Urlaubsplanung mit Diabetes – früher und heute

An Urlaub vor dem Diabetes kann sich Ramona nicht mehr richtig erinnern, aber dafür an Urlaub nach der Diagnose! Am Anfang reist sie noch zögerlich in die Nähe von Deutschland und später in die ganze Welt…

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Wenn ich an unbeschwerte, diabetesfreie Urlaube mit der Familie früher denke, dann kommt mir in den Sinn… nun, eigentlich gar nichts. Ich war ja auch erst 8 Jahre alt bei der Diagnose und mein Gehirn vorher wohl nicht ganz so aufnahmefähig. Jedenfalls weiß ich, dass wir ein paar Mal in Griechenland waren, auf Kreta, in einem Ferienhaus.

Das Kind hat Diabetes

Schnitt. Nächste Szene. Das Kind hat Diabetes. Geht auch nicht mehr weg. Oje. Und nun? An Urlaub hat wohl zunächst mal niemand gedacht. Es war schwierig genug, den Alltag – sowohl zuhause als auch in der Schule – auf die Reihe zu bekommen. Aber meine Eltern sind schon immer gern verreist und so stellte sich irgendwann natürlich die unvermeidbare Frage: Worauf muss man denn jetzt achten?

Der Urlaub hat sich verändert

Deswegen ging es meistens erstmal nach Österreich. Da spricht man Deutsch, das Essen ist ähnlich, und eigentlich auch sonst alles wie hier, nur mit Bergen. Und in Ferienwohnungen konnte man wunderbar zu den vorgegebenen Spritz-/Ess-Zeiten selbst kochen und alles akribisch abwiegen. Perfekt! So ging das auch die nächsten Jahre erstmal alles gut und man hatte Zeit, sich auch in fremder Umgebung an den neuen Begleiter namens Diabetes zu gewöhnen. Die nächste Erinnerung: All-Inclusive-Hotels. Spanien, Türkei, Hauptsache warm. Im Nachhinein lag das wohl daran, dass es da ja für das potentiell unterzuckernde Kind immer was zu essen gibt! Und eine möglichst große Auswahl an Dingen vom Buffet, von denen man weiß, wie man sie zu berechnen hat – eine kleine Waage für den Tisch war trotzdem immer dabei. Und die Sicherheit, sich immer noch in Europa zu befinden, mit Krankenhäusern mit hohem Standard und der Möglichkeit, schnell wieder daheim zu sein.

Ab in die Karibik

Irgendwann, als ich dann älter war und den Diabetes größtenteils selbstständig im Griff – sofern das während der Pubertät möglich war, ihr kennt das ja – wurden wir mutiger und die Ziele entfernter. Die ersten Fernreisen standen an: Karibik. Ab da hatte ich quasi Blut geleckt: Ich wollte weit weg, alles sehen, was möglichst komplett anders ist als hier bei uns.

Mit Diabetes die Welt entdecken

Und der Diabetes? Hält mich heutzutage definitiv nicht mehr auf! Bei der Reiseplanung wird maximal berücksichtigt, ob denn im Notfall ein englischsprachiges Krankenhaus in Reichweite ist. Aber da man ja eh quasi überall auf uns Europäer eingestellt ist, ist das fast nirgends mehr ein Problem. Dadurch, dass ich mit der Familie auch mit Diabetes immer verreist bin, fühlte ich mich seit jeher auch im Ausland sicher damit und weiß mittlerweile genau, wie ich mit meinem Diabetes umzugehen habe. Und selbst, wenn es dann mal nicht so läuft, weil das Essen doch uneinschätzbar war: egal. Es ist ja schließlich Urlaub 😉 Es kommen auch wieder bessere Tage. Und was ist ein mieser Diabetes-Tag (die auch zuhause oft genug passieren!) gegen die Möglichkeit, die Welt zu sehen? Wie lief bei euch der Urlaub mit Diabetes ab – sowohl in der Anfangsphase als auch nach vielen Jahren? Erzählt mir davon in den Kommentaren!

