Zwei Wochen Praktikum kennen die Meisten als Pflichtveranstaltung aus der Schulzeit. Doch Manu hat sich dieser Herausforderung ganz freiwillig gestellt. Hier berichtet sie uns von ihrer Zeit in der Kinder- und Jugend-Diabetologie.
Heute berichte ich Euch von meiner Zeit im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke im schönen Ruhrgebiet. Dort hatte ich die Möglichkeit, für zwei Wochen auf der Station der Kinder-Diabetologie und –Endokrinologie zu hospitieren. In diesen zwei Wochen habe ich eine Menge Eindrücke sammeln können. Traurige, erschreckende, aber auch schöne Momente.Mein erster Tag
Da ich keine Vorstellungen hatte, was mich erwartete, war ich entsprechend aufgeregt, als ich mich von Wuppertal auf den Weg nach Herdecke machte. Nachdem ich im Krankenhaus angekommen war und mich zur richtigen Station durchgefragt hatte, wurde ich von Sabine Groppe, Kinderkrankenschwester und Diabetesberaterin DDG, begrüßt. Sie nahm mich direkt mit auf ihre tägliche Runde und stellte mir im Anschluss daran ihre Kollegin Dielende Ebert, ebenfalls Diabetesberaterin DDG, vor. In Herdecke arbeitet die Kinder- und Jugend-Diabetologie eng mit der Kinder- und Jugend-Psychiatrie zusammen, so dass ich auch diesen Bereich kennenlernen durfte. Im Laufe des Vormittags wurde ich der Leiterin der Station, Frau Dr. Dörte Hilgard, sowie Dr. Ansgar Thimm vorgestellt. Beide sind für die Behandlung und Betreuung der Kinder mit Diabetes zuständig. Am ersten Tag lernte ich direkt, dass man gut zu Fuß sein muss, da wir ständig zwischen den einzelnen Stationen hin- und herlaufen mussten. Zum Glück hatte ich bequeme Turnschuhe an!Schulungen
Fast täglich finden auf der Station, in einem extra dafür eingerichteten Raum, Schulungen statt. Hauptsächlich war ich bei Schulungen für Jugendliche dabei, die stationär aufgenommen waren. Die Gründe für die stationäre Unterbringung der Teenies sind überwiegend identisch. Sie kümmern sich nicht um ihren Diabetes, messen ihren Blutzucker nicht und spritzen sich selten oder gar nicht ihr Insulin. So lange, bis die Eltern nicht mehr weiterwissen und aus Verzweiflung und Angst ihr Kind ins Krankenhaus bringen. Für die Jugendlichen ist es eine sehr schwere Zeit. Sie sind in der Pubertät oder kommen in die Pubertät. Die Prioritäten haben sich geändert und von nun an sind andere Dinge wichtiger als der Diabetes. Die Krankheit wird als lästig empfunden und ignoriert. Es ist einfach nicht cool, den Blutzucker zu messen oder sich Insulin zu spritzen. Die Freunde müssen dann warten und das ist unangenehm. Der „Lieblingsspruch“ von Dr. Hilgard und Dr. Thimm ist: „Pubertät und Diabetes passen nicht zusammen!“ An dieser Stelle setzen die Schulungen an. Die beiden Diabetesberaterinnen geben sich sehr große Mühe, den Unterricht abwechslungsreich und interessant zu gestalten. Am besten geht das auf spielerische Art. Hat schon einmal jemand „Stadt-Land-Fluß“ auf „diabetisch“ gespielt? Das macht wirklich Spaß und das Lernen kommt auch nicht zu kurz. Denn man muss den Begriff, den man aufgeschrieben hat, auch erklären. Bei dem Buchstaben „T“ fiel mir „T1Day“ ein. So konnte ich direkt ein bisschen Werbung machen. Zum „M“ konnte ich „Mitochondrien“ (Kraftwerke der Zellen) beisteuern. Ein anderes Spiel hieß „Dialino“. Bei dem Brettspiel des Unternehmens Bayer müssen auf den verschiedenen Feldern Fragen rund um Diabetes beantwortet werden, um zum Ziel zu gelangen. Bei diesen Stunden verging die Zeit wie im Fluge. Aber natürlich wird nicht nur gespielt. Die Wirkungszeiten der unterschiedlichen Insuline werden besprochen, schnelle und langsame Kohlenhydrate, Spritzschemen erklärt, Fett–Protein-Einheiten berechnet… und noch vieles mehr.