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  • kleinert hat ein Update in der Gruppe Gruppenlogo von #wirsindviele#wirsindviele veröffentlicht vor 1 Jahr, 3 Monate

    Hallo. Ich bin 61 Jahre alt. Im November letzten Jahres habe ich Diabetes Typ 1 bekommen. Es geht mir nicht gut damit. Kann es einfach nicht akzeptieren. Ständig diese Auf und Abs stimmungsmässig. Termin beim Physchologen hatte ich. Habe aber das Gefühl mir kann keiner helfen. Möchte nicht jammern, aber komme nicht klar

    • Hallo Gisela, die Diagnose ist erstmal ein Hammer. Ich bekam sie auch erst als Erwachsene mit 37. Du nun erst kürzlich. Da war das Leben eingerichtet und nun soll man alles umschmeißen. Das bedarf viel Geduld, vor allem mit sich selbst, viel Verständnis und Zuspruch von außen. Ich kam ins Krankenhaus als es losging damit und hatte das Glück, dass es eines ist, dass auch für Diabetes zertifiziert ist. Dort hatte ich dann täglich Schulungseinheiten, bekam gute Literatur an die Hand und wurde für den Anschluss zur Schwerpunktpraxis überwiesen, wo ja Diabetesberaterinnen auch noch neben dem Ärzteteam viel geduldig erklären. Hast Du auch eine intensive Schulung erhalten? Gehst Du zur Diabetes-Schwerpunktpraxis oder bist Du “nur” bei Hausarzt in Beghandlung? Es macht viel aus, wenn die sich speziell mit Typ 1 auskennen. Dass Du die Krankheit noch nicht annehmen kannst, das ist ein Prozess, der individuell in der Dauer ist. Wenn man von Anfang an von Fachleuten begleitet wird, ist man sicherlich schneller dran, es zu akzpetieren und sich damit auseinander zu setzen, als wenn man vllt erstmal ins kalte Wasser geschmissen wird und alles alleine bewältigen soll. Eine Erkrankung anzunehmen ist vom Prozess her ähnlich wie in einem Trauerprozess. Deine Gesundheit ist nicht mehr zu 100% vorhanden. Du hast einen großen Verlust hinzunehmen. Diesen hinzunehmen und damit neu das Leben zu gestalten, braucht Zeit. Anfangs ist da das Gefühl von “Kann nicht sein, darf nicht sein, ich doch nicht. Schließlich kommt zu aufbrechenden Emotionen mit bspw Wut, Hader mit Überirdischem vllt, dann gibt es Phasen des Bewusstwerdens, dass es so ist, dass es nicht zu ändern ist, man fängt an, sich damit arrangieren, sich neu zu orientieren, sich zu organisieren und schließlich akzepiert man irgendwann den Verlust, blickt nach vorn. Man weiß zwar, dass es immer wieder Rückschläge gibt, wo man mal wieder traurig, enttäuscht ist, sich alleine fühlt und doch möchte man ja auch weiterkommen, nicht in diesen Gefühlen bleiben und gewinnt an Zuversicht, zumal man immer wieder erlebt, dass man es schafft mit der Situation umzugehen. Ich wünsche Dir, dass Du Menschen an Deiner Seite hast, die Dich unterstützen – wir nennen sie hier Typ F – für Freunde, Familie, Kollegen usw. und dass Du Fachleute hast, die gut auf Dich eingehen. Alles Gute!
      • Es gibt nicht nur doofe Tage! Auf keinen Fall. Der Anfang ist schwer, weil man viel lernen muss. KE beim Essen bestimmen, den Körper beobachten, wie er auf das Insulin reagiert, Erfahrungen sammeln: was wirkt alles wie auf den Blutzucker. Dazu hilft es sich umfassend zu informieren, sich Hilfe zu suchen bei Fachleuten. Dann stellt sich irgendwann eine Routine ein. Man weiß einfach: erst das Essen zusammenstellen, berechnen, spritzen usw…überlegen ob noch viel Bewegung ansteht..Du lernst das alles! Es ist zwar anfangs gefühlt wie eine neue Wissenschaft aneigenen, aber im Grunde sind es logische Abläufe. Dass der Blutzucker am Tag variiert und auch mal Achterbahn fährt, ist normal, Du lernst aber damit gut zu fahren. Nimm eine Wanderstrecke. Dir sagt jemand: ich nehme immer diesen Weg, für den brauche ich jene bestimmte Zeit. Und dies und das ist in meinem Rucksack für unterwegs. Du gehst los und machst das genauso. Stellst dann aber fest: der Weg links wäre zwar etwas länger, aber für Dein Gefühl komfortabler zu gehen. Außerdem brauchtest Du manche Sachen im Rucksack gar nicht, stattdessen fehlten Dir sogar welche. Die Zeit ist auch eine andere geworden. Aber Du bist angekommen. So ist das auch mit dem Diabetes. Dieser ist bei keinem von uns gleich. Nimm Dir Zeit Deine eigene Wanderkarte zu erstellen. Sieh Dir Tipps an, von anderen und wäge ab, ob diese für Dich auch hilfrich sind. Wenn nicht, mach es anders. Lass Dich nicht verunsichern von Berichten: Jeder kann mit Typ 1 eine Weltreise Tour machen….Willst Du das? Wer vorher nie die Ambitionen hatte einen Marathon zu laufen, warum müsste man das jetzt haben? Hab Mut für Deinen eigenen Weg, denn dass Du Dich damit gut arrangierst und Dich bestmöglich wohlfühlst, ist das wichtigste. Und das schaffst Du auch. Bleibt einem ja auch nicht wirklich was anderes übrig. Gut, man könnte alles weitgehend ignorieren, aber geht es einem dann auf Dauer gut? In dem Sinne: mach Dich mutig auf den Weg, auf dem Dich mehr schöne Entdeckungen und Begegnungen erwarten, als nur doofe Tage!
        • Hi meine Erfahrung zeigt für solche schwierigen Veränderungen brauche ich sechs Monat um sie zu verdauen. Und wenn es mir schlecht geht, spielt der Zucker noch sein eigenes Lied dazu.

