Im folgenden Beitrag erzählt Olivia euch etwas dazu, inwiefern ihre Diabetes-Erkrankung ihren Blick auf die Nährwerte von Lebensmitteln verändert hat und warum sie sich manchmal wünschen würde, diesen „besonderen“ Blickwinkel wieder abgeben zu können. Weiterlesen...
Ich habe vor einiger Zeit festgestellt, dass meine
Diabetes-Erkrankung mich mal wieder verändert hat. Klar, dass sich da grundlegend etwas im Leben desjenigen nach der Diagnose verändert, ist mehr als normal, schließlich ist es uns ja vorerst nicht mehr möglich, so weiterzumachen wie bisher.
Doch ist möchte jetzt gar keinen Aufsatz darüber schreiben, inwiefern mich diese Krankheit in meinem Allgemeinzustand verändert hat. Nein, nein, dazu gibt es ja schon einige
spannende Beiträge hier in der Blood-Sugar-Lounge.
Bei mir geht es viel eher um ein ganz großes, geliebtes Thema in meinem Leben und zwar: Essen und Trinken. Oh, was müsst ihr jetzt denken, wenn ihr diese Zeilen lest! Ich kann euch beruhigen, ich habe ein gesundes Verhalten zu Essen und Trinken, nur finde ich diese Thematik äußerst interessant.
Food-Trends, Analysen und Nährwertangaben
Vor meiner Erkrankung war das eher weniger der Fall, na gut, da war ich tatsächlich auch erst 11 Jahre alt, ich möchte ja wohl meinen, dass es einer 11-Jährigen vollkommen verziehen ist, sich in dem Alter eher für coole Outdoor-Spielsachen als für Nährwerte und angesagte Food-Trends zu interessieren.
Wie dem auch sei, meine Sichtweise auf Lebensmittel hat sich grundlegend geändert und das schiebe ich gerne auf meinen Diabetes. Damit meine ich aber nicht mein Interesse an internationalen und kulturellen Spezialitäten (für welche ich absolut bereit wäre, die weite Welt zu bereisen), nein, viel eher die Nährwert-Angaben und eben dieses gesamte „Nachgedenke“ über Nährwerte,
Kohlenhydrate,
Fette etc.
Kurze Frage an euch: Wisst ihr, was ich meine, worauf ich hinaus will?
Ich habe das mal ein wenig dokumentiert, mein Verhalten, mich beobachtet und das Ganze analysiert. Natürlich nicht akribisch mit experimentellen Tabellen, Grafiken, Auswertungsmethoden und Protokollen, haha – das passt ja mal so gar nicht zu mir.
Nein, ich meine viel eher, dass ich darauf geachtet habe, inwiefern sich denn meine Einstellung zu gesunden als auch zu ungesunden Lebensmittel geändert hat.
Von Naschkatzen und „guten“ und „schlechten“ Kohlenhydraten
Früher zum Beispiel war ich eine absolute Naschkatze, das größte „Süßigkeiten-Kind“ überhaupt. Wenn es bei einem Kindergeburtstag ein „Süßigkeiten-Buffet“ gab, dann war ich die Erste, die es eröffnet hat. Glücklicherweise habe ich das ganze Zeug aber immer hervorragend verstoffwechselt, weshalb man das bei meiner kindlichen Figur niemals auch nur ansatzweise vermutet hätte.
Auch in der Pubertät konnten die ungesunden Sachen und ich uns noch gut leiden. Ich war nie so der Fastfood-Fan, dafür aber immer die Erste, die das Dessert probieren wollte.
Auch hier war mein
Stoffwechsel = 1A und meine
Blutzuckerwerte haben mir das auch nie krummgenommen. Ich habe ja für alles ausreichend gebolt/gespritzt.
Dennoch war mir einfach nicht bewusst, was ich da aß. Klar kannte ich die horrenden
BE-Angaben, aber das hat damals in meinem Kopf nicht alarmierend geklungen. Heutzutage sieht das anders aus.
Manchmal fällt es mir schwer zu genießen. Ich bin weiterhin dieselbe Olli, mit denselben Vorlieben, also eher den Nachtisch zu bevorzugen anstatt das Hauptgericht zu verspeisen, aber meine Proportionen haben sich verändert. Heute mache ich mir Gedanken darüber, was ich esse. Ich sehe nicht nur die Tafel Schokolade, die ich gerne essen würde, sondern betrachte eher die Kohlenhydrate auf 100g des Produkts bezogen. Mir wird im Hinblick dieser meist bewusst, wie gesund oder eher ungesund ein Produkt ist. Denn es gibt ja, wie man so schön sagt, „gute“, aber auch „schlechte“ Kohlenhydrate.
