Der erste Urlaub mit Pumpe – ohne Pumpe!

Ihre YpsoPump trägt Ramona jetzt seit Mai, und erst vor wenigen Wochen flatterte die dauerhafte Genehmigung ins Haus. Cool! Eigentlich sollte dies also entsprechend ein Beitrag über ihre erste „richtige“ Reise mit Pumpe werden. Eigentlich…

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Wäre da nicht das ganze Zeug

Ein paar kürzere Trips und Städtereisen hatte ich mit der Pumpe schon unternommen. Jedes Mal war ich davon überwältigt, wie viel Zeug man auf einmal mitschleppen muss. Riesig und einzeln verpackte Katheter. Reservoire zum Befüllen. Die Insulinflaschen. Und trotzdem noch einen Pen und genug Kanülen, falls die Pumpe aus irgendwelchen Gründen in die Knie gehen sollte. Bereits für Abwesenheiten von wenigen Tagen war ich vollgeladen wie der letzte Packesel und fragte mich schon, wie man das bitte lösen soll, wenn man denn mehrere Wochen unterwegs ist – oder gar ein paar Monate.

Als es ans Packen für Kenia ging, überschlug ich also, was ich alles an Pumpenzubehör brauchen würde, und breitete es aus.

Nach ein paar Sekunden war der Entschluss gefasst: Die Pumpe bleibt für die zweiwöchige Fernreise zuhause. Ich habe schließlich 18 Jahre lang mit Pen gespritzt, warum sollte das nicht wieder für zwei Wochen möglich sein?

Quelle: privat

Alles auf Anfang

Also spritzte ich 2 Tage vor Beginn der Reise zum ersten Mal wieder eine vorsichtig dosierte Menge an Basalinsulin. Die Pumpe ließ ich noch für weitere 24 Stunden bis zur nächsten Basalinjektion dran, stellte die Insulinzufuhr allerdings deutlich niedriger ein. Der Grund hierfür: Das Basalinsulin braucht durchaus ein bis zwei Tage, um sich vollständig im Körper „aufzubauen“. Damit man in dieser Zeit nicht Gefahr läuft, eine Ketoazidose zu bekommen, blieb die Pumpe noch dran. Allerdings muss man den Blutzucker natürlich engmaschig beobachten, um angehende Hypo- oder Hyperglykämien rechtzeitig abzufangen.

Im Urlaub an sich lief es auch ohne Pumpe ziemlich gut – und ich fühlte mich auch wirklich freier dadurch! Bereits die wenigen Male, als ich mit Pumpe im Schwimmbad war, hat sie mich einfach durch ihre Existenz unglaublich genervt – wohin nur damit am Bikini, ohne dass ständig die Hose rutscht?! Wie lange kann ich sie abnehmen, ohne dass mein Blutzucker nach oben schießt?! Dinge, über die ich im wohlverdienten Urlaub einfach nicht nachdenken möchte. Denn auch wenn mich die Pumpe meist nicht stört, muss ich zugeben, dass ich nicht zu einem dieser „Wie konnte ich mich nur so lange gegen eine Pumpe wehren“-Diabetiker mutiert bin. Ich trage sie, weil sie mir eine bessere Therapie ermöglicht und dadurch direkt meine Gesundheit beeinflusst wird – nicht, weil ich so gern einen mit mir verbundenen Gegenstand am Körper trage. Primär finde ich es super, mir nicht mehr sieben Mal am Tag eine Kanüle in den Körper rammen zu müssen, sondern nur noch alle zwei Tage den Katheter zu wechseln. Und genau deswegen fand ich es auch nicht schlimm, sie nach den zwei Wochen Freiheit im Urlaub wieder anzulegen.

Quelle: Privat

Und die Moral dieser Geschichte?

Mut zur ICT! Nur, weil ihr euch einmal für die Pumpentherapie entschieden habt, heißt das nicht, dass ihr sie immer und überall tragen und das auch noch absolut super finden müsst. Verschiedene Situationen fordern verschiedene Handlungsmuster – wenn euch die Pumpe im Urlaub nicht stört, super! Wenn sie euch aber nervt und ihr euch mit einer ICT noch vertraut genug fühlt – runter damit! Ein bisschen Übung im Falle eines Pumpenausfalls schadet ja auch niemandem 🙂

Wie sind eure Erfahrungen hiermit? Tragt ihr eure Pumpe im Urlaub oder habt ihr andere Situationen, in denen ihr sie auch gern mal ablegt?

