Spotting Diabetes USA Edition

Nadja freut sich immer, einen Menschen mit Diabetes in „freier Wildbahn“ zu sehen. Auch in den USA ist ihr der ein oder andere begegnet. Ihre schönsten Geschichten teilt sie hier mit euch.

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Bevor ich meinen ersten Arbeitstag bei Disney hatte, habe ich mir tatsächlich intensiv Gedanken darüber gemacht, ob ich meine Pumpe und mein CGM unter der Kleidung bewusst „verstecke“ oder nicht.

Während es mir in Deutschland tatsächlich öfter mal passiert ist, dass jemand meine Gadgets mit etwas total anderem vergleicht oder verwechselt, habe ich in den USA kein einziges mal einen schlauen Spruch zu hören bekommen.

Mit Diabetes im Disneyland USA unterwegs
Quelle: Nadja Thümling

Der erste Podder

Wenn man täglich mit mehreren hundert Menschen interagiert, in einer Klimazone, in der Shorts und T-Shirt der einzig sinnvolle Kleidungsstil sind, könnte man sich vorstellen, dass man da das ein oder andere Mal einen Menschen mit Pumpe oder CGM sieht. Tatsächlich hat es fast 3 Monate gedauert, bis ich den ersten Gast mit Omnipod entdeckt hatte auf Arbeit. Umso größer war dann die Freude. Die Dame, die ungefähr in meinem Alter war, hatte einen Omnipod am Arm kleben, als sie sich in die Schlange zum Bierausschank stellte.

Als ihre Zeit zum Bestellen kam, schrie ich sie förmlich an vor Begeisterung: „Oh my god, that’s an Omnipod.“ Sie schaute mich kurz verwirrt an, bis ich meinen Rock ein bisschen hochzog und mein Pod am Oberschenkel zum Vorschein kam. Auch dann kam von ihr ein hysterischer Freudenschrei. Warum man sich da so aufführt, weiß ich rückblickend auch nicht mehr. Es war für uns beide in diesem Moment einfach eine schöne Überraschung. Zum Bier gab es dann noch eine „Complementary-Prezel“ von mir, denn Diabetiker müssen schon mit genug „Pricks“ (deutsch: Stiche oder Sticheleien) umgehen.

Mit Diabetes bei Disney arbeiten: Der Pod unterm Dirndl
Quelle: Nadja Thümling

Die Familie, die mir immer im Kopf bleiben wird

Einen Abend im späten Sommer sprach ich eine Familie an mit zwei Töchtern, die ungefähr 10 Jahre alt waren, um sie zu ihrem Tisch im Restaurant zu bringen. Sofort fiel mir der Dexcom-Sensor am Arm der Älteren auf. Sie hatte einen Sticker auf dem Transmitter kleben, also sagte ich ihr, dass ich den sehr hübsch finde, und brachte meinen eigenen am Arm zum Vorschein. Während ich die Familie zum Tisch brachte, wandte ich mich an den Vater und erklärte ihm, dass wir leider keine Nährwertangaben zur Verfügung hätten, sie aber gerne nach einem unserer Chefköche fragen können, die ihnen gut weiterhelfen können, da sie natürlich genau wissen, was an Zutaten in die Gerichte kommt.

Ich ging wieder nach draußen, um die nächsten Familien ins Restaurant zu bringen, und hörte kurze Zeit später, wie jemand meinen Namen rief. Es war der Vater, der mit einem Handy und einem Ladekabel auf mich zukam und fragte, ob er irgendwo das iPhone seiner Tochter laden könnte, da darüber der Dexcom lief. Wir haben im Restaurant keine Steckdosen für die Gäste und müssen bei solchen Anfragen normalerweise ablehnen. Da ich allerdings selbst weiß, wie wichtig sowas ist, sprach ich mit meinen Managern, erklärte die Situation und steckte das Handy am Podium an.

Bevor meine Schicht zu Ende war, sah ich nochmal nach der Familie und fragte, ob alles in Ordnung sei. Am nächsten Tag habe ich ein sogenanntes „Guest-Compliment“ bekommen, da sich der Vater mit einer meiner Managerinen in Verbindung gesetzt hatte und ihr erklärte, wie toll er meinen Einsatz fand. Den Ausdruck davon habe ich immer noch.

Quelle: Nadja Thümling

Sticker für die Kleinen

Eine weitere Omnipod-Nutzerin entdeckte ich im Wartebereich vor dem Restaurant. Sie war vielleicht vier Jahre alt und hatte die Patch-Pumpe am Arm kleben. Wir haben kleine Sticker mit Mickey-Maus oder Bären, die wir an Kinder verteilen können. Ich schnappte mir ein paar, ging auf sie zu und sagte ihr, dass sie diese auf ihren Omnipod kleben kann, dass der auch im Disney-Look ist. Mit leuchtenden Augen tat sie das sofort.

Was haben die Leute alles am Körper?

Im Juli fand in Orlando die jährliche „Friends for Life“-Konferenz statt. Das ist eine der größten Kongresse für Familien mit Typ-1-Diabetes in den USA und sie findet direkt im Coronado Springs Resort von Disney statt. Natürlich gibt es dann viele Familien, die mit ihren Kindern auch mal die Parks besuchen. Ich hatte an diesem Wochenende frei und war privat in den Parks. Im Raucherbereich hörte ich eine Familie neben mir über mich/mit mir reden. Sie haben sich gewundert, was das alles für Geräte sind und sie hätten schon mehr Leute mit ähnlichen „Dingen“ in dieser Woche gesehen. Ich erklärte ihnen kurz, was momentan stattfand, bevor ich mich auf den Weg in den Park machte.

Coronado Springs Resort Disney
Coronado Springs Resort / Quelle: Nadja Thümling

OH MY GOD! That is Nick Jonas!

Promis, die die Disney Parks besuchen, wurden schnell normal für mich. Da wir eines der Restaurants mit den meisten Sitzplätzen im Epcot-Freizeitpark sind, war es nicht selten, dass eine Berühmtheit mit Familie, Bodyguards und der ganzen Crew bei uns eincheckte. Wir behandeln jeden Gast gleich, egal ob Popstar, Sportler, Schauspieler oder „Normalo“. Aber natürlich wird unter den Mitarbeitern getuschelt. Eines Abends bemerkte ich, wie hauptsächlich meine weiblichen Kollegen verstohlen in die Richtung unseres etwas abgeschiedenen Levels schauten, kicherten und flüsterten. Wie ich schnell merkte, hatte Nick Jonas mit seiner gesamten Crew eingecheckt und genoss unser Büfett. Während meine Kollegen sich darüber unterhielten, welchen sie von den Jonas Brothers am besten fanden oder wie hübsch Nicks Frau sei, gab es für mich nur ein Thema: Das ist der Jonas Brother mit Typ-1-Diabetes.

Was sind eure Geschichten von „Menschen mit Diabetes in freier Wildbahn“, die euch im Gedächtnis geblieben sind? Schreibt es gerne in die Kommentare. Ich freue mich darüber.


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