Umfrage-Ergebnisse: Wie wir Entscheidungen treffen…

Manche von euch haben vielleicht an der Umfrage teilgenommen und warten schon gespannt auf die Ergebnisse. Sara berichtet heute von den Antworten aus der Umfrage zum Thema Loopen.

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Mein so gut wie letztes Modul im Masterstudium Wirtschaftspsychologie klang für mich anfangs nur mittelmäßig interessant: Mensch-Computer-Interaktion. Ob mein Beruf zukünftig von Robotern ersetzt wird, hat mich bisher eher wenig beschäftigt. Auch wenn ich mich an manchen Tagen als Cyborg identifiziere, ging es doch über die Auseinandersetzung mit Diabetestechnik nicht hinaus beim Thema Mensch und Computer. Die Gestaltung der Vorlesung war jedoch sehr interessant, sodass wir sowohl aus menschlicher Sicht als auch aus technischer Sicht viel Input bekamen. Als Prüfungsleistung müssen wir im Studium fast ausschließlich Hausarbeiten schreiben. Einige von euch haben mich dabei ja sogar schon unterstützt <3.

Mensch oder Maschine?

So musste ich auch nun wieder innerhalb einer sehr kurzen Zeit ein Thema überlegen, erforschen und die Hausarbeit dazu schreiben. Das Thema für meine Hausarbeit zu finden, fiel mir nie so einfach wie für dieses Modul: Ich bin doch selbst halb ein Roboter, lege die Verantwortung für mein Leben jeden Tag ein Stück in technische Geräte. Die perfekte Vorlage! Am nächsten Tag in der Uni sprach ich mit meinem Dozenten über das Thema. Er war sofort überzeugt davon und so legte ich los.

Loopen – was uns wichtig ist

Meine Idee war, zu testen, auf welche Parameter in einer möglichen Loop-Therapie wir Diabetiker so Wert legen. Beim Thema Loop gibt es noch wenige Studien, die ich zitieren konnte, also machte ich meine eigene.

Hürde eins war, dass ich das Analyse-Tool nur für eine 14-tägige Testversion downloaden und nutzen konnte. In dieser Zeit musste das Programm mir sagen, wie ich meinen Fragebogen durch unterschiedliche Kombinationen meiner Variablen gestalten sollte. Dann musstet ihr alle fleißig meinen Fragebogen beantworten – je mehr, desto besser. Und dann musste ich noch die Daten aus dem Online-Tool in Excel übertragen und die Auswertung vornehmen. Alles in 14 Tagen. Sportlicher Zeitplan, aber da für die Bearbeitung der Hausarbeit insgesamt auch nur 3 Wochen zur Verfügung standen, musste ich es einfach irgendwie schaffen.

Gleich am ersten Wochenende stand der erste groß(artig)e Zeiträuber an: Das BSL-Camp in Mainz. Außerdem hatte mein Vater in dieser Woche Geburtstag und ich wollte meine Eltern besuchen. Insgesamt hatte ich an diesem Wochenende 6 Stunden Bahnfahrt, 1 Stunde Flug und jede Menge kurze Transferzeit zur Verfügung. Ich wollte jede Minute zum Schreiben nutzen. Natürlich kam es ganz anders und ich kam mit demselben Stand an Wörtern wieder in Hamburg an, mit dem ich losgefahren war. Die Tage danach schaffte ich ein paar Seiten, veröffentlichte die Umfrage und konnte viel Recherche betreiben – dann wurde ich eine Woche vor Abgabe krank und lag mit Fieber und Erkältung im Bett.

Zum Glück bekam ich eine kurze, aber rettende Fristverlängerung und konnte so die Hausarbeit ein paar Tage Hausarbeit sein lassen. Doch Stress, Schokolade, Erkältung und viel Lesen über Glukosewerte, Loop, Insulinpumpen und HbA1c-Grenzen verursachten bei mir eher Frustration mit meiner eigenen Therapie als ein Vorankommen mit der Hausarbeit. So wurde, trotz meines großen eigenen Interesses am Thema, die Bearbeitungszeit immer knapper und die Hausarbeit letztendlich in ein paar Tagen runtergeschrieben. Abgegeben habe ich dennoch mehr als 24 h vor dem eigentlichen (verlängerten) Abgabedatum. YEAHH!!!

Die Erkältung bin ich leider immer noch nicht komplett wieder los – wieso auch?

