Mit Zucker im Gepäck nach … Spanien

Hola y bienvenidos! Andalusien, der Jakobsweg, Madrid, Barcelona, Mallorca und die kanarischen Inseln: Spanien lockt mit vielen Reizen. Hier findet ihr Wissenswertes für Reisen auf die iberische Halbinsel.

Weiterlesen...

Spanien ist eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Wenn man als Diabetiker/-in das Land im Südwesten Europas als Reisedestination wählt, stellen sich zunächst dieselben Fragen wie bei jedem anderen Urlaub auch, wenn man „Zucker im Gepäck“ hat. Antworten auf grundsätzliche Herausforderungen wie „Was muss ich einpacken?“, „Was ist im Flugzeug mit meinen Diabetes-Gadgets?“, „Verträgt mein Insulin die Temperaturen des Urlaubsziels?“ und weiterführende Informationen und Links sind im allgemeinen Kapitel „Teil 1: Reisen mit Diabetes“ zusammengefasst.

Hier geht es nun dagegen ins Detail – auf nach Spanien!

Spanien im Profil

Hauptstadt: Madrid

Amtssprache: Spanisch

Größe: 509.970 Quadratkilometer (Deutschland: 357.340 Quadratkilometer)1

Einwohner: 46.937.060 (Deutschland: 83.019.213)1


Natur/Klima: An der Küste herrscht Mittelmeer- bzw. Atlantikklima, im Landesinneren meist Hochlandklima mit trockenen, kalten Wintern und heißen Sommern. Vor allem in den Sommermonaten kommt es auf dem Festland wie auf den Inseln immer wieder zu zum Teil auch großflächigeren Busch- und Waldbränden mit entsprechenden Beeinträchtigungen der Infrastruktur. Am Ende des Sommers kommt es in vielen Landesteilen häufig zu wolkenbruchartigen Regenfällen, die die im Sommer ausgetrocknete Erde nicht aufnehmen kann – aus den „ramblas“ (span: Flussbett) können schnell reißende Flüsse werden. Im Mittelmeer kann es zu vereinzelten schweren Herbst- und Winterstürmen bis hin zu sogenannten Medicanes kommen. Die Kanarischen Inseln sind Vulkaninseln, der Pico de Teide auf Teneriffa ist einer der größten Inselvulkane der Welt. Neben den Kanaren liegen auch die Pyrenäen und der Süden Spaniens in einer seismisch aktiven Zone, weshalb es in diesen Regionen zu leichteren Erdbeben kommen kann.2

Diabetes in Spanien3

Anzahl Diabetiker zwischen 20 und 79 Jahren:

3,62 Millionen (Deutschland: 9,51 Millionen)

Altersbereinigte Prävalenz zwischen 20 und 70 Jahren:

6,9 Prozent (Deutschland: 10,4 Prozent)

Anzahl von Typ-1-Diabetikern zwischen 0 und 19 Jahren:

15.467 (Deutschland: 33.095)

Dunkelziffer an Diabetikern zwischen 20 und 79 Jahren:

1,01 Million (Deutschland: 4,53 Millionen)

Insuline in Spanien4

Nicht immer heißen Medikamente im Ausland genauso wie zuhause. Unter den folgenden Namen werden die jeweiligen Insulinpräparate der großen Hersteller in Spanien vertrieben (die Insuline “Berlinsulin H” und “Liprolog” von Berlin-Chemie werden nur in Deutschland vertrieben) – Stand April/Mai 2020:

Lilly Deutschland GmbH:

  • Humalog® (analoges Bolus-/Mahlzeiteninsulin, Insulin lispro), auch erhältlich in konzentrierter Form als Humalog® 200
  • Abasaglar® (Basalinsulin, Insulin glargin)

Novo Nordisk Pharma GmbH:

  • Novorapid®
  • Tresiba®
  • Levemir®
  • Fiasp®: wird in Spanien nicht vertrieben

Sanofi-Aventis Deutschland GmbH:

