Kommunikation mit uns selbst

Mia thematisiert heute, wie wir mit uns selbst kommunizieren, wenn etwas im Diabetes-Management nicht so glatt läuft, und verrät uns ihre Anleitung, was sie gegen negative Gedanken tut.

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Monatsthema Kommunikation. Puh, so ein dickes Ding. Zu Kommunikation kann man ja wirklich alles sagen. Anfangen möchte ich mit einer Kommunikation, die wir Menschen mit Diabetes oft gar nicht thematisieren. Und zwar die Kommunikation mit uns selbst.

Was erzählst du dir selbst so den lieben langen Tag lang, wenn es um den Diabetes geht?

Klar, Kohlenhydrate rechnen: „Kartoffeln, etwa 20g, Spinat, ne, kann ich weglassen, Apfelschorle nochmal 20 …“ So oder so ähnlich sehen sicher viele unserer Gedankengänge aus, da ist noch nichts Außergewöhnliches dabei. Aber was kommt danach? Wenn alles glatt läuft oder wenn es nicht läuft? Was sagst du dir? Oder was sagst du dir nicht?

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Nehmen wir mal an, es läuft nicht glatt. Du hast für die Kartoffeln und die Apfelschorle zu viel oder zu wenig Insulin abgegeben oder einen von den vielen andere Faktoren vergessen und deine Blutzuckerwerte sind zu hoch oder zu niedrig. Zusammengefasst, du bist irgendwie einfach nicht zufrieden mit dir. Was sagt dein Kopf? Sagt er Sachen wie: „Mensch, hättest du ja auch mal dran denken können, dass noch Insulin von vorhin wirkt (oder dass du noch spazieren gehen wolltest).“

Wir Menschen mit Diabetes/Diabetiker:innen (wähle die Bezeichnung, mit der du dich identifizieren magst) kommunizieren tagein, tagaus mit einer Fülle von Zahlen und Daten, die nicht selbst betroffene Menschen einfach nicht nachvollziehen können. Es ist essenziell, dass wir akzeptieren, dass nicht immer alles nach Plan laufen wird und dass das trotzdem nicht bedeutet, dass du deswegen weniger wert bist oder etwas falsch gemacht hast.

Ich folge immer dieser Anleitung, wenn ich Zweifel an meinem Diabetes-Management bekomme:

1. Versuche die negativen Gedanken zu bemerken.
Gib ihnen Raum und betrachte sie.

Bsp: „Mensch, hättest du ja auch mal dran denken können, dass du noch spazieren gehen willst.“

Betrachte den Satz, gib ihm Raum und schaue, was passiert. Bei mir persönlich kommen Fragen wie: „Hätte ich tatsächlich daran denken können? Vielleicht. Aber habe ich nicht. Und das ist okay so.“ Welche Gedanken ploppen bei dir auf?

2. Schaffe eine Neutralität und gib den negativen Gedanken keinen weiteren Raum mehr: „Ich bin keine Maschine, ich hab nicht an alles gedacht und das ist okay so.“

Oftmals kommen bei mir Zweifel, die alle ähnlich enden und auf eine noch bessere Planung meines Lebens hindeuten. „Hättest du ja mal eher dran denken können.“ Oftmals wollen diese Gedanken wachsen und mehr Raum einnehmen und evtl. in einer Spirale weiterwandern. Wenn ich es schaffe, die Gedanken frühzeitig zu erkennen, dann hilft es ungemein, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Wenn ich es schaffe, zu akzeptieren, dass ich nicht an alles denken kann, ist bei mir der Kreislauf durchbrochen. Und ich kann auch einfach nicht an alles denken, immerhin bin ich keine Maschine. Abschließend hilft mir der Satz: „Ich bin keine Maschine und das ist okay so.“

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3. Umformulieren negativer Gedanken in positive(re)

Die König:innendisziplin ist das Umformulieren von negativen Gedanken in positive. Mir gelingt das nur selten. Mit der Hilfe einer Freundin konnte ich das neulich üben. Ich hätte beinahe in der Küche etwas auf den Boden geworfen und habe es gerade so noch aufgefangen und mich lautstark darüber geärgert, dass ich so schusselig bin und beinahe etwas heruntergeworfen hätte. Meine Freundin allerdings hat zu mir gesagt: „Wow, Mia, was für eine elegante Rettung!“ Ihre sichtliche Begeisterung hat es mir ermöglicht, eine andere Sicht auf die Situation zu bekommen. „Wow, was für eine elegante Rettung“ kann man auch auf viele Situationen anwenden. Auf welche Situation passt sie bei dir?

