5 Gründe, warum ich mich unter Menschen mit Diabetes wohl fühle!

Ina hat sich mal Gedanken dazu gemacht, warum sie sich unter Menschen mit Diabetes wohl fühlt und was diese Beziehungen für sie besonders machen.

Weiterlesen...

Ich denke, es hat seine Gründe, warum wir nach Menschen suchen, die auch einen Alltag mit Diabetes haben. Es gibt unzählige Stammtische, Treffen und Gruppen, die sich alle um das Thema Diabetes drehen – was steckt dahinter?

Heute berichte ich mal darüber, warum ich mich unter Menschen mit Diabetes wohl fühle, und ich bin natürlich auch auf eure Gründe gespannt!

1. Auf einmal ist alles so normal!

Das ist wohl einer der Hauptgründe für mich. Die Normalität, mit dem Diabetes umzugehen. Alle messen, rechnen, spritzen und essen. Okay, neugierige Blicke auf den Wert gibt es schon, aber das ist was anderes. 🙂

2. Guter Austausch!

Andere Menschen mit Diabetes waren schon immer eine wichtige Informationsquelle und AustauschpartnerInnen für mich. Erfahrungen, gemeinsame Erlebnisse und einfach mal eine zweite Meinung zu hören, das sind wichtige Bestandteile des Austausches für mich. Witzigerweise erinnere ich mich gerade an mein erstes Festival mit Insulin und einem „Diabetes-Freund“ an meiner Seite. Das tat ziemlich gut!

3. Ich bin nicht allein!

Auch wenn ich mich wiederhole, bin ich froh, dass es heute einfacher geworden ist, andere Menschen mit Diabetes zu finden. Ich freue mich auf ein monatliches Treffen beim DIA ROW – einem kleinen Stammtisch in meiner Gegend. Ich freue mich, von den anderen AutorInnen der Blood Sugar Lounge zu lesen, und noch mehr, sie zu sehen. Der T1Day ist ein absolutes Highlight und ich war traurig, dass ich dieses Jahr nicht dabei war. Für nächstes Jahr ist der Termin aber fest notiert! Die gemeinsame Basis „Diabetes“ hat durchaus das Potenzial, dass daraus Freundschaften entstehen.

Quelle: Ina Manthey

4. Motivation – ich sehe, was alles möglich ist!

Es motiviert mich, wenn ich von anderen Menschen mit Diabetes lese oder mit ihnen spreche, was sie so alles machen – Reisen mit Diabetes, Berufe, Hobbys, besondere Lebenssituationen. Es zeigt mir immer wieder: Das alles ist möglich – zumindest hier bei uns in Deutschland. Es ist vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas mehr zu bedenken oder zu organisieren, aber das sollte uns nicht davon abhalten, unsere Träume zu verwirklichen. Und in anderen Teilen der Welt sehe ich, was leider nicht möglich ist: Menschen, für die es schwer ist, gut medizinisch versorgt zu sein, und die sich aus diesen Gründen nicht so um ihren Diabetes kümmern können, wie sie wahrscheinlich gerne würden. Das regt mich zum Nachdenken darüber an, wie gut ich es hier habe, und motiviert mich, meine Chancen zu nutzen.

5. Keine Ratschläge – wir wissen selber, was gut für uns ist!

Wenn ich mit anderen Menschen mit Diabetes zusammen bin, gibt es keine „gut gemeinten“ Ratschläge, ob man jetzt etwas essen darf oder nicht. Keine merkwürdigen Blicke, keine unausgesprochenen Vorwürfe. Keine komischen Fragen. Vor kurzem hatte ich eine Situation, ob denn Gummibären auch „diabetikerfreundlich“ sind. Ich habe keine Diskussion daraus gemacht, denn manchmal bin ich es einfach leid, es wieder und wieder zu erklären. Und manchmal gibt es dann aber auch wieder Situationen, in denen ich Lust dazu habe, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Der Diabetes und das gegenseitige Verständnis für das, was wir in unserem Alltag mit Diabetes erleben, verbindet uns. Für mich ist das ein wichtiger Wohlfühlfaktor.

Verratet ihr mir eure Gründe, warum ihr mit anderen Menschen mit Diabetes in Kontakt oder befreundet seid?


Auch Caro kennt Gefühle, die nur ein Diabetiker so richtig nachempfinden kann und Tine weiß, Warum eine Diabetesfamilie wichtig ist!

8 Kommentare zu “5 Gründe, warum ich mich unter Menschen mit Diabetes wohl fühle!

  1. Also, ich leide seit März 2004 an Diabetes. Und ich habe eines gelernt, es ist wichtig, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten, die genauso betroffen sind oder dadurch auch gehandicapt sind. wie ich es selbst bin.

    Es gibt keine gutgemeinten Ratschläge von Nichtbetroffenen, sondern man ist offener miteinander. Daher ist es mir wichtig, der Austausch mit Gleichgesinnten.