  • Toujeo
  • Lantus
  • Apidra
  • Insuman

Pumpenersatz/Leihpumpen in Spanien

Insulinpumpenträger können sich vor Abreise je nach Hersteller leihweise eine Urlaubspumpe für den Fall eines technischen Defekts ihrer eigenen Pumpe während des Urlaubs besorgen. Andere Hersteller bieten einen weltweiten Austauschservice an. Folgende Regelungen gelten für die bekanntesten Pumpen bei Reisen nach Spanien (Stand April/Mai 2020 – vor Abreise Aktualität über Hotline seines Pumpenanbieters überprüfen):

Ypsomed – Mylife YpsoPump:

Urlaubspumpe wird kostenlos zur Verfügung gestellt, die man 14 Tage vor Antritt der Reise unter der ebenfalls kostenlosen Hotline 0800 9776633 beantragen kann. 24-Stunden-Hotline: +49 693101970.

Sooil – Dana R/RS:

Als Urlaubspumpe wird eine Dana R ohne Fernbedienung kostenlos zur Verfügung gestellt. Beantragung vier Wochen vor Antritt der Reise unter 09281/85016-0. 24-Stunden-Hotline: +49 9281/85016-888.

Medtronic – Minimed 640G/670G:

Bei einem Pumpen-Defekt, den die Hotline nicht via Telefon lösten kann, wird spätestens bis zum Folgetag eine Austauschpumpe geliefert (inbegriffen: Mallorca, Menorca, Ibiza; ausgeschlossen: Kanarische Inseln und alle anderen Inseln). Voraussetzung ist eine bestehende Lieferanschrift am Urlaubsort. 24-Stunden-Hotline: +49 21598149370. Kinder, die zum Zeitpunkt des Reiseantritts jünger als zehn Jahre sind, sowie Reisende auf schwer erreichbare Inseln, erhalten zudem für maximal sechs Wochen eine Urlaubspumpe. Dafür sollte man vier Wochen vor Abreise die kostenlose Hotline unter 0800 6464633 kontaktieren.

Roche Diabetes Care – Accu-Chek Spirit Combo/Insight:

Defekte Pumpen werden innerhalb von 24 Stunden ausgetauscht. 24-Stunden-Hotline: +49 6217 594646. Eine Urlaubspumpe kann bei Reisen auf schwer erreichbare Inseln für ein bis zwei Monate gemietet (für 120 Euro pro Monat) – die Urlaubspumpe sollte man 15 Werktage vor Antritt der Reise unter der kostenfreien Hotline 0800 4466800 oder online beantragen. Kinder bis zu einem Alter von zwölf Jahren erhalten – unabhängig von Reisen – dauerhaft eine zweite Insulinpumpe. Für Ausnahmesituationen wie ein Auslandssemester gelten zudem Sonderregelungen.

Medtrum:

Urlaubs-PDM oder Pumpenbasen werden kostenlos zur Verfügung gestellt, die man über die Hotline des entsprechenden Diabetes-Versandhändlers beantragen muss. 24-Stunden-Hotline: Nummer des entsprechenden Diabetes-Versandhändlers.

Medizinische Versorgung in Spanien

Wer in Deutschland gesetzlich versichert ist, genießt laut GKV-Spitzenverband (Interessensvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland) auch in Spanien Versicherungsschutz, wenn eine medizinische Notwendigkeit eintritt. Als Anspruchsbescheinigung für Sachleistungen wie eine ärztliche oder Krankenhausbehandlung nach spanischem Recht gilt die europäische Krankenversicherungskarte bzw. eine provisorische Ersatzbescheinigung (vor der Abreise mit der eigenen Krankenkasse klären).

Ausführliche Informationen über die Leistungen der Krankenversicherung und das spanische Gesundheitssystem bietet die Deutsche Verbindungsstelle Krankenversicherung – Ausland (DKVA) als Teil des GKV-Spitzenverbands. In einem Merkblatt zum „Urlaub in Spanien“ findet man dort unter anderem auch einen Link zu einer Übersicht über die Gesundheitsdienstleister in Spanien inklusive detaillierter Suchfunktion.

