Fehlende CGM-Standards sind ein Problem

Gaby blickt für die #BSLounge ein weiteres Mal in die Zukunft der Diabetes-Technik. Dieses Mal geht es dabei um neue kontinuierliche Glukosemesssysteme von Dexcom und Medtronic.

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Für Blutzuckermesssysteme gibt es eine DIN-Norm. Seit vielen Jahren sogar schon und sie wurde auch bereits mehrfach aktualisiert. Die DIN-Norm soll sicherstellen, dass eine vergleichbare Qualität der einzelnen Geräte gewährleistet ist und diese verlässliche Werte liefern.

Fehlerhafte Messergebnisse vorprogrammiert?

Inzwischen gibt es seit 20 Jahren Systeme zum kontinuierlichen Glukosemonitoring (CGM), aber eine Norm wurde dafür noch nicht erstellt. De facto kann das bedeuten, dass die CGM-Systeme von verschiedenen Unternehmen nicht die gleichen Messergebnisse liefern. Zwar wird durch Kalibration der Systeme diese Problematik in einem gewissen Ausmaß kompensiert, aber nur, wenn ein genaues Blutzuckermesssystem mit korrekter Messprozedur verwendet wird. Zunehmend gibt es nun CGM-Systeme, bei denen keine Kalibration mehr notwendig ist. Diese Systeme können systematisch über den gesamten Glukosemessbereich hinweg in den gemessenen Glukosewerten verschoben sein oder auch nur in bestimmten, z.B. niedrigen, Bereichen. Um überhaupt ermitteln zu können, wie es um die analytische Messgüte von CGM-Systemen bestellt ist, d.h. wie genau diese Glukose messen können, wird vielfach der MARD-Wert angegeben. MARD bedeutet: Mean Absolute Relative Difference. Auf Deutsch ist das die „mittlere absolute relative Abweichung“, die die Glukosewerte im Vergleich zu Messungen mit einer Referenzmethode aufweisen. Je geringer dieser MARD-Wert ist, umso besser misst das CGM-System im Vergleich zur Referenzmethode. Um diesen Wert zu berechnen, wird in klinischen Studien zu bestimmten Zeitpunkten die Blutglukosekonzentration zusätzlich zu der CGM-Messung mit einem oder mehreren Referenzsystemen verglichen. Dabei wird die Differenz der Messwerte berechnet und als „Absolutwert“ angegeben. Bei den aktuellen CGM-Systemen hat es in den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung bei den MARD-Werten gegeben. Der Schwachpunkt beim MARD-Wert ist, dass das Messergebnis stark vom Studiendesign und der gewählten Studienpopulation bestimmt wird. Deshalb sollte der MARD-Wert eines CGM-Systems immer nur als Anhaltspunkt betrachtet werden.

Aktuelles aus der Industrie

Was gibt es Neues bei CGM-Systemen? Dexcom bereitet die Markteinführung der nächsten Sensorgeneration vor. Auch Medtronic arbeitet an seinem nächsten Sensor und bietet bald auch die Android-Version für seine CGM-Plattform Guardian Connect an. Hier die Details:

Dexcom G7

Beim nächsten CGM-System von Dexcom, dem Dexcom G7, kann der Glukosesensor bis zu 16 Tage liegen bleiben. Er wird erheblich schlanker als der Dexcom G6 sein und soll niedrigere Herstellungskosten haben. Was sich hoffentlich auf die Verkaufspreise auswirkt – die aber noch nicht festgelegt sind. Der Dexcom G7 kommt mit der gleichen hohen Messgenauigkeit wie seine Vorläufer, benötigt keine Fingerstick-Kalibrierungen mehr und hat Bluetooth-Konnektivität wie schon der Dexcom G6. Das System wurde in Zusammenarbeit mit Verily entwickelt. Das ist die Abteilung von Alphabet, die früher als Google Life Sciences bekannt war. Gerüchten zufolge soll beim Dexcom G7 auch ein Beschleunigungsmesser integriert sein, mal schauen, ob diese Funktion es in die endgültige Version von Dexcom G7 schaffen wird. Mit einem eingebauten Beschleunigungsmesser kann der Dexcom G7 auch körperliche Aktivitäten wie einen Fitbit oder einen anderen Fitness-Tracker verfolgen.
Zu sehen: Das aktuelle Modell des Dexcom G6. Das Nachfolger-Modell soll deutlich kleiner ausfallen. / Quelle: Kirchheim-Verlag
Ursprünglich wollte Dexcom den Dexcom G7 Anfang 2021 auf dem Markt einführen. Da die meisten neuen klinischen Studien wegen der Corona-Pandemie zurückgestellt wurden, erwartet Dexcom aktuell eine zeitliche Verzögerung von mindestens sechs Monaten.

Medtronic Zeus

Die nächste CGM-Generation von Medtronic hat den interessanten Entwicklungsnamen „Zeus“, was auf eine göttliche Weiterentwicklung hinweist! Das System reduziert die Anzahl der erforderlichen Fingerstick-Kalibrierungen und verbessert die Genauigkeit im Vergleich zu seinem Vorgänger, Guardian Sensor 3, so die Ankündigung. Zeus benötigt eine Kalibrierung pro Tag. Unklar ist aber, ob dies auch für den ersten Tag gilt. Zum Vergleich: Der Guardian Sensor 3 benötigt täglich mindestens zwei Blutzuckermessungen für die Kalibration. Zeus hat die gleiche Größe und Form sowie die wiederverwendbare Senderkomponente für sieben Tage wie der Guardian Sensor 3. Medtronic geht davon aus, dass Zeus mit einer „non-adjunctive“-Indikation auf den Markt kommt. Das bedeutet, dass man das Insulin allein auf der Grundlage der CGM-Messung dosieren kann und keine weitere Blutzuckermessung zur Bestätigung des CGM-Wertes durchführen muss. Medtronic gibt weiterhin bekannt, die FDA-Zulassung für die Android-Version seiner eigenständigen CGM-Plattform Guardian Connect erhalten zu haben. Zum Hintergrund: Während der Marktanteil von iOS und Android in den USA bei ungefähr 60/40 zugunsten von iOS liegt, können wir in Europa von einem 70/30-Split zugunsten von Android ausgehen. Für Medtronic scheint es deshalb sinnvoll gewesen zu sein, sich zunächst auf die iOS-Kompatibilität in den USA zu konzentrieren und erst dann auf Android zu expandieren. Medtronic hofft nun, besser mit Dexcom und Abbott konkurrieren zu können – die Systeme beider Unternehmen sind bereits mit Android kompatibel.
Eine Vorstellung der aktuell erhältlichen CGM-Systeme bekommt ihr von unserer Diabetesberaterin Claudia in ihren Videos. In ihrem neusten Beitrag geht es um das Dexcom G6 – kontinuierliche Glukosemessung (rtCGM).

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