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Teile gerne deine Erfahrungen in den Kommentaren.

Auf bald, eure Mia.

2 Kommentare zu “Kommunikation mit uns selbst

  1. Hej Mia, vielen Dank für Deinen Beitrag. Du hast eine sehr interessante Seite der Kommunikation veranschaulicht. Mir geht es auch oft so, dass ich mich im ersten Moment ärgere, dass ich einen miesen Blutzuckerverlauf vielleicht hätte abwenden können, wenn ich dies und jenes bedacht hätte. Naja, vieles müsste man manchmal aber auch schlichtweg hellsehen können, aber diese Gabe ist mir nicht gegeben 😉 Eine Maschine bin ich ebenso wenig – diesen Satz sage ich mir auch. Und mir hilft auch sehr gut – wenn ich bspw wegen spontanem Sch…Blutzucker später zur Arbeit komme, da ich gerade nicht losfahren kann: Ich habe es mir nicht ausgesucht! Oder: Das ist jetzt so, nicht zu ändern. Und: Es wird auch wieder besser! Wenn sich Gedanken heimisch machen wollen, wie : was denken jetzt bloß die anderen von mir? Dann sage ich mir: Könnten sie es besser machen? WOLLEN sie das besser machen? Möchten die mit mir tauschen?! Und schon ist dieser Gedankengang auch erledigt. Manchmal hilft es auch, wenn ich mir bewusst mache, was ich eigentlich den ganzen Tag mit dem Diabetes-Management quasi ständig nebenbei zu leisten habe, 24/7, 365 Tage ohne Urlaub davon….ja, das relativiert dann auch einige Gedanken des aufkeimenden Ärgers.

  2. Den eleganten Rettungs-Ansatz finde ich SUPER! Und wenn mir so etwas gelingt, pflege ich mich zu bedanken. Bei wem? Keine Ahnung, aber es fühlt sich gut an 🙂

    Und zum Hellsehen mal die Frage, wie wir mit dem Fahrrad fahren? Was passiert, wenn wir erst passend für’s normale Weiterfahren reagieren wollen, wenn wir schon merken, dass wir umfallen? Klar, dann fallen wir, oder? Und wie sicher radeln wir, wenn wir uns auf jedem Meter unseres Wegs bewusst sind, dass wir praktisch zu jeder Zeit nach beiden Seiten kippen können?

    Und was haben die Radfahrfragen jetzt mit dem Hellsehen zu tun? Ganz “einfach”: mit immer mehr Übung lernt unser Unterbewusstsein, im Bewegungsfluss die Entwicklung zu Ansätzen zum Kippen schon dann zu erkennen und auszugleichen, lange bevor sie das Niveau erreichen, dass sie uns bewusst werden.
    Und was hat das jetzt mit der BZ-Steuerung zu tun? Ganz “einfach”: Da bleiben wir mit unseren Steuerbewegungen auf dem Niveau des Fahrradfahrenlernens hängen, wo gemerkt wird, dass umfällt oder schon umgefallen ist. Wie die Hypo, die am Autofahren hindert. Und in dem Stadium ist das Diabetes-Management selbstverständlich eine 24/7 Belastung.

    Warum lernen wir nicht ganz normal unsere BZ-Steuerung mit dem Ziel, dass uns die so in Fleisch und Blut übergeht, dass sie integraler Teil unseres alltäglichen Verhaltens wird und wir nur meistens noch einmal am Tag zur Bestätigung messen?

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