5 Kommentare zu “Der erste Urlaub mit Pumpe – ohne Pumpe!

  1. Hallo Ramona,
    ich habe das auch einmal so gemacht für einen Sommerurlaub in Spanien.
    Als “Kurzform” ist es bei mir ein Sauna-Tag. Ja, man fühlt sich wirklich freier, mal abgesehen, von dem ganzen Kram, den man immer mitschleppen muss. Hast du gut geschrieben in deinem Artikel. Ich für mich kann sagen: Pumpe ist Fluch und Segen zugleich. Langfristig gibt es für mich zur ICT keine Alternative, da muss schon eine Pumpe ran, gerade wenn man als Looper “unterwegs” ist.
    Lieben Gruß Matthias

  2. Hallo Ramona, habe mich vor zwei Jahren mit 67 Jahren zur Pumpe entschieden. Es hat ein halbes Jahr gedauert bis ich davon überzeugt war, dass die Entscheidung gut war. Ich verreise sehr viel. Besonders gern 14 Tage nach Shanghai zu meinem Sohn und seiner Familie. Mich stört dabei mein FreeStyleLibre, den ich auf jeden Fall dreifach mitnehme, weil beim Wechsel erfahrungsgemäß einer nicht funktioniert oder nach einer Woche total ungenau wird. Die anderen Dinge nehme ich zweifach mit und das belastet mich nicht. Da ich beim Schwimmen einen Badeanzug trage ist auch dabei die Pumpe ziemlich unauffällig zu verstauen.VG Judy

  3. Hallo Ramona, ich bin es wieder ☺.Wir waren gerade auf Lanzarote und zum Glück erst am vorletzten Tag meines Urlaubs gab meine Mini Med 640G den “Geist” auf. Aber ich hatte Pen und Basalinsulin dabei. Ich bin begeistert vom Servicetechniker der meine Aufgeregtheit ertragen hat. Nach zwei Tagen und Rückkehr nach Deutschland hatte ich eine neue Pumpe per Ellzustellung durch DHL. Dann hat mir meine Diabetesberaterin noch am gleichen Tag geholfen die neue Pumpe einzurichten. Ich war einfach überwältigt.
    Fazit: Mein Körper hat sich mal ohne Schläuche und angehängter Pumpe wohlgefühlt. Meine BZ- Werte waren aber schlecht. Ich bin froh und dankbar, dass ich eine neue Pumpe erhalten habe. Ich kenne auch die Zeit, als meine Oma mit Glasspritze und dicken Nadeln in ihren Oberschenkel spritzen mußte und es vor Schmerzen fast nicht ausgehalten hat.

  4. Hallo Ramona,

    Ich – Typ 1 seit 1980 – war nie sonderlich reisefreudig, hatte meine Urlaube bis 1996 aber auch immer ohne Pumpe absolviert. Ich nutze die ICT aber nach wie vor, vor allem am Wochenende und im Sommer, einfach um ICT-fit zu bleiben. Einen Tag lang schwanken die Werte etwas – ich brauche dann etwa ein Drittel mehr Insulin. Die Pumpe ist ein überaus nützliches Hilfsmittel, aber ich möchte mich weder physisch noch psychisch davon abhängig machen (lassen).
    Weiterhin viel Spaß beim Reisen und natürlich immer gute Werte! ;0)

    Thomas

  5. Hallo Ramona,

    ein interessantes Thema für den Artikel, hast Du Dir ausgesucht. Letztlich ein Thema, wo ich denke, dass jeder seinen persönlichen Weg finden sollte.

    Ich habe mein Ersatzmaterial beim Hüttenwandern, Fahrradtourenfahren oder Fernreisen aber auch kleinere Reisen für die Arbeit in Deutschland mit Übernachtung immer dabei, da mir ein möglichst stabiler Zucker wichtig ist, um den Tag genießen zu können und möglichst aktiv zu sein. Insbesondere wenn viel körperliche Betätigung dabei ist, bin ich der Meinung, dass die Pumpe (bei mir als Loop) einfach vorteilhaft ist.

    Beim Hüttenwandern ist es wegen dem eh geringem Packvolumem mit dem Packen nicht immer super, aber der Klassiker ist dort eh, dass man immer zu viel mitnehmen will. Das bleibt dann gleich da.

    Grüße
    Peter

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