Schwitzen, Hitze, Spritzen – Insulinsensitivität im Sommer

Manchmal ist bei Tine im Sommer die Insulinsensitivität ausgeprägter als sonst, manchmal nicht. Ein Muster konnte sie bisher nicht erkennen – wer hat Lust, mit ihr auf Spurensuche zu gehen?

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Der Sommer war für mich schon immer schwierig. Die Hitze, die Sonne und das Schwitzen des Hochsommers stellten für mich als Spätsommerkind irgendwie immer den absoluten Feind dar. Zwar ertrug ich den Sommer, konnte ihn aber nie genießen.

Dieses Jahr ist das irgendwie zum ersten Mal anders und das ist sehr, sehr schön. Ich habe mich vielleicht endlich ein bisschen damit arrangiert. Es fällt mir plötzlich nicht mehr so schwer, mich luftig anzuziehen, ich trage immer einen Fächer mit mir herum und die anderen schwitzen doch auch, ist doch egal. Und ein wenig Sonne und gute Laune zu tanken, bevor Berlin wieder in einem langen und dunklen Winter versinken wird, ist bestimmt auch gar keine so schlechte Idee. Aber…

Diabetes und ich, wir sind uns mal wieder uneinig

Ich habe mich also nach Jahren endlich mit dem Sommer angefreundet. Was lange währt… Doch jetzt folgt für viele sicherlich eine große Überraschung (Ironie): mein Diabetes eher nicht so. Ist doch klar, dass wir uns hier mal wieder nicht einig sind. Der Diabetes muss einfach immer rebellieren, pah! „Aber wie sieht seine Rebellion denn im Sommer genau aus?“, fragt ihr euch sicherlich jetzt. Lasst es mich berichten und vielleicht kommt es einigen von euch bekannt vor.

Weniger Insulin?

Quelle: privat

Generell habe ich mit der Zeit gemerkt, dass ich im Sommer sowieso schon weniger Insulin brauche als im Herbst oder im Winter. Das zum Jahreszeitenwechsel auszutarieren, ist allerdings gar nicht so leicht. Schon gar nicht, wenn mein Diabetes diesbezüglich fast täglich seine Meinung ändert.

Damit erinnert er mich so ein wenig an die Zyklus-Rebellion, zu der wir uns immer noch nicht einigen konnten. Jetzt trollt er mich also quasi nicht nur den ganzen Zyklus durch, sondern außerdem auch noch jahreszeitenspezifisch. Will heißen: Ich notiere alles, aber ich sehe einfach keine Muster. Während meines Zyklus ist das so: Manchmal habe ich vor meiner Menstruation plötzlich eine sehr geringe Insulinsensitivität, manchmal nicht. Manchmal passiert das erst während der Menstruation, manchmal nicht. Manchmal ist genau das Umgekehrte der Fall und ich bin wahlweise vor, während oder kurz nach meiner Menstruation sehr insulinsensitiv. Aber wie gesagt, sucht sich der Diabetes das immer nach Laune aus. Ich bin dem Ganzen fast ein wenig ausgeliefert, aber ich bin mit der Zeit wachsamer geworden und kann nun schneller darauf reagieren als zuvor.

Jetzt übertragen wir das Ganze mal noch zusätzlich auf meinen Alltag im Sommer (und Zyklus! Der setzt ja im Sommer nicht aus.): Während der ganz heißen Tage ist mein Körper manchmal extrem sensitiv gegenüber kleinsten Mengen Insulin und manchmal eben einfach gar nicht.

So richtig erklären, woran das liegt und nach welchen Mustern das abläuft, kann ich mir aktuell schlichtweg nicht. Ich mache nicht plötzlich übertrieben viel Sport, ich esse nicht mehr oder weniger als sonst und ich frühstücke täglich das Gleiche. Bisher konnte ich zum Glück mit vielen anderen Menschen mit Typ-1-Diabetes über dieses Problem sprechen. Einige können mir da zustimmen, für andere scheint es wiederum gar kein Thema zu sein.

Und, kann man da noch was machen?

Das weiß ich auch nicht so genau, denn es verändert sich eben auch von Jahr zu Jahr. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Diabetes die letzten Jahre nicht ganz so jahreszeitenfühlig agierte. Der Dia hat also immer neue Rätsel für mich auf Lager, ist das nicht toll? Er denkt sich immer was Neues aus, um unsere Beziehung frisch zu halten. Ich notiere wie bereits gesagt alles, sammle meine Erfahrungen, höre gut auf meinen Körper und kann so immer schneller reagieren, die Insulinabgabe je nachdem dann verringern oder erhöhen. Mehr Tipps hat auch meine Ärztin aktuell leider nicht.

