Diabetes-Warnhund und Sensor oder: „Doppelt hält besser?“

Schon seit drei Jahren macht Diabeteswarnhund Daphne ihr Frauchen Heike auf zu hohe und zu niedrige Zuckerwerte aufmerksam. Doch nun hat Heike einen Sensor. Braucht sie Daphne jetzt überhaupt noch?

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Seit ungefähr drei Jahren lebt mein Diabetes-Warnhund (DWH) Daphne mit mir zusammen in Innsbruck und überwacht meinen Blutzucker. Ein Diabetikerwarnhund ist ein ausgebildeter Assistenzhund, der bei einem Diabetiker die gefährlichen Schwankungen des Blutzuckerspiegels riechen kann und darauf mit einem speziell antrainierten Verhalten reagiert. Das bedeutet, er warnt einen Diabetiker vor Unterzucker oder Überzucker.
Quelle: privat

Ist Diabetes-Warnhund Daphne jetzt arbeitslos?

Im Januar dieses Jahres habe ich nun auch den Sensor für meine Medtronic-Pumpe bewilligt bekommen. Nun stellt sich mir die Frage: Ist meine Daphne als Assistenzhund neben dem Sensor jetzt arbeitslos? Oder ist ein DWH zusammen mit einem Sensor überflüssig? Welche Vorteile bringt es, wenn ich neben dem Sensor zusätzlich noch einen DWH besitze?
Quelle: privat
Das Hauptargument für einen DWH ist sicher, dass man mit seinem Diabetes zusätzlich noch einen treuen und zuverlässigen Partner an der Seite hat. Meine Daphne überwacht mich trotz Sensors weiterhin. Sie riecht weiterhin, wenn mein Blutzucker die Tendenz hat zu fallen oder zu steigen. Dann reagiert sie mit Bellen oder gibt mir die Pfote und wird sofort mit ihrer Extra-Portion Dosenfutter belohnt. Denn das Riechen von Blutzuckerwerten ist weiterhin ihre Hauptaufgabe. Daneben ist Daphne natürlich auch ein Tier. Sie zwingt mich (im positiven Sinne), bei jedem Wind und Wetter hinaus an die frische Luft zu gehen. Wir drehen täglich unsere 1- bis 2-stündigen Spazierrunden. Das tut meinem Körper und der Seele und damit auch meinem Diabetes sehr gut. Allerdings stresst es auch manchmal. Trotzdem möchte ich es nicht missen.

Zwei Überwacher bedeuten: mehr Stress

Was sind die Nachteile, wenn man gemeinsam mit DWH und Sensor arbeitet? Ein entscheidender Punkt ist sicher, dass ich im täglichen Leben nun noch mehr Aufmerksamkeit sowohl für den Sensor als auch für meinen DWH benötige. Es ist nicht zu verleugnen, dass zwei Überwacher für meinen Diabetes auch mehr Stress bedeuten. Der Sensor benötigt nach meinen bisherigen Erfahrungen relativ wenig technischen Aufwand. Den Sensor kalibriere ich zwei Mal am Tag, d.h. ich messe nur zwei Mal täglich meinen Zucker blutig. Dass ich jetzt nicht permanent blutig messen muss, ist ein großer Vorteil des Sensors! Auf der anderen Seite stresst mich der Sensor auf der psychologischen Seite etwas. Ich bin manchmal schon etwas „süchtig“, auf das Display meiner Pumpe zu schauen. Ich hole jetzt viel öfter meine Pumpe hervor und schaue mir immer wieder die Kurve vom Gewebezuckerverlauf an. Das macht mich innerlich etwas unruhig. Ob ich durch den Sensor mein Gefühl für meinen Blutzucker, d.h. für Unterzucker oder Überzucker, verloren habe, kann ich noch nicht sagen. Eines ist mir jedoch bewusst geworden – diese permanente Kontrolle stresst gewaltig! Dagegen bringt mir mein DWH Daphne eine andere Art von Stress. Morgens muss ich eine halbe Stunde früher aus dem Bett, weil ich sie leider nicht mit in die Arbeit nehmen kann. Ich drehe dann mit ihr meine kleine Morgenrunde. Ich habe beruflich den großen Vorteil, dass ich nur bis Mittag arbeite. Im Anschluss an meine Arbeit hole ich zuerst Daphne und dann gehen wir gemeinsam meine Tochter aus dem Kindergarten abholen.
Quelle: privat

Mit (Diabetes-Warn-)Hund muss man gut vernetzt sein

Ein DWH ist ein ganz besonderer Hund, aber auch ein Lebewesen, das sehr viel Aufmerksamkeit braucht. Positiv ist die Routine, die mir Daphne bringt. Ich gehe regelmäßig mit ihr spazieren und erledige routiniert Fellpflege oder Zähneputzen. Die letzten Jahre habe ich mir für Daphne ein Netzwerk aufgebaut, das mir in speziellen Situationen unterstützend zur Seite steht. Leider kann man gemeinsam mit Hund eben doch viele Dinge nicht durchführen. Gemeinsam mit Kind ist sie schon manchmal ein Stressfaktor. So verbringt Daphne ein bis zwei Mal die Woche einen Nachmittag bei einer befreundeten Familie und entlastet damit meinen Alltag etwas. Die Familie wurde natürlich im Vorfeld gut eingeschult. Daphne hat in dieser Zeit „Ferien“. In dieser „hundefreien“ Zeit unternehme ich mit meiner Tochter Aktivitäten, die mit Hund einfach unmöglich wären. Zum Beispiel ein Schwimmbadbesuch – denn leider dürfen Hunde nicht mit zu diesem Vergnügen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Alltag zusammen mit Sensor und DWHs sollte gut organisiert sein. In manchen Situationen stresst mich sowohl der Sensor als auch der Hund. Jedoch möchte ich keinen von beiden missen. Wäre mir der Sensor schon vor meiner Daphne genehmigt worden, hätte ich mir wahrscheinlich keinen DWH gekauft. Heute bin ich jedoch trotzdem über die zusätzliche Spürnase und den sechsten Sinn von Daphne sehr glücklich und möchte keine missen.

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