„Typisierung“ der Diabetes-Community – nein, nicht mit uns!

Miteinander ins Gespräch zu kommen, ist immer eine gute Idee. Bei Menschen mit Diabetes sollten Kontakte, Austausch und Vernetzung keine „Typ-Frage“ sein. Susanne blickt gemeinsam mit Jörg Lohse auf das Thema Typ-2-Diabetes und die Diabetes-Community.

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Das Gespräch zwischen mir, Susanne Thiemann (ST), 59 Jahre alt, Diabetes Typ 1, und Jörg Lohse (JL), 50 Jahre alt, Diabetes Typ 2, hat am Telefon stattgefunden.

ST: Jörg, seit wann lebst Du mit Typ-2-Diabetes und was waren Deine ersten Gedanken?

JL: Kurz vor Weihnachten 2017 erhielt ich die Diagnose Diabetes Typ 2. Anfangs war ich sehr überfordert mit der neuen Situation und verwirrt. Man hört hier und da das eine oder andere Gerücht. Das alles hat mich sehr verunsichert. Allerdings war mein Weg, den Diabetes unter Kontrolle zu bekommen, gar nicht so steinig, wie ich das zunächst erwartet hatte.

Jörg Lohse und ein Screenshot von der Startseite seines Blogs / Quelle: Jörg Lohse

ST: Über Deinen Therapieweg schreibst Du in Deinem Blog Leben mit Typ 2 Diabetes – Erfahrungen eines Diabetes Typ 2 Patienten. Wie bist Du darauf gekommen, im Internet einen eigenen Blog zu starten?

JL: Direkt nach der Diabetesdiagnose habe ich begonnen, mich zu informieren. Dabei ist mir aufgefallen, dass es im Internet ganz wenig Erfahrungsberichte von Menschen mit Typ-2-Diabetes gibt. Da habe ich mir gesagt: „Wenn es keinen Blog für Menschen mit Typ-2-Diabetes gibt, dann schreibst Du halt selber was.“ Ich habe den Blog eingerichtet und nach und nach einzelne Beiträge geschrieben.

ST: An Deinem Blog gefällt mir sehr gut, dass Du davon erzählst, wie Du es geschafft hast, mittlerweile gut mit dem Typ-2-Diabetes leben zu können. Es kommt sehr gut rüber, dass unabhängig vom jeweiligen „Diabetes-Typ“ Eigenverantwortung und engagierter Umgang mit dem Diabetes wichtig ist. Ich finde Deine Beiträge sehr motivierend. Mit Blick auf den Diabetes, welche Lebenseinstellung hast Du?

JL: Ich habe mir nach der Diagnose klargemacht, dass die Diagnose Typ-2-Diabetes nicht das Ende bedeutet. Im ersten Schritt habe ich meine bisherige Lebensweise überdacht. Statt in Selbstmitleid zu zerfließen, bin ich aktiv geworden und habe mein Leben zum Positiven umgekrempelt. Ich habe meine Ernährung umgestellt und mehr Bewegung in meinen Alltag eingebaut.

ST: Ich gehe sehr offen mit meinem Typ-1-Diabetes um. Wie sieht das bei Dir aus?

JL: Ich messe den Blutzucker öffentlich. Manchmal kommen Fragen, manchmal wird das einfach ignoriert. Mit meinem Typ-2-Diabetes gehe ich offen um und ich habe so gut wie keine schlechten Erfahrungen mit dieser Offenheit gemacht.

ST: Gibt es auch Dinge, die Dich im Zusammentreffen mit anderen Menschen mit Typ-2-Diabetes ärgern?

JL: Ich kann mich eigentlich nur konkret an ein Ereignis erinnern. Das war auf einem Geburtstag. Ich wurde gefragt, wie es mit meinem Diabetes so läuft, und ich konnte berichten, dass ich den Blutzucker mit Bewegung und Ernährung gut in den Griff bekommen habe. Daraufhin hörte ich einen weiteren Gast – ebenfalls „Typ-2er“, allerdings mit Insulintherapie – leise sagen: „Der soll sich mal nicht so anstellen, in 10 Jahren muss der auch Insulin spritzen.“ Ansonsten habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht – auch nicht mit Menschen mit Typ-1-Diabetes.

ST: Was fällt Dir im Internet auf? Welche Erfahrungen machst Du in der Diabetes-Community?

JL: Bei meinem Blog ist mir aufgefallen, dass über die Kommentarfunktion keine Rückmeldungen oder Fragen zu meinen Beiträgen kommen. (Jörg lacht.) „Entweder habe ich immer alles so gut erklärt, oder es gibt wirklich keine Fragen.“

Beim Austausch in der Diabetes-Community habe ich bis jetzt keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ich fühle mich dort als Mensch mit Typ-2-Diabetes willkommen und ernst genommen.

ST: Super, das hört sich richtig gut an. Ich freue mich, dass Du positive Erfahrungen in der Diabetes-Community machst, so sollte das immer sein. Jörg, herzlichen Dank an Dich für das schöne Gespräch!

Meine Gedanken nach dem Interview mit Jörg

Die Diabeteswelt ist bunt und vielfältig! Es gibt unabhängig vom jeweiligen „Diabetes-Typ“ so viele Menschen, die engagiert für sich und andere unterwegs sind.

Nur wenn wir alle (Diabetes-)Stimmen vereinen, werden wir ein „lautstarker Chor“, der gemeinsam für die Interessen aller Menschen mit Diabetes, deren Partner und Familien etwas bewirken kann.

Die Möglichkeit, sich persönlich mit seinen Ideen, Wünschen und Meinungen einzubringen, ist hier in der Blood Sugar Lounge nur einen Mausklick entfernt.

Hier kommt ihr zum Blog von Jörg Lohse: www.leben-mit-diabetes-typ2.de

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