Let’s start: das 670G-Insulinpumpensystem

Heute geht es los! Rund 40 Tester*innen treffen sich bei Medtronic, dem Hersteller der Insulinpumpe MiniMed 670G, in Meerbusch, um gemeinsam den Auto-Modus zu starten. Die Hintergründe des Tests und alle weiteren Infos fasst Katharina für euch zusammen.

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[Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Produkt- und Markennennung.] Seit Anfang Oktober haben die Teilnehmer*innen des 670G-Produkttests nach und nach die neuen Insulinpumpen samt Zubehör, Glukosesensor Guardian 3 und Blutzuckermessgerät Contour Next Link 2.4 ausgehändigt bekommen und auch ich habe mich auf diesen vorläufigen Wechsel eingelassen. Während der ersten Schulung wurden die Grundfunktionen des Systems vermittelt und die Bedienung erklärt. Seither läuft der offzielle Test.
Quelle: Katharina Weirauch

Was dahintersteckt – der Test

Seit Mitte September ist die MiniMed 670G in der Regelerstattung der Krankenkassen und kann damit ganz normal wie jede andere Insulinpumpe beantragt werden. Warum das so besonders ist? Die MiniMed 670G ist das erste Hybrid-Closed-Loop-System auf dem deutschen Markt. Die Insulinpumpe und der Glukosesensor kommunizieren dabei soweit miteinander, dass die Basalrate automatisch dem Insulinbedarf angepasst wird. Ist die Zukunft jetzt da?

Hybrid Closed Loop – der Auto-Modus

Bisher gibt es nur die „DIY-Loop“-Bewegung, bei der sich Menschen mit Diabetes eine künstliche Bauchspeicheldrüse mehr oder weniger selbst programmieren. Das führt meist zu einer deutlichen Verbesserung der Blutzuckerwerte, ist aber mit viel Aufwand und Eigenrisiko verbunden. Während die „DIY-Looper“  in der Regel einen „Closed Loop“ also eine „geschlossene Schleife“ verwenden, in der sie lediglich die Menge der gegessenen Kohlenhydrate eingeben müssen und der Rest vom Loop (je nach Einzelfall) fast eigenständig geregelt wird, ist die „Hybrid“-Version noch etwas mehr auf Hilfe angewiesen. Bei der MiniMed 670G müssen Kohlenhydratmengen direkt in die Pumpe eingegeben und anschließend die abzugebende Insulinmenge bestätigt werden. Das System selbst kümmert sich um das Anpassen der Grundversorgung und soll so u.a. vor Hypoglykämien schützen.
Quelle: Katharina Weirauch
Damit dies möglichst optimal funktioniert, muss das System den Körper erst einmal kennenlernen, während der Auto-Modus noch nicht beansprucht wird. Da die Tester*innen ihre MiniMed-670G-Systeme nun bereits zwischen 1 und 4 Wochen tragen, ist heute der große Tag!

Was bisher geschah – der manuelle Modus

Ich nutze das neue Pumpensystem nun seit 9 Tagen und bin noch in der Kennenlernphase. Im Gegensatz zu meiner Accu-Check Insight von Roche und dem Dexcom G5 gibt es viele Änderungen, die mich teilweise sehr irritieren: Die gesamte Bedienung zur Insulinabgabe oder für Einstellungsanpassungen erfolgt über die Pumpe selbst – es gibt also keine Fernbedienung – und auch meine Sensordaten erhalte ich nun ausschließlich über das Pumpendisplay. Zudem benötigt der Sensor mindestens zwei Kalibrierungen pro Tag. Ich denke, das ist Gewöhnungssache, aber noch ist es ungewohnt, die Pumpe ständig rausholen zu müssen – vor allem, weil sie in meiner Wahrnehmung auch nicht so super handlich ist.
Quelle: Katharina Weirauch
Von der Funktionsweise unterscheidet die beiden Insulinpumpen zum jetzigen Zeitpunkt nur der SmartGuard, der für die integrierte „Hypoabschaltung“ sorgt, die bereits im manuellen Modus genauso wie schon beim Vorgängermodell, der MiniMed 640G, verfügbar ist. Bei mir hat es in den vergangenen 1 1/2 Wochen keine Unterzuckerungen abgefangen, sondern ich hatte dann, während ich zu niedrig war, einfach kein Basalinsulin laufen. Ich weiß aber, dass andere Nutzer*innen durch diese spezielle Funktion im Alltag deutlich profitieren. Das Zubehör wie die Infussionssets (ich nutze die Quicksets) finde ich ganz angenehm in der Handhabung, die Kanüle sitzen gut. Auch der Sensor läuft – bis auf einen frühzeitigem Ausfall – für meine Ansprüche okay.

Das 670G-MeetUp – der Start

Das gesamte Wochenende vom 25.10. bis zum 27.10. werden wir alle gemeinsam verbringen, um mehr über das Unternehmen Medtronic und sein neues Produkt erfahren zu können, das Highlight aber wird sein, wenn alle gemeinsam den Auto-Modus und somit das Hybrid-Closed-Loop-System starten. Also ab heute Zuckerwerte ausschließlich im Zielbereich? Wie viel Eigeninitiative braucht es wirklich noch? Und wie verlässlich ist die MiniMed 670G? Fragen, auf deren Antworten ich selbst mehr als gespannt bin. Let’s do this together – #wirsindviele!
Einen Test zum Vorgängermodell, der MiniMed 640G, findet ihr u.a. von Katharina Schudmann in der #BSLounge: 11 Gründe für die MiniMed 640G und den Enlite-Sensor

4 Kommentare zu “Let’s start: das 670G-Insulinpumpensystem

  1. Da bin ich ja mal gespannt. Ich habe auch seit kurzem die 670G. Leider habe ich regelmäßig schnell steigende Werte (Stress, Erkältung, verzögerte Fettverdauung …). Da kommt der Auto-Modus meist nicht mit und ich muss auf manuell umschalten. Aber ich übe ja noch . Die Eingabe von Kohlenhydraten anstatt BE oder KE finde ich übrigens total nervig …

    1. Nicht empfehlen – würde ich nicht unbedingt sagen. Ich würde mir an deiner Stelle auf jeden Fall mehrere Systeme erklären lassen.
      Bei meiner alten Pumpe gab man die BE ein, wenn man essen wollte und die Pumpe hat die Menge des benötigten Insulins ermittelt. Bei der 670G gibt man die Kohlenhydrate ein. D.h. anstatt 5 BE gibst du nun 60 g Kohlenhydrate ein – das ist eine ziemliche Zirkelei, weil die Zahl in Einer-Schritten hochläuft, du dann irgendwann bremst und evtl. wieder runter steuerst.
      Auto-Modus bedeutet, dass die Pumpe selbstständig versucht, deinen Glucosespiegel auf 120 zu halten. Sie steuert dies durch eigene Berechnung des benötigten Insulins und gibt dies dann im 5-Minuten-Takt ab. Im Auto-Modus ist es nicht möglich, eine manuelle Korrektur mit zusätzlichem Insulin vorzunehmen, hier macht die Pumpe alles alleine. Werte von bis 190 hat sie bei mir innerhalb von gut 2 Stunden in den Griff bekommen. Wenn es darüber hinaus geht, dauert es mir einfach zu lange, bis die Werte wieder sinken und dann stelle ich den Auto- Modus ab und korrigiere mit zusätzlichem Insulin.
      Diese Ausführungen sollen dich aber keinesfalls bei deiner Entscheidung beeinflussen. Berücksichtige sie einfach bei deinem Vergleich.

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