          Aber es wird besser, wenn du besser mit allem umgehen kannst, deine Umgebung die Vollpanik ablegt etc.

          Mein Tipp mache etwas, was du noch nicht gemacht hast bevor du Diabetes hattest. Egal was Basteln, Tai chi what ever. Das kannst du dann als positiv verbuchen, was dir die Krankheit gebracht hat.

          • Hallo,
            ich bin auch 62 Jahre jung und mit 21 wurde mir die Diagnose mitgeteilt. Puuu, das war ein Hammer, aber ich habe es nie so gesehen, “das bestimmt jetzt mein Leben”.
            Er durfte mit mir leben, mit allen Höhen und Tiefen.
            Gute Informationen und eine gute Praxis mit Mitarbeitern die mit dem Arzt für dich den richtigen Weg heraus finden. Laß den Kopf nicht hängen, es gibt wieder bessere Zeiten.
            Mein Bruder hatte 2 Jahre vor mir Diabetes und er sieht es als persönliches Unglück an. Ob es ihm damit besser geht, ist hier die Frage.
            Klar bis man die Rutine hat und man weiß”was mache ich wann”, kommen noch einige doofe Tage.
            Ich wünsche dir einen positiven Blick und Weg. Auch wenn es dazu noch ein bißchen dauert.
            Liebe Grüße Sabine
            • Hallo Gisela,
              ich bin Susanne, nächste Woche dann auch 61 Jahre alt und ich habe meine Diagnose Typ1 Diabetes mit 38 Jahren bekommen. Das war mitten im Leben, als alleinerziehende Mutter und damals habe ich noch meine Mutter gepflegt. Die Diagnose traf mich wie ein Hammerschlag und ich habe echt gedacht, wie soll das weiter gehen, wie schaffe ich das alles?
              Es ist weitergegangen, ich habe das alles Schritt für Schritt angegangen. Erstmal eine gute diabetologische Schwerpunktpraxis gesucht. An Schulungen teilgenommen, dort Menschen in der gleichen Situation kennengelernt und wir haben uns gegenseitig aufgebaut. Schnell habe ich gemerkt, dass man es schaffen kann, mit dem Diabetes und den Herausforderungen trotzdem ein aktives und selbstbestimmtes Leben zu führen. Verlier nicht den Mut, auch wenn es Tage gibt, wo man einfach nur heulen könnte. Es wird besser – und das hast Du hier ja auch schon in den weiteren Kommentaren gelesen. Sonja (sonjag) hat Dir ja auch schon gute Tipps gegeben und gefragt, ob Du in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis bist. Den Tipps von Sonja möchte ich mich voll und ganz anschließen. Was mir immer sehr hilft, ist der Austausch mit anderen Menschen, die auch mit Diabetes leben und die inzwischen sehr große Online Community, hier in der Blood Sugar Lounge, bei Facebook oder Instagram. Gisela Du bist nicht alleine. Vielleicht mags Du ja auch mal erzählen was Dich so konkret belastet. Alles Gute, ganz viel Zuversicht für die Zukunft und herzliche Grüße Susanne
              • Moin Gisela,
                schön, dass Du Dich traust, über Deine Probleme mit der Diagnose Typ1Diabetes zu sprechen… Hier bist Du auf jeden Fall richtig!
                Was belastet Dich konkret, was bedeutet: „Ich komm damit nicht klar“?
                Womit kann man Dir vielleicht helfen?
                LG
                Eva
                  • Ich akzeptiere die Krankheit nicht und der ganze Aufwand ums Essen.
                    Ich bedanke mich ganz herzlich für deine Antwort
