Die Macht der Geschichten, die Kraft der Worte

Worte haben Macht, Geschichten haben Macht – das hat Tine schon oft selbst erlebt. Geschichten sollten weitererzählt werden, eben weil sie andere Menschen ermutigen und ihnen Kraft geben können. Was Geschichten bewirken können, erklärt Tine an einem beeindruckenden Beispiel.

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Quelle: Free-Photos/Pixabay
Meine Diagnose kam vor über fünf Jahren ziemlich überraschend, wie wahrscheinlich bei den meisten von uns. Hier sind Pens, das sind BEs, hier ist dein neues Leben, und los ging es! Dass ich dank der Geschichten und Worte anderer Menschen mit Diabetes heute da bin, wo ich eben stehe, geht in meinem Alltag meistens unter. Dennoch ist die Kraft der Geschichten niemals zu unterschätzen. Und das möchte ich heute passend zum Monatsthema eben auch zu meinem Thema machen.

Geschichten haben Macht

Vor kurzem ging es in Irland um die Abschaffung des Abtreibungsverbotes. Ein wichtiger Schritt für Irland, und bis zum letzten Moment war die Nervosität über das Abstimmungsergebnis groß. Die Mehrheit hat am Ende für die Abschaffung gestimmt. Wichtig hierbei ist zu sehen, dass dies vor allem erreicht werden konnte, weil viele Menschen, die sich unsicher darüber waren, wie sie abstimmen sollten, sich am Ende entschieden haben, für die Abschaffung zu stimmen. Dies konnte laut Umfragen vor allem mit geteilten Geschichten von Menschen erreicht werden, die zu diesem Thema eben persönliche, teilweise auch schwere Geschichten zu erzählen haben. Das bedeutet, dass diese Geschichten von Menschen, die man vielleicht nicht einmal persönlich kannte, so viel bewegen konnten. Die Macht der Geschichten.

Nach der Diagnose und am Anfang

Ich habe direkt danach mit einigen Menschen in meinem näheren Umfeld über den Diabetes gesprochen und festgestellt, dass unter ihnen sogar bereits zwei Personen mit Diabetes leben, was ich davor einfach nicht wusste! So unsichtbar kann die Krankheit also auch sein, dachte ich. Interessant. Eine der Personen hat bereits in Kriegsgebieten fotografiert und das alles ziemlich problemlos gemeistert. Das war spannend und aufschlussreich für mich zu sehen und von ihr zu hören. Zu diesem Zeitpunkt war mir aber bereits klar, wie frei ich mit meinem Diabetes im Alltag umgehen möchte. Der Standpunkt meiner Bekannten hat mir aber Möglichkeiten aufgezeigt, wie es eben auch gehen kann und was mit Diabetes alles möglich sein kann. Vor allem online habe ich  dann als Mensch, der viel im Netz unterwegs ist, direkt nach meiner Diagnose Geschichten von Menschen mit Diabetes gesucht. Ich habe versucht zu verstehen, wie es ihnen seit ihrer eigenen Diagnose mit der chronischen Krankheit geht und welchen Platz sie in ihrem Leben einnimmt. Zum Zeitpunkt meiner Diagnose gab es allerdings noch gar nicht so viel diesbezüglich im Netz. Das war auch mit ein Grund, warum ich sofort begonnen habe, meine eigenen Geschichten auf meinem Blog in die Welt hinauszuschreiben und sie mit anderen Menschen mit und ohne Diabetes zu teilen. Denn auch für die Menschen ohne Diabetes sind viele Dinge hinter der Krankheit einfacher mit Geschichten zu verstehen und werden nachvollziehbarer. Heute weiß ich: Das war und ist wichtig, meine Geschichten haben auch andere Menschen wieder empowered und sie tragen es weiter hinaus in die Welt.

Geschichten sammeln

Mit der Zeit lernte ich immer mehr Menschen mit Diabetes kennen, einige von ihnen zähle ich heute zu meinen engsten Freunden und bin in ständigem Austausch mit ihnen. Ihre Geschichten mit dem Diabetes zu erfahren und durch sie neu zu erleben, hat mir sehr viel Mut gemacht und mich empowered, auch weiterhin meine eigenen Geschichten zu leben und zu teilen. Und genau deswegen stehe (oder sitze) ich heute auch hier und erzähle euch, warum es so wichtig ist, Geschichten zu teilen, auf seine Worte zu achten und zu wissen, was man damit bei anderen bewirken kann.

Ein Kommentar zu “Die Macht der Geschichten, die Kraft der Worte

  1. Hallo Martina, deine Einstellung, den Diabetes offen zu leben, finde ich richtig gut. Leider gibt es viele Menschen, die versuchen einen Makel ihrer Person zu verheimlichen. Dadurch isolieren sich viele und vermeiden dadurch angebliche Nachteile. Das jedoch die Offenheit nicht nur sich selbst sondern auch anderen Menschen helfen kann, hat dein Artikel sehr gut beschrieben. Ohne, dass wir Erfahrungen oder eben Geschichten weitergeben, kann es weder Fortschritt noch Entwicklungen geben.

    Auch ich gehe offen mit meinem Diabetes um. Menschen, denen ich egal bin, gerne ich aus dem Weg. Im Bekanntenkreis ist meine Erkrankung bekannt und es gibt mir eine zusätzliche Sicherheit, falls einmal etwas passieren sollte.

    Geschichten sind eben gut verpackte Informationen, die Menschen zum Nachdenken anregen und die besser hängenbleiben.

    Gruß Volker

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