Glukose im Wehenmittel, Insulinspritzen bei einer Hypoglykämie – Antje hat viele Horrorgeschichten von Typ-1-Diabetikern gehört, die im Krankenhaus waren. Im Fall der Fälle möchte sie ihren Blutzucker von ihrem Mann beobachtet wissen, sicher ist sicher!
Bislang habe ich meinen Diabetes immer allein gut managen können, nicht einmal unmittelbar nach meiner Diagnose habe ich auch nur eine Nacht im Krankenhaus verbracht. Darüber bin ich auch ganz froh, denn nach allem, was ich so höre und lerne, müssen Diabetiker im Krankenhaus mit dem Schlimmsten rechnen. Diabetes ist eine Volkskrankheit. Also stelle ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn gern vor, dass Ärzte deshalb unabhängig von ihrer Fachrichtung zumindest ganz grob darüber Bescheid wissen. Zum Beispiel darüber, was der Unterschied zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes ist. Oder – nur so ganz grob – dass bei einer Hypoglykämie Zucker gegeben werden muss und bei einer Hyperglykämie Insulin. Und nicht etwa umgekehrt. Nach allem, was ich so höre und lese, ist das allerdings ein Trugschluss. Vor allem, wenn ein Diabetiker ins Krankenhaus muss, scheint häufig eine ganze Menge schiefzugehen.Glukose im Wehenmittel – Blutzucker entgleist
So konnte ich vor einer Weile in einer Facebook-Gruppe die Geschichte einer Typ-1-Diabetikerin lesen, die schwanger war und zur Entbindung ins Krankenhaus ging. Sie hatte vorab mit den Zuständigen im Krankenhaus genau abgesprochen, dass ihr Ehemann im Kreißsaal ihren Blutzucker managen würde, sofern sie es selbst nicht mehr tun könnte. Alle einverstanden, alles dokumentiert, niemand wollte bei ihrem Diabetesmanagement dazwischenfunken. Als es dann während der Geburt nicht so recht voranging, bekam sie ein Wehenmittel über ihren intravenösen Zugang. Das Wehenmittel enthielt Glukose, ihr Blutzucker entgleiste, das Kind musste per Kaiserschnitt geholt werden. Es war zwar letztlich alles glimpflich ausgegangen, Mutter und Kind waren wohlauf – doch mal ehrlich, so ein Mist muss doch nun wirklich nicht sein?
„Die Insulinpumpe muss ab, das macht ab jetzt das Pflegepersonal!“
Die Kommentare auf diese Geschichte, in denen andere Gruppenmitglieder von ihren Erfahrungen im Krankenhaus berichteten, machten mir leider wenig Hoffnung, dass dies ein besonders tragischer Einzelfall war: Da hatten Pflegekräfte gemutmaßt, dass man bei einer Unterzuckerung schnell Insulin spritzen sollte. Oder es hatten Chefärzte herrisch darauf bestanden, dass die Insulinpumpe abgenommen werden und der Blutzucker vom Pflegepersonal gemanagt werden muss – obwohl dieses Personal für diese Aufgabe offenbar überhaupt nicht qualifiziert war. Von undefinierbarem Krankenhausessen, dessen Kohlenhydratgehalt sich kaum abschätzen lässt, einmal ganz zu schweigen.Im Fall der Fälle soll mein Mann mein Diabetesmanagement übernehmen
Ihr merkt es schon, ich regte mich ziemlich auf, als ich diese Geschichte und die Kommentare dazu las. Und beschloss, dass mir so etwas nie, nie, nie passieren soll, sollte ich einmal wegen irgendeiner unvermeidlichen Sache im Krankenhaus landen. Ich sprach mit meinem Mann Christoph, der sich bis dato aus meinem ganzen Gemesse und Gespritze ziemlich herausgehalten hatte. Er hatte ab und zu schon einmal meinen Blutzucker gemessen und auch gelegentlich spaßeshalber mit mir Kohlenhydrate geschätzt und mitgerechnet – beim Rechnen macht ihm als Ingenieur auch so schnell keiner etwas vor. Aber er hatte mir noch nie Insulin gespritzt oder Messwerte in mein mySugr-Tagebuch eingetragen.Er soll genau aufpassen, was das Krankenhauspersonal mit mir anstellt
Nun musste er mit mir also üben. Ich fand es erstaunlich, wie viel Scheu er noch hatte, mir die Penkanüle in den Bauch zu stechen, obwohl er es doch nun unendlich viele Male gesehen hatte und wusste, dass es nicht wirklich weh tut. Doch nach ein paar Mal klappte es gut. Außerdem musste er mir hochheilig versprechen, dass er im Falle eines Krankenhausaufenthaltes, wenn ich nicht mehr selbst dazu in der Lage sein sollte, ganz genau aufpassen würde, was das Krankenhauspersonal mit mir anstellt und wie sich das auf meinen Blutzucker auswirkt. Ich rechne zwar nicht damit, dass ich mich eines Tages noch einmal als Hauptperson im Kreißsaal wiederfinde, aber es sind ja auch andere Dinge denkbar, wegen derer ich z. B. auf einem OP-Tisch landen könnte. Situationen, in denen Ärzte schnell mal entscheiden, mir dies oder jenes intravenös durch den Katheter zu jagen, damit ich den Tag besser überstehe. Christoph hat den Auftrag, bei jedem Medikament nachzubohren, ob man darüber nachgedacht hat, was es möglicherweise mit meinem Zucker macht. Nachdem er mir dieses Versprechen gegeben hatte, war mir ein bisschen wohler.
Das ist mal ein gelungener Beitrag, weil jeder Diabetiker ähnliches erlebt hat. Man sollte seine Medikamente für die ersten Tage mitführen und einen genauen Essens- und Medikamentenplan dabei haben. Besonders schlimm ist es, am Wochenende eingeliefert zu werden. Da kann man noch nicht mal die Ernährung bekommen. Auch Chefärzte sind ein großes Problem, sie kennen sich oft nur in ihrem Fachgebiet aus und sind trotzdem sehr rechthaberisch-eben Chefs.
Also arbeiten sie weiter an der Beseitigung dieses Problems