Nach Spanien zum Austausch – Olé Olé!

Als Insulin-Junkie mit dem Austauschprogramm nach Spanien: Luca stellte sich einem Sprengstoffhund, Diabetikerschokolade und Paella. Wie es dazu kam und warum laktosefreie Milch und "Extra-Würste" bei Diabetes (k)eine Rolle spielen, erfahrt Ihr hier.

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Erste Hürde geschafft: Ich wurde von einem Austauschprogramm von der Firma meines Vaters ausgewählt und durfte zwei tolle Wochen in Spanien verbringen! Cool!

Als Insulin-Junkie im Austauschprogramm

Kurz nach meiner Anmeldung konnte ich schon Kontakt zu meinem Austauschpartner Alvaro per WhatsApp und E-Mail aufnehmen. Es hat direkt gepasst zwischen uns. Nun die Frage: Wie bringe ich ihm bei, dass bald ein Insulin-Junkie sein Unwesen in Guadalajara treiben wird? Vor allem hatte ich die Befürchtung, dass seine Eltern mich mit dem Diabetes nicht aufnehmen wollen oder sagen, dass ihnen die Verantwortung zu groß ist. Letztendlich habe ich per Mail versucht, es so beiläufig und sachlich wie möglich rüberzubringen und zu zeigen, dass ich der Herr der Lage bin. Doch glücklicherweise reagierten Julio und Amparo, Alvaros Eltern, ganz anders als befürchtet. Sie haben mir sogar angeboten, extra Light-Getränke und laktosefreie Milch für mich zu besorgen. Besser geht’s nicht! Was auch immer sie mir mit der Milch sagen wollten – ich konnte beruhigt nach Spanien aufbrechen =).

Alles Bombel!?

Der Tag der Abreise war gekommen. Eine Mischung aus leichter Panik und Vorfreude machte sich in mir breit. Es war mein erster Flug und mein erster Aufenthalt im Ausland mit meinem treuen Begleiter, dem Diabetes, ALLEINE ohne ein Familienmitglied als Unterstützung, das sich auskennt. Andererseits war ich total gespannt auf meine Austauschfamilie, das berüchtigte spanische Essen und natürlich auf das Wetter J. Nachdem ich noch letzte aufmunternde Worte von meiner Familie mit auf den Weg bekam, machte ich mich nichtsahnend zur Handgepäckkontrolle auf.

„Kommissar Rex“ hat mich als harmlos identifiziert

Eine gefühlte Ewigkeit später lichtete sich die Schlange endlich und ich konnte bald mein Handgepäck auf das Band legen. Eine streng schauende Kontrolleurin bat mich mit einem Wink durch den Metalldetektor. Obwohl er nicht piepste, wurde ich zur Seite gebeten. Sie fragte mich, was ich da am Arm habe, und ich erklärte ihr, dass das mein Insulinreservoir ist. Diese Antwort schien nicht sonderlich zufriedenstellend zu sein, da ich auch noch ohne Begleitung eines Erwachsenen unterwegs war. Also wurde ich in einen weißen Raum geleitet, wo ich auf einem Stuhl Platz nehmen sollte. Nebenbei wurde mein Handgepäck und gesondert nochmal mein Desinfektionsspray gescannt. Daraufhin kam ein Mann mit einem Hund ins Zimmer. Mir wurde mitgeteilt, dass ich ruhig sitzen bleiben soll, da mich dieser gleich nach Sprengstoff abschnüffeln würde. „Ob der wohl auch Angstschweiß riechen kann?“, fragte ich mich zunehmend nervöser. Gott sei Dank verlief danach alles glatt, „Kommissar Rex“ hat mich als harmlos identifiziert und eindeutig erwiesen, dass mein Pod kein Lager für flüssigen Sprengstoff ist.

Arriva!

Der Flug hingegen verlief glücklicherweise ziemlich reibungslos und angenehm. Das tat auch meinen schon überstrapazierten Nerven gut. So stiegen meine Laune und meine Vorfreude immer weiter an. Auch meine Blutzuckerwerte beruhigten sich wieder und ich konnte mich nach der Landung über einen Blutzucker von 143 mg/dl (7,9 mmol/l) freuen.

Diabetikerschokolade mit Biosiegel

Meine Gastfamilie erwartete mich schon direkt nach der Gepäckausgabe und begrüßte mich überschwänglich und sehr herzlich. Sie hatten sogar Diabetikerschokolade mit Biosiegel für mich besorgt, die bestimmt das Doppelte wie eine normale Tafel gekostet hat. Bild_Familie Ich bedankte mich artig und versicherte ihnen mit einer Kombination aus meinen bescheidenen Spanischkenntnissen und Englisch, dass sie für mich nicht so einen Aufwand beim Essen machen müssten, da ich alles essen kann, was sie auch täglich essen.

Auf zu einer der weltberühmten Tapas-Bars

Dennoch kam mir die Schokolade sehr gelegen, da ich durch die unerwarteten Reisestrapazen doch ziemlich erschöpft und hungrig geworden war. Nach der etwa einstündigen Fahrt nach Guadalajara wurde mein Magen erhört: Julio schlug vor, mich direkt in einer der weltberühmten Tapas-Bars mit den einheimischen Leckereien vertraut zu machen! Sie hatten es wohl doch ganz gut verstanden, dass sie beim Essen keine „Extra-Wurst“ für mich zu machen brauchten, und ich fühlte mich gleich wohler.

Wie viel Gramm Kohlenhydrate hat jetzt so eine Paella oder Tortilla?

Es wurde alles Mögliche aufgetischt: kleine Tintenfische, Paellas, Tortillas, Salate, Mandelgebäck und vieles mehr, soweit das Auge reichte. Es duftete auch sehr verführerisch und ich wollte schon drauf los essen, aber für mich gab es ein kleines Problem: Wie viel Gramm Kohlenhydrate hat jetzt so eine Paella oder Tortilla? Soll ich verzögerten Bolus abgeben oder nicht? Natürlich gibt es in der Bar auch keine beiliegenden Kohlenhydratangaben zu den Gerichten. Sollte ich einfach nachfragen? Ich musste wohl oder übel die Kohlenhydrate schätzen. Entsprechend schlecht sah dann auch mein nächster Blutzucker aus. Also als Tipp für alle zukünftigen Auslandsfahrer mit Diabetes: Informiert euch vorher über die Kohlenhydrate von einheimischen Gerichten oder schaut in „Kalorien mundgerecht“ nach =)!

Ein Auslandsaufenthalt: ein weiterer Schritt zum Erwachsenwerden

In diesen zwei Wochen konnte ich Land, Kultur und vor allem das Essen Spaniens in vollen Zügen genießen. Im Nachhinein bin ich auch stolz darauf, dass alles mit meinem Diabetes so gut geklappt hat und ich selbstständiger meine Werte kontrolliert habe. Es war eine tolle Erfahrung für mich und ein weiterer Schritt zum Erwachsenwerden, sodass ich jedem, ob mit oder ohne Diabetes, einen Auslandsaufenthalt ans Herz legen möchte.

Ein Kommentar zu “Nach Spanien zum Austausch – Olé Olé!

  1. Die spanische Küche ist für einen Diabetiker bestens geeignet. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Viel Fisch, Salate aller Art sowie die leckere Paella. Ausserdem die Entspannung im Urlaub, da lässt sich der Diabetes besser händeln als zuhause.

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