetes damals eine große Rolle gespielt oder war er eher kein Thema? D: Der Diabetes spielt damals wie heute eine nicht unerhebliche Rolle, denn trotz allen medizinischen und technischen Fortschritts sollte man ihn nicht vernachlässigen. Wie ist es heute? Beeinflusst der Diabetes die Beziehung sehr und wie beeinflusst er sie? D: Ich kann nicht sagen, dass der Diabetes unsere Beziehung merklich beeinflusst, jedenfalls habe ich bisher keine Situation erlebt, in der ich ihn als belastend für unsere Beziehung empfunden hätte. Glaubst du, es wäre ohne den Diabetes anders? Und wenn ja, was wäre anders? D: Es wäre sicherlich anders, aber ich denke, der Unterschied wäre nicht allzu groß. Für mich jedenfalls würde sich nicht viel ändern, glaube ich. Gab es schon mal brenzlige Situationen, in denen du es leicht mit der Angst bekommen hast? D: Ich kann mich an keine Situation erinnern, die wirklich brenzlig war. Gibt es überhaupt etwas in Bezug auf den Diabetes, das dir etwas „Angst“ macht, wenn du z.B. an die Zukunft denkst? D: Beim Thema Familienplanung denkt man natürlich schon daran, dass eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Krankheit vererbt wird. Dabei von Angst zu sprechen, wäre aber übertrieben.  Gibt es Momente, in denen der Diabetes einfach nur nervt? D: Manchmal bei Unterzuckerungen, weil es dann Diskussionen oder sogar Streit gibt, der unter „normalen“ Umständen aber vielleicht vermeidbar gewesen wäre. Wie ist so das Zusammenleben mit einer Diabetikerin? D: In vielerlei Hinsicht bemerkt man den Diabetes nicht, aber es ist eben doch nicht so, als würde man mit einer gesunden Person zusammenleben. Letztendlich ist der Diabetes eben doch ein ständiger Begleiter. Gibt es etwas, das du dir für die Zukunft wünschst? D: Es wäre natürlich toll, wenn die Medizin und die Technik weiter Fortschritte machen würden, sodass das Leben mit Diabetes noch einfacher wird. Was, glaubst du, macht einen guten Typ-Fler aus? D: Ein guter Typ-Fler ist aufmerksam, aber nicht überfürsorglich oder bemutternd, und hat Verständnis für die Besonderheiten und Beschwerlichkeiten, die diese Krankheit mit sich bringt.

Sprecht mit euren PTyp-Flern

Ich bin froh einen so aufmerksamen Freund zu haben. Einen, der sich schon so seine Sorgen macht, mich aber nicht nervt oder bemuttert. Durch dieses Interview konnte sogar ich zu neuen Erkenntnissen kommen. Anfangs dachte ich, dass er von vielem, was den Diabetes betrifft, genervt ist. Zum Beispiel davon, dass ich vor dem Essen noch mal eben den Blutzucker checken und meine Pumpe für den Bolus programmieren muss, oder davon, dass meine Pumpe mitten in der Nacht wegen irgendwelcher CGM-Warnmeldungen piept usw. Anscheinend stört es mich selber aber mehr, als dass es ihn stört. Was ich auf jeden Fall jedem als Tipp mitgeben kann, ist Folgendes: Sprecht mit euren Partnern, erklärt ihnen alles, wozu sie Fragen haben, bezieht sie ein und helft ihnen, eure manchmal seltsamen Eigenarten, die man bei Unter- oder Überzuckerung nun mal bekommt, zu verstehen und zu deuten. So können sie euch viel besser helfen, zur Seite stehen und auch verstehen.  

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