Bleiben wir doch gleich einmal bei den sogenannten „guten“ Kohlenhydraten, diese setzen sich i.d.R. zu großen Teilen aus einer längeren
Zucker-Molekülkette zusammen und werden dadurch dann auch komplexe Kohlenhydrate genannt, da der Körper länger braucht, sie aufzuspalten und zu verstoffwechseln. So hat unser Organismus also auch länger etwas zu tun.
Das heißt dennoch nicht, dass die Kilokalorien ebenfalls in einem niedrigen Bereich liegen müssen. Es ist alles so ein heikles Spiel mit der exakten Betrachtung des Produkts. So glänzen Nüsse mit wenigen Kohlenhydraten auf 100g Produkt und natürlich setzen sich diese Kohlenhydrate auch aus wenig Zucker zusammen.
Schaut man aber bei dem glorreichen Beispiel von Nüssen auf die Kilokalorien, kann einem schon einmal der Mund für einen kurzen Moment offen stehen bleiben. Nüsse sind und bleiben aber dennoch in der richtigen Menge gesunde
Energielieferanten. Man muss sich eben nur ein wenig mit der Materie auseinandersetzen, um dies unterscheiden zu können, aber wie ich die Leser der Blood Sugar Lounge kenne, sind wir das ja alle. 😉
Ein kleines Beispiel zur einfacheren Verdeutlichung:
100g Produkt, davon 87g Kohlenhydrate
– davon Zucker 70g
– eher uncoolere Kohlenhydrate, da die Kohlenhydrate sich viel aus Zucker zusammensetzen, also eine kurze Molekülkette
100g Produkt, davon 87g Kohlenhydrate
– davon Zucker 12g
– eher coolere Kohlenhydrate, da sie nicht ausschließlich aus Zucker bestehen
Angaben der Nährwert-Tabellen und die kleinen Sünden
Wisst ihr, zu dieser Rechnerei und dazu meinen Blickwinkel überhaupt erst auf die Nährwerttabelle zu werfen, dazu hat mich mein Diabetes gebracht. Es ist ja auch grundlegend gut so, denn es bringt mir viel und ich bin froh darüber, dass 2017 fast alle Produkte diese Nährwert-Tabellen besitzen, weil so die Produkte einfacher zu berechnen sind.
Dennoch hat es mich verändert. Es lässt mich Produkte in einem anderen Licht sehen, trübt so ein wenig meine Lust bzw. macht mir ein wenig mehr klar: „Ey, Olli, das ist zwar super lecker, aber so der ‚Ernährungs-technische Hit‘ ist das dann auch nicht.“ Natürlich darf man mal schlemmen, sündigen oder cheaten (bedeutet so viel wie schummeln), wie auch immer ihr und man das heutzutage ausdrückt. Trotzdem wäre ich mit Sicherheit entspannter, wüsste ich diese ganzen qualifizierten „Diabetes-Berechnungs-Informationen“ nicht.
Denn
Kalorien zählen und auf Fette oder sonst was achten, hat mich noch nie interessiert. Nur blöd, dass man eben auch an der Berechnungs-Grundlage meiner BE-Gesamtanzahl erkennen kann, was man da eigentlich so isst, tagein, tagaus.
So sei gesagt, dass es wichtig ist, sich durch das ganze Hin- und Hergerechne nicht verwirren zu lassen. Esst Smarties und zählt auch gerne Kohlenhydrate, aber dann doch auch hin und wieder nur zum Bolen/Spritzen der richtigen Menge an
Insulin, und lasst euch den Spaß nicht von guten oder blöd zusammengesetzten Kohlenhydraten versauen. Denn was wir ohne Diabetes früher einfach tun konnten (Smarties essen), können wir auch mit Kohlenhydrat-Angabe mindestens noch genauso gut.
Ist dir das auch schon einmal aufgefallen, dass sich deine Betrachtungsweise auf Nährwerte, Lebensmittel und Produkte durch deine Diabetes-Erkrankung verändert hat? Inwiefern hast du denn einen anderen Blickwinkel darauf bekommen? Falls du deine Geschichte mit der Community und mir teilen möchtest, dann tu das doch sehr gerne in einem Kommentar hier unter diesem Beitrag.
Ich freue mich auf jeden Fall, von dir zu Lesen! 😉
Hi Olivia,
der Diabetes hat mich gelehrt bewusster zu essen. Mir fällt häufig auf, wieviel sich die Menschen in meinem Umfeld unbewusst über den Tag verteilt an Essen reinschaufeln. Durchs Berechnen der KE hab ich mehr Überblick. Meine 13jährige Tochter war letztens geschockt, als ich ihr abends mal ihre aufgenommenen Tages-KE und Kcal aufgezeigt habe. Seitdem versucht sie, nicht bei jedem Anfall von Langeweile zum Kühlschrank zu hechten. Sie hat glücklicherweise keinen Diabetes.