Genug des Mimimi – was habe ich denn nun herausgefunden?

Quelle: Pixabay

Nun, vielen von euch ist sicherlich in der Umfrage aufgefallen, dass fast alle Antwortmöglichkeiten ähnlich klangen und teilweise verwirrend ähnliche Dinge verglichen wurden. Genau dies war der Sinn der Analyse. Durch die Vergleiche fand das Programm heraus, welche Elemente in den unterschiedlichen Szenarien, die zur Auswahl standen, euch dazu bewogen, diese auszuwählen. Bildlich sah das Ganze so aus:

Quelle: Sara Brandt

Dahinter steckte eine bestimme Kodierung, mit der das Programm herausfand, welcher Bestandteil am meisten Einfluss auf eure Wahl hatte.

Nicht überraschend kam heraus, dass ein HbA1c von 6,0 % bzw. 42 mmol/mol oder niedriger euch am meisten überzeugte und andere Therapiebestandteile in den Schatten stellte.

Interessant war jedoch auch, dass eine Ermutigung des Arztes nicht denselben Einfluss hat wie ein Abraten. Am meisten Einfluss hatte es auf eure Entscheidungen, wenn die Unterstützung des Arztes weder positiv noch negativ war. Mit einer nicht vollständig aussagekräftigen Verlässlichkeit wird auch eine schlauchlose Pumpe von euch bevorzugt. Genauso wird der offiziell zugelassene Loop gegenüber dem selbstprogrammierten Loop oder gar keinem Loop bevorzugt.

Das HbA1c ist mit fast 60 % die wichtigste Entscheidungskomponente für die Therapie, gefolgt von der Unterstützung des Arztes. Im folgenden Bild sind die sog. aggregierten Wichtigkeiten aufgezeigt:

Interessante Ergebnisse, oder? Ob es eine Schlauchpumpe ist, oder nicht,  erklärt nur 9 % unserer Therapieentscheidungen und auch der Loop macht nur 10 % aus. Die Unterstützung durch den Arzt beeinflusst uns schon wesentlich mehr – fast ein Viertel der Entscheidung macht die Entscheidung des Arztes aus. Den größten Einfluss auf eine Therapieentscheidung hat, wie eben bereits erwähnt, der HbA1c. Bedeutet: Die Therapie kann noch so toll, bequem oder einfach sein. Mehr als die Hälfte von uns würden sie jedoch nur wählen, wenn dabei auch das HbA1c Ziel erreicht wird.

Die idealste Therapie setzt sich laut den Umfrageergebnissen zusammen aus einem offiziell zugelassenem Loop mit einer schlauchlosen Pumpe, die einen HbA1c von 6,0 % und niedriger erzielen. Klingt gut, oder?

Das alles ist für mich reine, persönliche Neugierde. Leider hat die Umfrage keine tiefgründige wissenschaftliche Verlässlichkeit, da hierfür wesentlich mehr Teilnehmer gefordert wären. Ich war einfach nur daran interessiert, mich, dich und uns besser kennen zu lernen. Was ist uns wichtig? Und was nicht?

Wann kommen offizielle Untersuchungen?

Ich hoffe, offizielle Untersuchungen mit diesem Ziel werden uns vielleicht in den kommenden Jahren die Therapie erleichtern und Produkte in die Veröffentlichung bringen, die wir WIRKLICH benötigen.

Habt ihr euch auch schon einmal gefragt, warum UNS eigentlich keiner fragt, wie wir uns unsere Zukunft mit Diabetes vorstellen?

Auch das habe ich in meiner Hausarbeit gelernt und geschrieben: wie stark eine Initiative wie #wearenotwaiting ist und wie viel Einfluss sie (hoffentlich) auf die Entwicklungen in der Medizintechnik hat, um die Zukunft der Diabetestherapie mitzubestimmen.

Denn wenn jemand in der Diabetestherapie Mitspracherecht haben muss – wer, wenn nicht wir?

2 Kommentare zu “Umfrage-Ergebnisse: Wie wir Entscheidungen treffen…

  1. “Denn wenn jemand in der Diabetestherapie Mitspracherecht haben muss – wer, wenn nicht wir?”
    Liebe Sara, genau diese Quintessenz ist es.
    Diese nach wie vor vorherrschende Ignoranz stört mich mittlerweile am allermeisten! Und auch deshalb habe ich mich an die DIY-Lösung gewagt.

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