Unterzuckerungen – eine Frage der Einstellung?

Ina ist der Meinung, dass eine Unterzuckerung mehr Gefühle auslöst als nur das Gefühl von zu wenig Zucker im Blut. Ein paar Gedanken dazu möchte sie mit euch teilen.

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Ich denke beim Stichwort Einstellung natürlich erst einmal an die DiabetesTherapie: BE-Faktoren, Basalrate, Insulinwirkdauer und so weiter. Doch ich merke immer wieder, dass es auch noch eine andere Dimension gibt, wenn es um Unterzuckerungen geht. Nämlich meine persönliche Einstellung dazu und der Umgang mit meinen Unterzuckerungen.

Quelle: Ina Manthey

Wie gehe ich damit um?

Sich darüber zu ärgern, ist eine Option, es fühlt sich für mich wie ein Überfall auf meine eigentliche Planung an. Was fällt ihr ein, dieser „Hypo“, meine Pläne zu durchkreuzen. Arrrggghhhh … Ich muss das, was ich gerade mache, unterbrechen oder verschieben und muss mich erst einmal um die Unterzuckerung kümmern. Natürlich ist das ärgerlich, aber meine Strategie hat sich über die Jahre entwickelt, mich nicht zu lange zu ärgern. Gelassenheit ist hier das Stichwort. Die Situation so zu nehmen, wie sie ist. Aktuell ist sie eben nicht zu ändern. Und wenn die Unterzuckerung vorbei ist, geht’s weiter. Und manchmal hat so ein Päuschen ja auch was Gutes. Ich bin tatsächlich schon beim Putzen unterzuckert. Da war eine kurze Unterbrechung irgendwie auch herzlich willkommen.

Machen mich „Hypos“ weniger belastbar?

Ich bin genervt, weil ich während einer „Hypo“ nicht voll einsatzfähig bin. Muss ich mir eingestehen, dass ich nicht so belastbar bin wie andere? Nein, diese Gedanken habe ich nicht mehr, denn es gibt die unterschiedlichsten Gründe, warum ein Mensch gerade mal für ein paar Minuten eine Pause braucht. Die Behandlung einer Unterzuckerung kann ein solcher Grund sein und andere Menschen haben halt was anderes. Wir reden hier ja schließlich nicht von Stunden. Natürlich ist es ein Therapie-Ziel, „Hypos“ möglichst zu verhindern. Doch wenn sie da ist, muss ich mit der Situation umgehen und das ist manchmal ein bisschen mehr, als nur Zucker zu mir zu nehmen.

Quelle: Ina Manthey

Dazu vielleicht ein kleines „Hypo“-Anekdötchen aus meinem Arbeitsalltag. Ich sitze mit dem Mund voll Traubenzucker kauend am Schreibtisch. Mein Chef kommt rein, stellt mir eine Frage. Ich schaue ihn einfach nur verdutzt an und kann nicht so richtig fachlich kompetent antworten, weil der Traubenzucker einfach noch nicht im Hirn angekommen ist. Doch ich kann sagen, dass ich noch 5-10 Minuten brauche und wir uns dann über das Thema unterhalten können. Wir haben uns dann auch noch über Unterzuckerungen ausgetauscht, denn es war damals die Erste, die er bei mir miterlebt hat. Es hat ihn interessiert, was da passiert und wie es sich anfühlt.

Manchmal machen Unterzuckerungen auch Angst!

In einem Fall hatte ich auch schon Angst bei einer Unterzuckerung. Ich hatte das Gefühl, die Situation entgleist mir, der Blutzucker wollte einfach nicht ansteigen und ich wurde leicht panisch. Glücklicherweise hat er doch noch die Kurve bekommen, ansonsten hätte ich den Rettungswagen gerufen. Das ist sicherlich nicht schön, aber im Notfall dann doch beruhigend, dass es diese Möglichkeit gibt. Das war eine Situation, in der mehrere Faktoren zusammenkamen: nach einem Konzert mit viel Bewegung, ein bisschen mehr Alkohol und anscheinend einem Verschätzer beim Abendessen. Danach bin ich in solchen Konstellationen noch aufmerksamer geworden, denn das wollte ich nicht unbedingt noch einmal erleben. Bisher hat es auch gut geklappt.

Quelle: Ina Manthey

Unterzuckerungen habt ihr wahrscheinlich alle schon in eurem Alltag mit Diabetes erlebt. Ursachenforschung, was da los war, ist auf jeden Fall sinnvoll, denn bei häufigen Unterzuckerungen passt wohl was nicht mit der Einstellung. Und jetzt meine ich BE-Faktoren, Basalrate, Insulinwirkdauer und so weiter. Aber ich finde, es lohnt sich auch, sich mal damit zu beschäftigen, wie ich mental mit meinen Unterzuckerungen umgehe und welche Gefühle sich zeigen. Bin ich gelassen oder wütend. Nehme ich sie einfach so hin, wenn sie da ist, oder habe ich vielleicht sogar Angst davor. Ein Patentrezept gibt es sicherlich nicht, aber vielleicht findet ihr einen Weg, auch mental gut mit euren „Hypos“ umzugehen. Das macht den Alltag mit Diabetes ein bisschen einfacher. Wenn ihr es alleine nicht schafft und euch die Gefühle einschränken, dann holt euch Hilfe. Das ist nichts Schlimmes.

Und jetzt bin ich natürlich gespannt, wie das bei euch so ist. Was habt ihr für eine Einstellung zu euren „Hypos“? Lasst mal hören.


Ein spannendes Thema ist auch die Frage: „Sind DiabetikerInnen selber schuld an ihren „Hypos“?“, die Heike sich stellt.

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