                    • Bei der Schulung wurde gesagt das man alles essen kann. Aber seit November esse ich dreimal am Tag und wenn ich Hunger auf etwas Süßes habe, nur direkt nach den Mahlzeiten. Also so garnichts Abends beim Tv. Das empfinde ich als großen Verlust. Ich soll nur für die Hauptmahlzeiten spritzen, weil ich sonst damit überfordert wäre für etwas zwischendurch zu spritzen. Wie machst du das denn? Z. B. Wenn du unterwegs mal einen Orangensaft trinken möchtest?
                    • Was mir persönlich bis heute sehr hilft, ist das Blutzucker-Tagebuch. Es gibt zwar bspw in der Freestyle Libre app auch die Möglichkeit Eintragungen zu machen, aber handschriftlich finde ich es am übersichtlichsten. Da kann man immer schnell auf einen Blick sehen, wann man was gegessen hat, wieviel wurde gespritzt und vor allem bei welchem Faktor. Wenn Du bspw merkst, dass Du morgens mit dem Faktor sagen wir mal als Bsp x1,5 gut hinkommst, da Du zwischendrin nicht nachkorrigieren musstest, dann weiß man am nächsten Tag, dass man es damit wieder probiert… Nur so als Tipp …auch wenn Du mal Nachweise benötigst für die Krankenkasse oder die Behörde (für Beantragung Schwerbehinderten-Ausweis) wollten die beisher immer einen Einblick in das Blutz. Tagebuch haben.
                      • Hallo! Ich bekam mit 58 Diabetes. Erst 4 Jahre später hatte ich die Gewissheit, dass es sich um Typ 1 handelt.
                        • Liebe Gisela,
                          wenn Dir der Aufwand mit dem Essen noch unplausibel erscheint, stellt sich mir die Frage, was mit Deinen Blutzuckerwerten passiert, wenn Du essen würdest wie bisher? Hast Du das schon mal vorsichtig ausprobiert?
                            • Liebe Gisela, es kommt darauf an, welches Insulin Du spritzt. Länger wirkendes Humaninsulin hat eine längere Wirkungsdauer (ca. 6 Stunden) und da müsstest Du ohnehin noch etwas nach essen. Das geht mir sogar bei Novorapid so.
                              Vielleicht hast Du ohnehin noch eigene Insulinserserven, weil nicht alle Betazellen der Bauchspeicheldrüse zerstört sind. Davon gehe ich bei Dir aus. Dann kannst Du Dir auch mehr zwischendurch leisten. Das musst Du ausprobieren… am besten mit regelmäig Blutzuckermessen.
                              Ich habe eine Pumpe seit 1997. Da bole (spritze) ich immer, wenn ich es brauche… das ist dann ganz einfach mit Knopfdruck zu erledigen.
                              • Ich war im Krankenhaus deswegen. Da wurde mir gesagt das ich Lada habe. Ich habe unregelmäßig gegessen.
                              • Na bitte, das ist eine gute Nachricht! Dies verzeiht Dir viele Fehler… Du brauchst auch kaum Hypos mit Bewusstlosigkeit befürchten! Die Blutzuckergrundeinstellung ist noch nicht optimal… Das wird besser. Wie ist Dein HBA1C-Wert?
                                • Es wir also langsam besser.😊
                                  • Liebe Gisela! Ich habe auch Lada seit 1.5 Jahren. Ich weiß es ist schwer das zu akzeptieren. Bei mir ist es inzwischen besser – aber an manchen Tagen ist es einfach sehr schwer. Ich stelle mir meinen Diabetes als ein nerviges Haustier vor, das ich nicht mehr los werde. Immer zusätzliche Arbeit und an manchen Tagen macht es in die Ecke und nervt tierisch. Vielleicht hilft dir diese Vorstellung.
                                    • Wichtig ist, dass du es akzeptierst, dass du nicht von heute auf morgen alles perfekt ändern und dich daran gewöhnen kannst. Das funktioniert so nicht und muss es auch nicht!

