Es gibt kaum etwas, das nicht von Wissenschaftlern erforscht wird. So dürfte es nicht verwundern, dass im Labor an Medikamenten getüftelt wird, die sportliche Aktivität überflüssig machen.

Eine Pille, die auf Zellebene dasselbe bewirkt wie regelmäßige Bewegung?
Was ich bis zum Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Mitte Mai in Berlin nicht wusste, meinen Schweinehund aber sehr hellhörig werden ließ: Tatsächlich tüfteln Forscher seit geraumer Zeit an einer Pille, die auf Zellebene dieselben Effekte bewirken soll wie regelmäßige Bewegung. Man muss sich das ungefähr so vorstellen: Anstatt mich im Fitnessstudio zu quälen oder in Laufschuhen meine Runden zu drehen, würde ich einfach nur eine Pille einwerfen – und voilà, mein Blutzuckerwert sinkt auf ein Traumniveau, die Gefäße werden hübsch elastisch, der Blutdruck pendelt sich in einem gesunden Bereich ein, und das „böse“ LDL-Cholesterin muss man in meinem Blut mit der Lupe suchen.![FullSizeRender[1]](https://www.blood-sugar-lounge.de/wp-content/uploads/2015/06/FullSizeRender1-1140x804.jpg)
Das funktioniert vielleicht bei Mäusen, aber nicht bei Menschen!
Klingt nach Science Fiction – und ist es auch! Denn auf eine solch einfache Lösung sollte man vorerst keine Hoffnung setzen, wie Dr. Henrike Sell vom Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf berichtete. Lange Zeit glaubten Wissenschaftler offenbar, dass sich mit Hilfe eines bestimmten körpereigenen Botenstoffes weiße („schlechte“) Fettzellen in braune („gute“) Fettzellen umwandeln lassen. Doch Fehlanzeige: „Das funktioniert bei Mäusen, doch leider nicht bei Menschen“, sagte Dr. Sell. Auch eine weitere Substanz mit dem Namen Resveratrol taugt nicht als Sportersatz: Sie kann in hoher Dosierung zwar dazu beitragen, dass in den Muskelzellen mehr Energie verbrannt wird. Doch mit echter Bewegung verträgt sich Resveratrol nicht, außerdem ist sein Wirkmechanismus völlig unklar.Sport ist gut für so viele Dinge, die man im Labor nicht messen kann…
Ich muss sagen, so verlockend die Idee einer „Pille statt Sport“ auf den ersten Blick auch scheinen mag, war ich bei dieser Quintessenz von Dr. Sells Vortrag doch sehr erleichtert. Sport ist ja nicht nur gut für Dinge, die man im Labor messen kann. Sondern er sorgt häufig dafür, dass ich mich nicht unnötig im Büro verheize und stattdessen pünktlich Feierabend mache. Er verschafft mir Erfolgserlebnisse – und zwar in Sachen Blutzuckerwerte ebenso wie in Sachen Trainingsziele.