Wie viel sollte mein Umfeld über meinen Diabetes wissen?

Michelle beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern ihr Umfeld von ihrem Diabetes erfahren sollte – und wo die Grenzen liegen, was den Informationsfluss an das soziale Umfeld angeht.

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Sehr schwierige Frage, die mich momentan ziemlich beschäftigt. Diabetes war in meinem gesamten Leben noch nie so das Thema. Sobald ich alt genug war, habe ich mich darum gekümmert und meine Eltern haben mir ziemlich schnell die eigene Verantwortung überlassen. Wenn ich sie jetzt frage, was denn ein guter Wert bzw. ein guter HbA1c ist, kriegen sie es
nach ein paar Sekunden auf jeden Fall hin, so viel ist klar! Mein Bruder? Keine Chance.

Das hat mich einerseits erschreckt, andererseits auch beruhigt. Ich habe die Krankheit, reicht doch, wenn ich jeden Tag daran denken muss. Oder nicht? Ich habe in einem anderen Artikel darüber geschrieben, wie es ist, wenn jemand Außenstehendes über meinen Diabetes lacht. Die betroffene Person hat den Artikel durchgelesen und sich im Nachhinein bei mir entschuldigt!

Quelle: Michelle Schmidt

Ich war und bin immer noch komplett baff. Natürlich war es nicht angebracht, in der Situation zu lachen, aber wenn einem das Wissen zu der Krankheit fehlt, kann man nun mal nicht immer richtig reagieren. Mein Freund hat mir jetzt auch gesagt, dass er sich nun zu der Krankheit mehr belesen wird, weil er selbst jetzt, nachdem wir mehrere Jahre zusammenleben, noch nicht genau wüsste, wie er in einer kritischen Situation reagieren soll.

Tja, aber liegt das nur an ihm?

Ich bin niemand, der seine Krankheit in den Mittelpunkt stellt. Sie ist da, klar, aber das ist für mich wie Heuschnupfen oder Asthma. Ich wurde so erzogen, der Krankheit nicht zu viel Raum zu geben, damit ich ein komplett normales Leben führen kann. Und das funktioniert für mich gut! Daher ist auch komplett verständlich, dass besagter Freund gar nicht so viel über die Krankheit weiß, auch wenn wir zusammenleben. Sie hat für mich eben wenig Priorität, was mein äußeres Umfeld betrifft, bzw. ich habe wenig Redebedarf darüber.

Dennoch, er möchte lernen. Wow. Ich bin einfach beeindruckt, was ein Artikel bewirken kann und wie viel Engagement der / die Freund:in in dem Bereich zeigt. Aber will ich das überhaupt? Ich kenne das nicht, das sich jemand mit meiner Krankheit beschäftigt. Bis jetzt wussten meine Partner immer die Basics, haben am Anfang von mir eine 5-Minuten-Schulung bekommen und das war’s dann auch.

Diabetes ist nur mein Ding – oder?

Diabetes ist mein Ding und damit möchte ich niemanden belasten. Die Frage ist natürlich, inwiefern das Thema eine Belastung ist. Vielleicht sehe ich das Ganze auch zu sehr schwarz/weiß. Nur weil derjenige etwas mehr Wissen hat, wird er nicht gleich von der Krankheit belastet sein, so, wie ich es bin. Er wird wahrscheinlich nur mehr Verständnis für manche Situation und Verhalten meinerseits haben.

Quelle:Photo by Katy Anne on Unsplash

Außerdem ist es natürlich schön, wenn man mit jemandem Ereignisse teilen kann und derjenige weiß, wovon man spricht. Daher ist auch diese Community hier so unfassbar toll! Jeder kann die Situationen, die man erlebt hat, nachvollziehen und man fühlt sich einfach aufgehoben. Aber andere Leute außerhalb des Circles hier reinlassen?
Letztendlich ist es nicht meine Entscheidung, wie viel sich die Menschen in meinem Umfeld zu meiner Krankheit belesen bzw. wie viele Fragen sie mir stellen. Jeder kann selbst entscheiden, wie viel er damit zu tun haben möchte. Ich bin immer noch komplett beeindruckt von der Aussage meines Freundes und sehr gespannt, ob er es wirklich durchziehen wird.

So oder so ist es ein schönes Gefühl, wenn sich jemand so viele Gedanken macht und einen weiteren Teil von mir besser verstehen möchte! Und das sollte man doch unterstützen! Ein weiterer Schritt für mehr #diabetesawareness!


9 Kommentare zu “Wie viel sollte mein Umfeld über meinen Diabetes wissen?

  1. Hallo Michelle,
    Teile Deines Beitrages erzeugen bei mir eine gewisse Irritation. Dein Freund lebt jahrelang mit Dir zusammen und sollte bei Dir ein diabetischer Notfall eintreten – weiß er nicht, was dann konkret zu tun ist?
    Das liest sich zumindest für mich so.
    Ich hoffe, dass er im Zweifelsfall die Notrufnummer wählt um Hilfe zu holen.
    Als Mensch mit Typ I Diabetes meint man vermeintlich, man hätte immer alles so locker im Griff – aber es kann schneller anders kommen. Für einen selber kann diese Situation sehr schnell sehr übel enden.
    Gut informierte Partner:innen, Familienangehörige, Freunde und Kolleg*innen können bei Diabeteszwischenfällen viel besser und gezielter reagieren, und man schützt durch Hintergrundwissen und “Was ist zu tun wenn” auch sein Umfeld und die Menschen die man liebt vor Situationen extremer Hilflosigkeit.

