Es piept hier in unserem Büro

Wie ist es, wenn in deinem Team noch andere Menschen mit Diabetes arbeiten? Für Tine ist das inzwischen Alltag. Dennoch hat sie ganz besondere Gefühle, wenn sie an ihr Team denkt. Warum das so ist, erzählt sie heute.

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In der Vergangenheit habe ich bereits viel darüber geschrieben, wie es ist, als Person mit Diabetes mit anderen, die auch Diabetes haben, befreundet zu sein. Auch hier in der Lounge findet ihr dazu bereits einige Texte. Aber wie ist es, wenn einige deiner Arbeitskolleg_innen die gleiche chronische Erkrankung haben und ihr den Arbeitsalltag gemeinsam bestreiten müsst? Dazu kann ich inzwischen so einiges erzählen. Seit letztem Jahr arbeite ich nämlich in einem Team, welches aus vielen Menschen mit Diabetes besteht, und kann sagen, dass es mein neues „Normal“ geworden ist.

Hier ein Alarm, da ein Pen

Eigentlich ist der Unterschied zu einem Team ohne Menschen mit Diabetes nämlich erst einmal gar nicht soo groß. Wir kommen alle in das gleiche Büro. Manchmal machen wir gemeinsam Mittagspause und sitzen zusammen in Meetings. Oder wir arbeiten einfach sehr konzentriert. Und da Diabetes größtenteils unsichtbar ist, merkt man selbst bei aufmerksamer Beobachtung erst auf den zweiten Blick, wer da so im Team sitzt.

Um die Mittagszeit herum wird es klarer, wenn Pens aus den Taschen gefischt oder Blutzucker gecheckt werden. Irgendwo piept eine Pumpe. Für mich ist es spannend zu erleben, wie meine Kolleg_innen ihren Diabetes im Arbeitsalltag behandeln. Das ist nochmal was ganz anderes für mich, als es bei meinen Freund_innen in der Freizeit zu beobachten. Vielleicht geht es euch auch so: Gestresst am Schreibtisch sitzend verhält sich der Blutzucker oft anders als in der Freizeit. So ist es hier auch oft.

Quelle: Pixabay

„Haste mal ’ne Nadel?“

Wenn mal wieder die Ersatzkanülen vergessen oder das Insulin zu Hause liegen gelassen wurde, hat irgendjemand immer Ersatz dabei und kann aushelfen. Sätze wie „Haste mal ’ne Nadel für mich?“ sind schon des Öfteren gefallen. Ein wahres Paradies für Menschen mit Diabetes. Auch an Hypoglykämie-Helfern mangelt es uns darum nie. Und wenn doch, dann befindet sich unser Büro sowieso in einer geschäftigen Ecke Berlins. Man muss nur aus der Tür hinausstolpern und ist umgeben von Bäckereien, Supermärkten, Cafés und Restaurants, die alle eine Vielzahl an Hypo-Köstlichkeiten anbieten. Großartig!

Und wieder: nichts erklären müssen

Wenn so viele Menschen mit Diabetes in einem Team zusammenarbeiten, muss wirklich nichts mehr erklärt werden. Vielleicht tauschen wir uns hier und da aus über neue Technik, Therapien oder andere Themen. Aber eine Hyponacht braucht keine Erklärung. Ich kann dieses Gefühl nicht richtig greifen. Wir sind alle leistungsfähig und das Leben mit Diabetes ist für uns alle unterschiedlich. Und doch verstehen wir einander, wenn es mal nicht läuft. Das ist toll.

Ich kann an dieser Stelle Arbeiten im Team mit Menschen mit Diabetes nur empfehlen. Und auch meine Kolleg_innen ohne Diabetes scheinen durch uns einen ganz anderen Zugang zur Erkrankung erhalten zu haben. Sie stellen andere Fragen, verstehen uns irgendwie besser. Vielleicht habt ihr ja auch mal die Ehre, dann beglückwünsche ich euch dafür!

Ein Kommentar zu “Es piept hier in unserem Büro

  1. Wir sind zwei Diabetiker bei uns im Büro und es tut gut, sich zwischendurch mal austauschen zu können, wenn was nicht so passt. Wir haben mit den restlichen Kolleginnen und Kollegen im Büro einen kleinen Workshop veranstaltet, über unsere Krankheit aufgeklärt und informiert, was in welchem Fall zu tun ist. Seitdem sind die Kollegen immer gleich hellwach, wenn wir mit einem Glas Apfelsaft oder Cola herumlaufen (oft ist es dann einfach nur Cola light 😉 ). Das ist auf jeden Fall für alle sinnvoll.

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