3 Kommentare zu “Urlaubsplanung mit Diabetes – früher und heute

  1. Der letzte Urlaub war eine Katastrophe, eine Flussreise mit Menü essen. Bis das Essen serviert wurde vergingen 30 Min und das beim Turboinsulin.
    Nie wieder, meine Werte waren nur schlecht und keinen Urlaub mehr mit halb oder voll Pension

  2. Der letzte Urlaub vor der Diagnose.. vor 40 Jahren … ich war 30 und hatte 3 kleine Kinder…mein Mann meinte, ich würde so schlecht aussehen, wir müssten mal Urlaub machen. 4 Wochen Italien in einer Ferienwohnung. Ich war abgemagert bis auf eine (kranke) Modellfigur.Ich aß Unmengen Pasta und Pizza, trank Unmengen Cola, Rotwein, Wasser, ich bin fast gestorben. Nach 4 Wochen nach Hause, ich konnte nicht mehr Autofahren, weil ich nur noch verschwommen gesehen habe. Von der Autobahn zum Arzt, ein unmessbarer Wert, über 1000mg/dl. Mit Insulin ging es mir schnell besser. Schulung im Krankenhaus Keine. Aber mein damaliger Hausarzt verschrieb mir mit langem Grossen Gutachten ein Messgerät,mit dem ich zu Hause den BZ kontrollieren konnte. Schulung habe ich mir selbst gegeben mit Hilfe von unglaublich netten Jungen Diabetikern in der Sebsthilfegruppe, mit Büchern über NISS. Ich habe gemessen, gewogen, verschiedene Insulin ausprobiert und die Nächsten Urlaube mit und ohne Familie gingen relativ unproblematisch, meistens in Ferienwohnungen in Italien, Spanien, der Türkei, ausgerüstet mit dem wunderschönen Novopen. Nach 10 Jahren die Insulinpumpe, wiederholte intensive Schulungen, Lernen, Ausprobieren, Protokollieren. Urlaube: Wandern im Atlasgebirge, Segeln in der Ägäis, Tauchen auf den Seychellen, Skifahren in den Alpen und den Rockies, USA mehrfach, Norwegen, Finnland, Russland, monatelanges Campen in Australien und Neuseeland. Alles glatt gegangen. Nur der Ausbruch des Islandischen Vulkans hat uns in Neuseeland überrascht und durch die Urlaubsverlängerung an die Grenzen meiner Kathetervorräte gebracht, aber…ist nochmal gutgegangen. Ich habe nie einen Arzt im Ausland gebraucht. Bei einem Skiunfall in Österreich habe ich den Stationsarzt “geschult”, er hat sich bedankt. Er weiß jetzt, wie das mit dem DMTyp1 gehen kannn. Der Diabetes hat mich nie eingeschränkt. Bei der Diagnose “Zöliakie” vor 10 Jahren, habe ich schon mal eine Runde geheult, aber auch das ist kein wirkliches Problem…auf der Welt. Ich bin jetzt 69, meine nächste Reise geht wahrscheinlich ( so Gott will) nach Kanada.

  3. Habe seit ca. 33 Jahre Typ 1 und bin immer verreist, wenn es finanziell und zeitlich ging. Am Anfang war es etwas umständlich, 11-13 abgewogen Mahlzeiten, SEA und immer ne Waage und die Kühltasche für das Insulin dabei. Mit den Pens und Intensivierter Insulintherapie war auf einmal ein Gefühl der Freiheit da. Hinzu kamen die Turboinsuline und ich konnte Spritzen wenn das Essen am Tisch war und könnte auch den Teller leer machen. Jetzt habe ich ne pumpe, aber noch keinen Urlaub damit hinter mir. Für mich hat sich in den letzten 30 Jahren einiges geändert und ich fühle mich durch den Diabetes nicht am Reisen gehindert. Natürlich sind die Werte nicht immer top, aber mal ehrlich, Zuhause sind sie das auch nicht immer 😉

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