Privatversicherte profitieren laut PKV (Verband der Privaten Krankenversicherung) in ganz Europa von einem Versicherungsschutz in vollem Umfang der tariflichen Leistungen. Für die Dauer von mindestens einem Monat, bei vielen Versicherern sogar drei oder mehr Monaten, gilt der private Vollschutz demnach weltweit. Diese Frist kann sich laut PKV verlängern, wenn man aus Gesundheitsgründen die Heimreise nicht antreten kann. Einige Unternehmen bieten auch an, den weltweiten Versicherungsschutz durch eine individuelle Vereinbarung vor der Abreise ins Ausland zu verlängern. Privatversicherte sollten sich daher vor der Abreise informieren, welche Leistungen für welche Reisedauer die eigene Kasse in Spanien übernimmt.

Außerdem empfiehlt es sich auf Reisen nach Spanien – wie in jedes Land und egal, ob gesetzlich oder privat versichert – für die Dauer des Auslandsaufenthaltes eine Auslandsreise-Krankenversicherung abzuschließen, die Risiken abdeckt, die von den Kassen gegebenenfalls nicht übernommen werden (z. B. notwendiger Rücktransport nach Deutschland im Krankheitsfall, Behandlung bei Privatärzten oder in Privatkliniken).

Notfallausweis auf Spanisch5

Damit einem im Notfall sofort adäquat geholfen wird, lohnt es sich, einen Notfallausweis dabei zu haben. Hier die spanische Übersetzung, die man sich auch einfach für die Reise ausdrucken kann:

„Soy diabético y bajo tratamiento de insulina. En caso de mareo, de comportamiento anormal, o de pérdida de conocimiento, hágaseme absorber azúcar o alguna bebida muy azucarada. Si me fuera imposible tragar, o si no recobrara rápidamente el conocimiento conviene hacerme en seguida una inyección de glucagon. Para ello, prevéngase inmediatamente a mi familia, a un médico, o hágaseme tranportar con toda urgencia al hospital.”

„Ich bin zuckerkrank und werde mit Insulin behandelt. Im Fall von Unwohlsein, anormalem Verhalten oder Bewusstseinsverlust geben Sie mir mehrere Stücke Zucker zu essen, Bonbons, Brot oder ein sehr süßes Getränk. Wenn ich nicht schlucken kann oder nicht sehr schnell zu mir komme, sollte man mir umgehend Glukagon injizieren. Dazu benachrichtigen Sie meine Familie oder einen Arzt oder lassen Sie mich sofort ins Krankenhaus bringen.“

Spanische Spezialitäten

Reisen bedeutet auch immer ein kulinarisches Abenteuer. In Spanien wollen nicht nur unzählige Tapas entdeckt und probiert werden. Zwei der bekanntesten nationalen Gerichte sind sicherlich die Tortilla und die Paella. Und auch wenn keine Tortilla und Paella ist wie die andere, hier ein grober Anhaltspunkt, um die Kohlenhydrate dafür zu berechnen:

Tortilla de patatas

Omelett aus Eiern mit Kartoffeln und Zwiebeln, das man portionsweise auch in vielen Tapas-Auslagen findet.

  • 100 Gramm haben je nach Kartoffelanteil in etwa 15 bis 20 Gramm Kohlenhydrate

Paella

Reisgericht und ursprünglich das Nationalgericht der Region Valencia; neben der Version mit Gemüse und hellem Fleisch gibt es auch Paellas mit Meeresfrüchten oder vegetarische Varianten.

  • 100 Gramm haben je nach Reisanteil in etwa 15 bis 25 Gramm Kohlenhydrate

Gute Reise – buen viaje!

1 Eurostat

2 Auswärtiges Amt

3 IDF Diabetes Atlas, 9th edition 2019

4 In manchen Ländern teils eigene Produktportfolios, etwa hinsichtlich Darreichungsformen und Stärken/Konzentrationen. Änderungen im Produktportfolio können jederzeit stattfinden. Vor individueller Abreise Angaben über die Kunden-Hotline des Herstellers auf Aktualität überprüfen.
5 diabetesDE

Schreibe einen Kommentar