Sheelas Tagebuch #11 – Alles, nur bitte kein Mitleid mehr!

Ja, Sheela hat Diabetes. Und ja, sie wird es wohl ihr Leben lang haben und auf Insulin angewiesen sein. Doch auf eines möchte sie nicht angewiesen sein: Das Mitleid anderer Menschen!

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Worum es überhaupt geht 

Hey Ihr! Krankheiten und Mitleid sind in unserer Gesellschaft wohl häufig automatisch miteinander verknüpft, leider. Beim Diabetes gibt es keine Ausnahme, aber mich persönlich „stört“ Mitleid eindeutig mehr als der Diabetes an sich! Dennoch werde ich regelmäßig damit konfrontiert.

„Das wäre doch nicht nötig gewesen“

Richtig. Mitleid ist meiner Meinung nach nicht nötig. Nicht für jemanden, der in Deutschland lebt und die Möglichkeit der gesundheitlichen Versorgung durch die gesetzlichen Krankenkassen „genießen kann“. Das ist nicht selbstverständlich, auch heute, während wir hier mehr als gut versorgt sind, ist es leider Tatsache, dass Menschen auf der Welt nicht versichert sind und sich nicht mal eben ein Rezept für das lebensnotwendige Insulin beim Diabetologen ums Eck holen können. Hier in Deutschland kann man mit Diabetes leben und alt werden, alles tun, wobei man sich nicht selbst im Weg steht, und das alles klappt super auch oder vor allem gerade ohne Mitleid.
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Natürlich ist Diabetes immer noch eine Krankheit und auch manchmal alles andere als ein kleiner Aufwand, aber eigentlich geht es uns doch noch wirklich sehr gut damit.

Ganz wichtig: Mitleid hilft niemanden.

Keiner hat etwas davon, bemitleidet zu werden, es hilft überhaupt nicht weiter, im schlechtesten Fall zieht es jemanden nur noch weiter runter und verhilft dabei, im Selbstmitleid zu versinken, was einem nicht wirklich gut tun kann. Gegen ein gesundes Maß an Mitgefühl ist jedoch nichts einzuwenden. Wen hat der Satz „Oh, du tust mir ja so leid“ jemals aufgemuntert? „Ich kann das verstehen“ oder „Wie ist das eigentlich, wenn…“ bringt mich wahrscheinlich auch nicht voran, aber es kann einen bestärken, sich nicht damit alleine zu fühlen, und zeigt Interesse an einer Person, was bestimmt jedem ein bisschen gut tut.

Diabetes, nicht todkrank!

Fakt ist einfach, dass Diabetes eine Krankheit ist, aber kein Todesurteil oder ähnlich Fatales. Ich falle nicht tot um oder quäle mich tagtäglich mit Schmerzen und warte auf das Ende. Ich habe Diabetes. Eine Krankheit, um die ich mich wohl kümmern muss mein Leben lang. ABER ICH KANN mich darum kümmern ein LEBEN LANG und damit alt werden. Ja, ich kann sogar ALLES ESSEN, wonach mir ist. Ich muss testen und spritzen, na gut, nervt manchmal, aber es gibt so viel Schlimmeres und ich bin grundlegend erstmal an nichts gehindert, woran ich mich nicht hindern lasse.
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Ich fühle mich nicht krank.

Für mich ein verdammt wichtiger Punkt, ich fühle mich wie jeder andere Mensch, und das Überraschende daran ist, vermutlich, ich meine, es besteht die Möglichkeit, dass ich tatsächlich ein völlig normaler Mensch bin. Wie jeder andere auch und genau deshalb auch kein Mitleid benötige. Mich kränkt Mitleid sogar ein bisschen und ich fühle mich schlecht dadurch, weil ich nicht damit umzugehen weiß, ich sehe einfach keinen Grund dafür. Ich muss niemandem leidtun, mir geht es gut. Man sagt ja nicht umsonst „Ich habe Diabetes“ und nicht „Der Diabetes hat mich“. Ich stehe im Vordergrund meines Lebens und der Diabetes ist halt einfach dabei, mehr nicht!

Fazit

Am Ende kann ich nur noch sagen, dass der Diabetes meiner Meinung nach weder über- noch unterschätzt werden sollte. Einerseits ist es halt die Krankheit, die mich und viele andere ein Leben lang begleitet, und fordert jeden von uns in Sachen Disziplin und Selbstverantwortung vielleicht noch zusätzlich, aber man muss realistisch sein und sehen, dass es immer einen Weg gibt, damit umzugehen. Die Frage mit dem Diabetes lautet jedes Mal nicht, ob, sondern bloß manchmal, WIE.   Eure Sheela ♥

6 Kommentare zu “Sheelas Tagebuch #11 – Alles, nur bitte kein Mitleid mehr!

  1. Sehr treffend formuliert, ich kann das nur unterschreiben! Am meisten nervt mich, wenn Familienmitglieder zum wiederholten Mal den Tisch decken, das Essen hinstellen und mich dann ansehen und feststellen: Hach Mensch, das darfst du wohl nicht…oder: Die Früchte sind nur mit Süßstoff gezuckert…oder: hier, für dich habe ich Diabetikerkuchen besorgt…grrrrrrrr

