Die Notwendigkeit einer Reduktion von Zucker ist nun auch in der Lebensmittelbranche angekommen, das hat Heike in den vergangenen Monaten festgestellt. Über Veränderungen im (österreichischen) Supermarktregal und dem Grund dahinter schreibt sie heute.
Anfang Mai fiel mir auf unserer Straße ein riesiges Plakat vom Rewe-Konzern in Österreich auf, das fragte: „Du bist Zucker. Wieviel Zucker brauchst Du noch?“ Seitdem begegne ich immer wieder vergleichbaren Anzeigen, die mit einer Reduktion von Zucker werben. Der Rewe-Konzern, zu dem Billa, Merkur und ADEG gehören, startete ein Online-Voting, wo die KonsumentInnen über den Zuckergehalt eines Schokopuddings abstimmen konnten. Aus vier unterschiedlich zuckerintensiven Puddings konnte man seine liebste Sorte auswählen. Ich habe bei Rewe direkt nachgefragt, was die Idee für diese ungewöhnliche Werbung war. Ziel dieser gemeinsamen Initiative war es, nicht nur zuckerreduzierte Produkte und Artikel „ohne Zuckerzusatz“ in den Fokus der KundInnen zu rücken und anzubieten, sondern vor allem zu einer breiten Bewusstseinsbildung über ausgewogene Ernährung beizutragen (www.wenigerzucker.at).
Auch beim österreichischen Familienunternehmen Spar hat seit 2017 ein Umdenken stattgefunden. Spar kämpft gegen zu viel Zucker in seinen Produkten. Ein Jahr nach dem Start der Spar-Offensive für weniger Zucker hat der Konzern bereits in etlichen Eigenmarkenprodukten seine Rezeptur zugunsten von weniger Zucker verändert (https://www.spar.at/de_AT/index/mahlzeit/magazine/mahlzeit–magazin-02-2018/spar-initiative-kampf-gegen-zu-viel-zucker.html).
Zucker als Droge
Ziel aller dieser Kampagnen ist es, die KundInnen zu sensibilisieren, weniger Zucker zu konsumieren. Bis jetzt wurde jeder Konsument auf den süßen Geschmack getrimmt. Denn Kohlenhydrate sind eine rasch verfügbare und auch eine extrem günstige Energiequelle. Und Zucker macht immer mehr Menschen süchtig, außerdem führt er zu immer mehr Übergewicht, so dass auch immer mehr Menschen an Typ-2-Diabetes erkranken. „Seit 1980 hat sich weltweit die Zahl der Diabetes-Erkrankten fast vervierfacht. Männer sind gefährdeter als Frauen. Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern sterben viele Menschen schon vor ihrem 70. Geburtstag an den Folgen eines zu hohen Blutzuckerspiegels – viele der Todesfälle wären vermeidbar.“ (http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/diabetes-bericht-der-who-die-welt-ist-zuckerkrank-a-1085458.html).
Dass das Klima sich verändert, das bemerkt in dieser Sommerhitze sicher jeder von uns. Doch auch bei den Essgewohnheiten verändert sich etwas. Immer mehr Menschen setzen nun auf Bio, vegetarisch oder auch vegan. Diese Formen der Ernährung sind modern und trendy geworden. Und genau das hat eben auch die Industrie erkannt.
Diese Zuckerreduktions-Aktion setzt sich noch weiter fort. In einer nächsten Umfrage ist geplant zu fragen, bei welchen Produkten KundInnen eine Zuckerreduktion wünschen und sich vorstellen können. Zudem wird auch beim Salz geschaut, wo Einsparungen möglich sind. Ziel für viele Lebensmittel-Hersteller in Österreich ist es, genussvolle Anreize für eine bewusste Ernährung und ein neues Geschmacksempfinden beim Konsumenten zu entwickeln. Dass dieser Weg ein langer ist, dessen sind sich alle bewusst.
30 Prozent weniger Zucker
Zum Schluss verrate ich Euch noch das Abstimmungsergebnis des Schoko-Puddingvotings. 43 Prozent der Konsumenten entschieden sich für den Pudding mit 30 Prozent weniger Zucker. Rewe nimmt nun diesen zuckerreduzierten Pudding in sein Sortiment auf. Und die Zukunft? Ich bin überzeugt, dass durch bewusstes Einkaufen jeder einen kleinen Beitrag für seine Ernährung, aber auch für unser Klima leisten kann. Gesunde Initiativen sollten nicht nur leere Worthülsen bleiben.