    In einem anderen Beitrag von Dir war zu lesen, das wir Menschen mit Diabetes zu wenig über Diabetes reden. Ich finde Du widersprichst Dich da schon sehr in Deinen Beiträgen. Was denn nun – aufklären oder doch lieber nicht? Über den eigenen Diabetes zu reden hat auch nichts damit zu tun sich in den Mittelpunkt zu stellen oder jemanden damit zu belasten. Oft ist es belastender – oder kontraproduktiver – wenn Dinge nicht an- oder ausgesprochen werden.

    Die Diabetes Community ist wirklich eine sehr wertvolle Sache. Ich bin froh, Teil der Blood-Sugar-Lounge zu sein und gut vernetzt in der Diabetes Community zu sein.

    1. Hallo meine Liebe, danke für dein Feedback! Natürlich kann immer etwas passieren, aber mit einem gut eingestellten Diabetes sollte man sich m.M.n. selbst aus der Situation retten können. Und falls nicht, wie du sagst, gibt es den Notruf, den er in dem Fall betätigen würde! 🙂

      Jeder sollte meiner Meinung nach für sich entscheiden, wie sehr er/sie sein Umfeld an dem Diabetes teilhaben lässt. Da gibt es kein richtig oder falsch. Nur, dass man von anderen nicht erwarten sollte, alles zu verstehen, wenn man sie wenig in den Umgang mit der Krankheit einbindet.

      Falls du dich mehr über meine Einstellung zum Diabetes austauschen magst, schreib mir gerne mal auf Insta @michelle_motiviert

  2. Hallo alle Zusammen,
    Also ich habe jeden in meinen Umfeld mein “neuen Typen” aufs Auge gedrückt. Selbst meine Kinder (7+3) wissen was Mama brauch wenn das Handy piept und können in einer Notsituation zu meinen Nachbarn gehen und mein Handy per Notrufoption bedienen und so meinen Partner anrufen. Natürlich muss nur ich mit der Krankheit leben, allerdings haben Andere für mich die Verantwortung wenn ich nicht mehr handlungsfähig bin. Das war für mich Grund genug um alle die mit mir länger und oft zu tun haben mit ins Boot zu holen und aufzuklären. Mit einem gebrochenen Bein ist man auch auf Hilfe angewiesen, wieso dann nicht mit Diabetes in brenzlig Situationen

  3. In ner Partnerschaft ist NIX ALLEINE DEIN DING! auch wenn Du’s alleine hast https://www.amazon.de/Seven-Lessons-About-Brain-English-ebook/dp/B081TT1V8M/ref=sr_1_1?crid=C6PHI42R6E7T&keywords=seven+and+a+half+lessons+about+the+brain&qid=1658002569&sprefix=seven+an%2Caps%2C122&sr=8-1 Lesson 5
    Für mich “ganz einfach”: Infolge schwerer Hypo im kranken Haus aufgewacht. Sch… . Hatte mich wohl vor dem Schlafengehen mit den Pens vertan, statt Lantus Apidra, obwohl ich mich da noch nie vertan hatte.
    Das zweite Wecken voin nem Notfarzt brachte die Klarheit: Lantus Lows. Meine 36 IE Lantus hatten infolge eines Fehlers in der Wirkkaskade wie Apidra gewirkt. Kommt vor, auch wenn Sanofi sich davon bis heute nix angenommen hat. Aber was hat das jetzt mit meiner Partnerschaft zu tun?

    Genau das, gerade 23 Uhr gesehen. Um 23.30 geh ich ins Bett. Also spritze ich kein Lantus mehr. Das ist für heute gestorben. Denn die fehlerhafte Wirkung tritt im Zeitrahmen von 1 Stunde nach dem Spritzen ein.
    Und meine Frau hatte mir nach dem 2. Notarztbesuch sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie diese Unsicherheit nicht aushalten kann: Entweder ich bekomme diese Hypos in den Griff, oder sie muss ausziehen.

    Meine Lösung:
    1. Ich spritze mein Lantus geteilt in 1mal morgens und 1mal abends: nur jeweils die Hälfte der Tagesdosis muss bei einer Fehlfunktio aufgefressen werden.
    2. Ich spritze mein Lantus nur noch wenigstens 1 Stunde vor dem Schlafengehen – und so wie heute eben nicht. n8 🙂

  4. Das hatte doch schon Gretchen Becker ohne jeden Erfolg getan, und die hatte sehr viel bessere Karten als ich: Nur Basal und damit absolut keine Möglichkeit der Verwechslung mit dem Bolus, und dazu der Name in den US Diabetes Medien.

    Indirekt haben wir aber vielleicht doch eine Antwort bekommen, und zwar mit der Werbung für’s Toujeo als besonders “steady”?

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