Und wieder nimmt der Diabetes wegen seiner Rebellionen einen großen Teil meiner Gedanken im Alltag ein. Es könnte alles so viel leichter sein, ist es aber nicht. Aber das ist okay. Ich habe gelernt, mich damit zu arrangieren, und sehe es inzwischen lockerer.

Hier würde mich nun interessieren, ob einige von euch vielleicht ähnliche Erfahrungen machen konnten, was Jahreszeiten und Insulinverbrauch angeht? Vielleicht habt ihr Tipps und Tricks, wie man noch leichter damit umgehen kann? Lasst es mich und die Community wissen!


Der weibliche Zyklus und sein Einfluss auf den Diabetes – darüber hat Tine schon mal einen aufschlussreichen Beitrag geschrieben, ebenso Antje. 

4 Kommentare zu “Schwitzen, Hitze, Spritzen – Insulinsensitivität im Sommer

  1. Hallo Freunde,
    mein Name ist Bärbel Lamm, 67 Jahre, seit 1993 Diabetes und viele Folgeerkrankungen. Ich verfolge im Netz viele neue Entwicklungen und lese auch die Vorankündigungen im Netz. Ich finde solche Hinweise sehr gut, denn ich kann diese Angaben oft auch für meine SHG Diabetes anwenden und weitergeben. Ich bin seit 2006 Sprecherin der SHG in meinem Heimatort. Trotz meiner gesundheitlichen Mißstände werde ich noch weiterhin die SHG führen.
    Ich wünsche mir auch für die Zukunft viele weitere gute Themen.

  2. Leider ist es so, dass der Diabetes macht was er will. Es gibt Tage, da hat man super Werte, den nächsten Tag dann, Chaos pur, obwohl der Tagesablauf gleich ist. Ich bin dankbar, dass ich das CGM habe, rechtzeitig alarmiert werde und reagieren kann.

  3. Hallo miteinander
    Bin etwas spät, habe nach dem Thema gesucht und teile gerne meine Erfahrungen.
    Ich bin 40, habe seit 27 Diabetes ohne Folgen bisher.
    Ich habe bemerkt, dass seit letztem Jahr mein BZ ansteigt vor der Mens. Das ist ganz eindeutig manchmal, da bin ich einfach weniger Insulinsensitiv und muss kurzfristig die Bolus-Dosis steigern. Wie das hormonell zu erklären wäre würde mich interessieren.
    Im Sommer ebenso: bei hohen Temperaturen wirkt mein Bolus manchmal fast nicht oder stark verzögert. Kennt ihr das auch?? Ich hatte schon in Verdacht, dass Temperaturen >30Grad mein Insulin im Pen verändern, aber nach Wechsel der Ampulle habe ich den Verdacht, dass es doch mein Körper ist. Ich denke, der Stoffwechsel ist einfach langsamer (in der Nacht geht das Thermometer auch nicht unter 27 Grad, daher ist einfach alles in slow-motion diese Tage).
    Liebe Grüsse an alle!

  4. Es gibt da sicherlich viele Einflussfaktoren, nicht nur die Insulinsensitivität. Im Sommer geht man einfach öfter raus und bewegt sich unbewusst mehr (auch ohne speziellen Sport), im Winter hängt man mehr zuhause rum. Ich spüre schon einen deutlichen Unterschied, wenn ich bei der Arbeit überwiegend sitze oder stehe.

    Im letzten Sommer zeigten sich bei mir zeitweise kuriose Wirkungsverluste bei Anwendung von Fiasp mit Pen. Zum Teil konnte ich eine verbesserte Wirkung nach Verlagerung der Einstichstellen feststellen. Zweimal waren Ampullen aber dennoch fast völlig wirkungslos – nachdem ich auf eine neue Ampulle aus dem Kühlschrank gewechselt hatte, war die Wirkung wieder gegeben. Deshalb habe ich den Verdacht, dass Fiasp besonders temperaturempfindlich ist. Bei meinen „Ausfällen“ handelte es sich jeweils um Reimporte, bei deren Transport möglicherweise die Kühlkette unterbrochen wurde. Seit ich nur noch das „Original“-Fiasp verwende, kam das nicht mehr vor. Die Umgebungstemperatur im Winter war aber auch geringer.

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