    1. Das verstehe ich!
      Vorallem weil man, ich zumindest mich gar nicht anders fühle aber man doch irgendwie anders behandelt wird manchmal. Wenn ich das Wort Diabetikerschokolade oder sowas ähnliches nur höre könnte ich loslaufen 😀

  2. Ich fürchte, so einfach ist das nicht – Zuckerkrank zu sein ist viel mehr als ein Regelmäßiger Besuch beim Arzt oder keine Süßigkeiten zu essen – auch wenn wir uns um unsere Krankheit kümmern und alle Empfehlungen einhalten kann man nicht wirklich mit dieser Krankheit leben – außer man definiert ‘Leben’ als Zwang zu einer Knechtschaft und weil es halt keine andere lebensbejahendere Alternative gibt. Alle Träume, die das Leben konstruktiv außergewöhnlich machen, sind zu begraben, alles, was aus der Norm fällt verträgt der Zucker gar nicht, geschweige denn, multiple Belastungen in einem verantwortungsbelasteten Beruf, Geburtstod eines Babys, Leukämie des zweiten Kindes, Verhaltensauffälligkeit des dritten Kindes mit Schlafentzug über Jahre, Belastungen durch Hausbau und Auseinandersetzungen mit unprofessionellen Leuten, deren einziges Lebensziel der Feierabend, das Wochenende und der Urlaub zu sein scheinen. – und weil das nicht reicht, bestimmt auch noch Mr Sugar, wo es lang gehen soll. Nein, ich finde, so einfach ist das nicht.

    1. Verschiedene Menschen – verschiedene Meinungen 🙂
      Der Beitrag kann und soll ja gar nicht an die Allgemeinheit gerichtet sein, er ist subjektiv geschrieben und beschreibt meine eigene Einstellung zu dem Ganzen.
      Ich vertrete beispielsweise auch die Meinung mit Diabetes alles Essen und Ausüben zu können wonach mir ist. Man muss auf nichts verzichten, nur wissen wie man mit gewissen Situationen oder Lebensmitteln umgeht. Demnach bedeutet Diabetes auch keinen Verzicht für mich. Ungesund sind Süßigkeiten in Übermengen für jeden Menschen, für einen Diabetiker aber nicht mehr als für einen Nicht-Diabetiker. Ich kann – mittlerweile -sehr gut mit meinem Diabetes leben und konnte auch schon positive Dinge, wie großartige Freundschaften auf den Diabetes zurückführen. Ich habe gelernt, dass es manchmal einen größeren Aufwand erfordert mit Diabetes etwas zu planen oder einen Traum zu verwirklichen, aber unmöglich macht mir meine Ziele auch nicht der Diabetes. 🙂
      Ich habe Diabetes, nicht der Diabetes mich, genauso trifft es auf mich zu.

    2. Hallo Andreas,

      ich möchte Dir recht geben…so einfach ist es nicht. Stimmt. Auch wenn man sich in allen Belangen, den Diabetes betreffend, die größte Mühe gegeben hat, funktioniert es oftmals nicht. Es stimmt auch, daß man den alltäglichen Wahnsinn noch gar nicht auf der Agenda hat. Sehr treffend beschrieben. Er (Mr. Sugar) macht schon genug Stress, wenn alles normal läuft…wehe es kommt dann nochmals dazu. Ich weiß, was Du meinst. Danke!
      Liebe Grüße
      Tatjana

  3. Ja – Hallo Ihr Süssen. Ich habe mich jetzt erstmals in diesem Forum angemeldet und finde, daß es gut ist – ohne überkandidelt zu sein. Paßt mir gut. Auf Grund meiner 45jährigen Diabetes-Typ I Erkrankung (?) habe auch ich schon des öfteren erlebt, daß mir Mitleid entgegengebracht wird. Wenn ich mich daraufhin im Gespräch mit der betreffenden Person eingelassen habe, hatte ich i.d.R. feststellen müssen (leider!), daß diese Person mal etwas von Diabetes gehört hatte, weil der Bekannte eines Bekannten darüber mal gesprochen haben soll. Und ferner, daß man viel Sauerkrautsaft trinken solle, dann würde das schon wieder weggehen. Ich dachte immer, das wäre die Ansicht von vor 40 Jahren – aber es ist leider immer noch so. Na ja. Die Allgemeinheit weiß ja i.d.R. auch nichts von Diabetes, zumal auch immer oder meist in den Medien von der Volkskrankheit Diabetes geredet wird. Da wird man dann automatisch in diese Ecke gestellt. Es wird in den Medien kaum der Unterschied zwischen Typ I und Typ II gemacht. Ich freue mich immer wieder wie ein Schneekönig, wenn mal diese Unterscheidung – auch von Ärzten – in den Medien angesprochen wird. Mittlerweile bin ich 70 und werde wohl noch den Rest meines Lebens mit diesem Mitleid leben müssen. Dann höre ich wieder mal weg, weil – ich bin ja schon alt und höre nicht mehr so gut. Hihihi.

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