                                      Ich rate frisch diagnostizierten Menschen immer, dass sie IHREN Diabetes Schritt für Schritt kennenlernen sollen. Das fängt an bei den Grundlagen – was ist der Typ 1 Diabetes, was muss ich wann tun, was hat alles Einfluss auf meinen Blutzucker, …
                                      Das ist erstmal viel Wissen auf einmal, aber oft kann man es direkt in der Praxis sehen bzw ausprobieren. Ich sage dazu immer, “Werde dein eigener kleiner Diabetologe”.

                                      Und im nächsten Schritt musst du viel ausprobieren und an deinen persönlichen Alltag anpassen. Was mir am Anfang sehr geholfen hat, ich habe mir meine “Lieblingsmahlzeiten” aufgeschrieben (wie viel KE?), versucht mir nach und nach grob zu merken und mich so Stück für Stück an die großen “Herausforderungen” (Pizza, Kuchen, …) herangetraut.

                                      Wenn du viele BZ-Schwankungen am Tag hast, schau mal herauszufinden, woher diese kommen. Falsch dosiertes Insulin? Falsch berechnete Kohlenhydrate? Zu viel Bewegung, die nicht mit eingeplant wurde? Zu wenig Bewegung? Da gibt es leider so, so viele Faktoren, die Einfluss haben. Aber mit ein bisschen “Fleißarbeit” hat man auch hier schnell den Dreh raus. Einfach mal ein paar Tage aufschreiben, was man so gemacht, gegessen, gespritzt hat und dann rückblickend schauen, was nicht so gut geklappt hat.
                                      ABER auch bitte, bitte die guten Tage feiern!! Es ist eine scheiß Erkrankung und es kotzt uns alle an – das kann niemand schön reden. Aber wir loben uns selbst viel zu selten, für die tägliche Arbeit, die wir mit dem Diabetes haben.

                                      Also versuch dich auch viel auf die guten Tage zu konzentrieren – und wenn auch nur die Nacht mehr oder weniger stabil verlief, das ist auch schon die halbe Miete! 🙂