Wenn der Zucker am Morgen spinnt …

Das erforderliche Diabetes-Management ist nicht immer alltagskompatibel, die Erfahrung macht auch Heike in ihrem Job. Darum hat sie sich aktiv Rat bei ihrer Ärztin geholt.

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Seit dem Schulstart im September (ich arbeite als Assistentin in einer Schule) spielt mein Gewebezucker am Morgen verrückt. Entweder ich wache mit einem erhöhten Gewebezucker oder mit einem viel zu niedrigen Gewebezucker auf. An manchen Tagen komme ich nur mit wackeligen Beinen aus dem Bett. Meine Gewebezucker fährt Achterbahn!

Ich habe bedingt durch meine intensive Arbeitsroutine und das Familienleben wenig Zeit, um nebenbei „entspannte“ Basaltests durchzuführen. Denn ich bin in der Arbeit keine Schreibtischtäterin, sondern betreue recht aktiv Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Diese benötigen neben viel Aufmerksamkeit auch einiges an körperlichen Energieressourcen von mir. Die Basalrate während der Arbeitszeit zu testen – fehl am Platz!

Diabetes-Achterbahn

Ich schreibe für euch diesen Artikel, da ich der Überzeugung bin, dass es manchem Leser in seinem Diabetesalltag manchmal vergleichbar geht. Die großen Gewebezuckerschwünge am Morgen kosten mich viel Energie. Dennoch: Nicht Jammern heißt meine Devise, sondern nach Lösungen suchen. Vielleicht ergeben sich durch die Lösungsansätze im (Diabetes)Alltag, die ich gefunden habe, für manche auch neue Blickwinkel.

Quelle: Heike Wolf

Ich habe mir zunächst einen Termin bei meiner beratenden Stoffwechselambulanz geholt. Hier in Innsbruck wird man als „Langzeitdiabetikerin“ normalerweise nur halbjährlich betreut. Das war mir in dieser spinnigen Gewebezuckerphase zu knapp. Daher gab es vor zwei Wochen den ersten Termin zur Besprechung meiner Basalraten. Wir haben kleine Änderungen an meiner Basalrate vorgenommen.

Generell gilt für meine Morgenroutine: Zeit für lange Spritz-Ess-Abstände beim Frühstück gibt es nicht! Zusätzlich spielt bei mir die Insulinwirkung zusammen mit den weiblichen Hormonen eine entscheidende Rolle.

Variante A – zu niedriger Gewebzucker

Ich befinde mich in der ersten Zyklushälfte und der Gewebezucker ist am Morgen oft zu tief. Ich trinke daher oft nach dem Aufstehen ein Glas Orangensaft. Die Basalrate in der ersten Monatshälfte fällt geringer aus als in der zweiten Monatshälfte. Die Basalrate in den frühen Morgenstunden wurde bereits reduziert.

Variante B – zu hoher Gewebezucker

Ich befinde mich in der zweiten Zyklushälfte und der Gewebezucker am Morgen ist häufig erhöht.

Quelle: Heike Wolf

Ursache dieses erhöhten Gewebezuckers in der zweiten Zyklushälfte sind laut meiner Diabetesärztin die Hormone. Ich gebe mir daher beim Aufstehen gleich eine kleine Menge Insulin (den sogenannten Morgengupf) und kann damit einen weiteren Gewebezuckeranstieg nach dem Aufstehen verhindern. Die Basalrate in dieser Hälfte des Monats ist höher als in der ersten Zyklushälfte.

Meine Absicherung

Oft gerate ich aber wegen falscher Korrektureinheiten oder eines zu kurzen Spritz-Ess-Abstands am Morgen ins Strudeln. Erste Hilfe für solche Notfälle ist für mich eine Bauchtasche, die ich während meiner Arbeitszeit um den Bauch gebunden habe. In der Tasche befinden sich mein Handy (der Eversense zeigt meinen Gewebezucker am Handy an), ein bis zwei Müsliriegel gegen den Unterzucker und mein Schlüssel.

Quelle: Heike Wolf

Nun hatte ich bereits das zweite Treffen mit meiner Diabetesärztin und ich bin positiv überrascht. Die Umstellung und kleine Änderungen meiner Basalrate haben die Achterbahn wieder in gemäßigtere Bahnen geführt. Sicher, auch alleine hätte ich das bewältigen können. Doch der Blick von „außen“ durch meine Diabetesärztin hat mir schneller zu flacheren Kurven verholfen. Mein HbA1c sank nebenbei auf 6,4% und ich kann nun zufrieden in den Herbst starten.

Vielleicht erkennt sich der ein oder andere Leser wieder und hat andere Tipps für uns Leser im Gepäck? Über ein Feedback freue ich mich immer. Bleibt gesund!


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Ein Kommentar zu “Wenn der Zucker am Morgen spinnt …

  1. Hallo Heike,
    morgens kenne ich das nicht so, aber die Zyklusabhängigkeit auf jeden Fall! Hast du jetzt dieselbe Basalrate über den gesamten Zyklus konstant oder mehrere Profile bzw. arbeitest mit temporärer Basalrate?
    Ich hab ICT bei nem recht niedrigen Insulinbedarf – aber je nach Punkt im Zyklus spritze ich 8-11 Einheiten Basalinsulin, der Bedarf beim Bolus scheint mir schwächer zu schwanken. Das ist finde ich ja echt ne Hausnummer, von 8 auf 11 sind ja doch fast +40%!
    Mein Diabetologe hat mir letztes Jahr beim Jahrestermin erklärt “Sie haben da ja manchmal nachts Unterzuckerungen, bleiben Sie konstant bei derselben Dosis”, aber das ist echt nicht praktikabel, sonst hab ich halt die Hälfte des Monats morgens mal bestimmt 170 oder mehr bzw. Nächte mit Alarmen und Korrekturspritzen…
    Habs dann zwei Wochen mit seinem Vorschlag erfolglos probiert und bin dann wieder auf anpassen umgeschwenkt. Aber bis ich jeweils “umschalte” hab ich auch so je ca. 2 Tage im Monat mit nächtlichen Unterzuckerungen bzw. nachts steigendem Zucker und Schwierigkeiten, die Werte tagsüber runterzukriegen, weil Korrekturen in normaler Menge gefühlt nur das fehlende Basal auffangen.

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