    Ich bin selbst als Betroffener Diabetiker so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, was das private und persönliche Umfeld betrifft. Ich habe meine Probleme damit, mit denjenigen umzugehen. Es ist zwar schade, dass das so ist, aber anscheinend wird man(nicht überall) ausgegrenzt. Daher bin ich froh, dass ich hier sozusagen eine Diabetikerfamilie gefunden habe. Und ich würde mich persönlich sehr freuen, weitere Kontakte mit Gleichgesinnten zu bekommen. Das ist mir sehr wichtig.

    1. Entschuldige, dass ich erst so spät auf deinen Kommentar antworte. Der ist irgendwie durchgerutscht. Umso schöner zu lesen, dass du einen Weg gefunden hast, “deine Daibetikerfamilie” zu finden. Ich wünsche dir viel Spaß und viel Erfolg auf deiner weitern Suche nach Geichgesinnten. Kleiner Tipp, falls du es nicht schon weisst, im Oktober findet wieder das Diabetesbarcamp in Fankfurt (Main) statt. Das kann ich dir wärmstens empfehlen, denn wir sind viele.

  2. Ich hätte mir als Kind oder Jugendliche so sehr gewünscht, mal Diabetiker zu treffen, die bereits 30 oder 40 Jahre Diabetes auf dem Buckel haben – einfach um zu wissen, ob das geht, ob man dann noch sehen kann und alle Zehen hat und nicht dialysepflichtig ist… Leider war ich die einzige Typ-1-Diabetikerin, die ich kannte 🙁 Und ich kannte den Vater meiner Schulfreundin, Typ 2, den seine Frau immer fragen mußte, ob er schon gespritzt hat…

    Mittlerweile bin ich meistens diejenige, die am längsten Diabetes hat – auch in meiner Selbsthilfegruppe. Und ich kann jetzt weitergeben, daß man selbst nach mehr als 50 Jahren Diabetesdauer noch alle Zehen und keine Augenhintergrundsveränderungen und eine einwandfreie Nierenfunktion haben kann und jeden Stein im Schuh spürt 🙂

    Ich hatte aber nie das Gefühl, wegen meines Diabetes ausgegrenzt zu werden wie manfwiel. Vielleicht liegt das auch daran, daß ich den Diabetes schon habe, seit ich denken kann und ihn einfach als selbstverständlich nehme – und das auch ausstrahle. Mich gibt es halt nur MIT dem Diabetes. Und die Zeiten mit “ach, Du darfst ja nicht” sind zum Glück schon lange vorbei 🙂 Wobei mir gerade auffällt: 28 Jahre meines Lebens als Diabetikerin durfte ich keinen normalen Zucker essen, und seit 28 Jahren darf ich ganz offiziell und ohne schlechtes Gewissen!!! Halbzeit :-))))))

  3. Ich bin siebzig und seit 1960 Typ 1. Über die damaligen Möglichkeiten der Therapie, der nicht vorhandenen Kontrollmöglichkeiten, Aufklärung usw. ist schon viel berichtet worden. Ich hatte Eltern, die auf mich aufpassten, war sowieso ein sehr folgsames Kind und habe mich den sehr strengen Regeln der damaligen Behandlung klaglos unterzogen. Nach dem Halbjahrszeugnis der 13. Klasse Gymnasium bin ich ausgeschieden, weil die Noten zu schlecht waren und ich fürchten musste, die Klasse wiederholen zu müssen. Das hätte ich als Schande empfunden, dabei war ich fast jedes Schuljahr einige Wochen zur “Zuckereinstellung” in der Klinik und hatte immer viel nachzuholen. Nach zweimaliger Bewerbung zur Ausbildung als MTA an einer staatlichen Schule (der erste Schulleiter, ein Radiologe hat mich abgelehnt, wegen des Diabetes), wurde ich im darauffolgenden Jahr angenommen dank des Schulleiterwechsels.
    Die Ausbildung habe ich erfolgreich abgeschlossen, in Klinik und Forschung gearbeitet, und während meiner letzten Stelle in einer Uniklinik habe ich ohne meine Arbeit zu unterbrechen, noch vier Jahre Abendgymnasium absolviert und erfolgreich das Abitur gemacht. Das war noch zu einer Zeit vor ICT !!! Seit 1995 bin ich Pumpenträgerin und seit 2014 Freestyle Libre Benutzerin. Das Spektrum an familiären Belastungen war und ist groß. Kinder habe ich keine, wollte ich nie. Ich verstehe auch nicht, warum viele die genetische Veranlagung weitergeben. Aber das nur nebenbei. Ich sehe noch gut, die Nieren sind in Ordnung, spüre auch noch jedes Steinchen im Schuh. Nicht zu vergessen, ich habe noch Asthma, eine Polymyalgia Rheumatica, jahrelange Kortisoneinnahmen hinter mir. Seit ein paar Wochen bin ich in einem Fitness Studio, begleite meinen Mann und es gefällt und tut mir gut.
    Fazit: Ich könnte noch vieles über meine Pubertät und das Heranwachsen berichten. Das war teilweise nicht so schön, würde hier aber zu weit führen. Natürlich wünschte ich mir nichts mehr, als keinen Diabetes zu haben, aber vielleicht macht mein Bericht auch etwas Mut und mithilfe der heutigen Möglichkeiten sind doch die Aussichten einigermaßen freundlich.

Schreibe einen Kommentar