Am 18. Juli ist es soweit: In Antjes Kalender ist dick der ITU-Triathlon Hamburg eingetragen, an dem sie in diesem Jahr im Team der International Diabetic Athletes Association teilnimmt.

Blutzuckermanagement im Training und beim Wettkampf
In der Vorbereitung auf meinen ersten Triathlon beobachtete ich auch erstmals genauer, wie sich mein Blutzucker beim intensiveren Training verhält. Genau genommen kommt zum Schwimmen, Radfahren und Laufen ja das Blutzuckermanagement als vierte Disziplin hinzu. Im Verlauf der Monate stellte ich begeistert fest: Je besser ich im Training bin, desto weniger Kohlenhydrate muss ich bei oder nach sportlicher Belastung nachladen. Für den Wettkampftag selbst musste ich mir aber nicht nur Gedanken über das Blutzuckermanagement am Wettkampftag machen (Was frühstücke ich wann, reduziere ich mein Basalinsulin (Lantus) oder nicht? Mit welchem Blutzuckerwert sollte ich versuchen zu starten?). Auch die Logistik in der Wechselzone und nach dem Finish will genau geplant sein, denn beim Hamburger Triathlon ist die Wechselzone nur beim Ein- und Auschecken sowie in den Wechselzeiten für die Athleten zugänglich. Wo also deponiere ich sinnvollerweise Blutzuckermessgeräte, Insulinpens und Kohlenhydratreserven?Das Coole am Triathlon? Alle Gesprächspartner erstarren vor Ehrfurcht!
Beim ersten Triathlon, den ich schneller als erhofft und mit akzeptablen Blutzuckerwerten absolvierte (wer mehr darüber wissen möchte, kann einen detaillierten Bericht darüber auf meinem Blog nachlesen), bereitete mir vor allem das Laufen Probleme. Ich hatte offenbar den Wechsel vom Rad auf die Laufstrecke nicht ausreichend trainiert und mich mental auch nicht auf die plötzlichen Attacken meines Schweinehundes vorbereitet, der mich plötzlich von der Laufstrecke weg ins nächste Kaufhaus oder an einen Eisstand locken wollte. Doch ich war angefixt. Warum? Eigentlich ganz einfach: Ich mag die Abwechslung beim Triathlon, sowohl im Training als auch im Wettkampf. Und mal ganz unter uns: Wann immer ich in einer Unterhaltung mit neuen Menschen fallen lasse, dass ich Triathlon mache, erstarren meine Gesprächspartner vor Ehrfurcht: „Boah, Triathlon, das würde ich NIE schaffen!“ Daran ändert sich auch nichts, wenn ich einwerfe, dass ich ja lediglich bei der Jedermann-Distanz antrete und außerdem ziemlich langsam unterwegs bin. Und bei jemandem wie mir, die sich nie als Sportskanone gesehen hat, führt dieser Respekt zu einem ziemlich coolen Endorphin-Kick, den ich nicht mehr missen möchte.Beim zweiten Triathlon in allen Disziplinen verbessert
Im Frühjahr 2014 ging es also an das Training für meinen zweiten Triathlon. Um mich beim Laufen zu verbessern, nahm ich an einem Laufkurs teil. Lauf-ABC, Intervalltraining und Tempoläufe unter Anleitung zahlten sich aus, ebenso wie das regelmäßige Koppeltraining: Nach jeder Trainingseinheit mit dem Rad noch einen kleinen Lauf hinlegen, und wenn es nur wenige Kilometer sind. Beim Wechsel vom Rad zum Laufen hilft auch eine mentale Stütze: Ich sage mir nun immer: „Antje, es ist normal, dass sich das Laufen nun so zäh anfühlt – Laufen ist schließlich von Natur aus langsamer als das Radfahren auf den letzten Kilometern!“ Dieses kleine Mantra hilft ungemein, wenn der Asphalt bei den ersten Laufmetern nur unendlich langsam vorbeizieht. Als ich am 12. Juli 2014 zum zweiten Mal auf dem Hamburger Rathausmarkt ins Ziel lief, war ich also recht gut vorbereitet. Tatsächlich konnte ich mich in allen Disziplinen verbessern, der Blutzucker spielte ebenfalls gut mit – super! Warum also nicht gleich ein weiterer Triathlon? Zum Glück waren noch Anmeldungen für den Elbe-Triathlon Ende August möglich – ein noch recht neues und im Vergleich zum riesigen Hamburger Triathlon auch sehr übersichtliches und familiäres Event.Fahrradfahren und Rennradfahren haben nicht allzu viel gemeinsam

Kraulschwimmen: Herausforderung an Koordination und Atmung

2015 nehme ich erstmals im IDAA-Team am Triathlon teil
Man darf gespannt sein, ob sich das Schwimmtraining am 18. Juli bei meinen Zeiten bemerkbar macht. In diesem Jahr trete ich erstmals im Team der International Diabetic Athletes Association (IDAA) an, der ich erst vor ein paar Monaten beigetreten bin. Ich hatte lange mit meinem Beitritt gezögert, weil sich dort sehr viele Topathleten tummeln, die Marathons, Triathlon-Langdistanzen und absurd lange Radstrecken absolvieren. Auf der IDAA-Website kann man jede Menge Erfahrungsberichte dieser tollen sportlichen Truppe nachlesen. Und staunen, von welchen sportlichen Zielen sich Diabetiker nicht abhalten lassen. Irgendwann habe ich mich allerdings doch überzeugen lassen, dass die IDAA sich nicht nur als Verein für Elitesportler versteht, sondern auch Freizeitathleten beim Sport mit Diabetes unterstützen möchte. Also auch Leute wie mich, die vor allem bei 10-Kilometer-Läufen und Triathlon-Kurzstrecken antreten und deren Namen immer irgendwo am Ende der Platzierungsliste auftauchen.Übelkeit, Glück, Hektik, Strampeln, Euphorie
Doch ob nun auf den hinteren Rängen oder ganz vorn, ein paar Dinge sind wohl für jeden Triathleten in Hamburg gleich: diese leichte Übelkeit, wenn es an den Schwimmstart in der Binnenalster geht. Der beglückende Anblick der Hamburger Skyline vom Wasser aus. Das hektische Gewusel in der Wechselzone, wo ich beim letzten Mal beinahe meinen Radhelm vergessen und ihn dann erst einmal verkehrt herum aufgesetzt habe. Die rauschende Bergabfahrt an der Elbchaussee und die fiese Steigung, wenn man nach dem Wendepunkt die selbe Strecke wieder hinaufstrampeln muss. Die nette Laufstrecke an der Alster und letztlich die unglaubliche Euphorie, über den leuchtend blauen Teppich auf dem Hamburger Rathausmarkt ins Ziel zu laufen.
