Im zweiten Teil der Tipps und Tricks für die Prüfung, die Olli angewandt hat, geht es um den großen Prüfungstag an sich und was sie getan hat, um den Blutzucker möglichst gut in Schach zu halten.
Endlich ist alles geschafft, getan und super duper erfolgreich umgesetzt. Es wurde fleißig gelernt für die Prüfung, und man hat tagtäglich versucht, routinierter und entspannter zu werden, um auch bloß einen kühlen Kopf, als gute Prüfungsgrundlage und natürlich auch mit Blick auf die Blutzuckerwerte, zu schaffen. Aber Prüfungs-Angsthasen wie mir macht schon allein jeder verstreichende Tag mehr und mehr Angst. Doch es ist nicht zu vermeiden, dass Tag X kommen wird und man mit versammelter Mannschaft im wohl „modischsten“ Raum, den die Prüfungs-Kommission finden konnte, sitzt. Ja, es wird passieren, ja, der Tag wird kommen – ABER wir werden das alle überleben. Auch mit schlechten Blutzuckerwerten und schlechtem Bauchgefühl. Es geht vorbei. Ich darf das schreiben, denn ich habe das bereits hinter mir, das komplette Gefühls-Chaos von „Es ist so weit, es ist so weit, es ist soweit.“ zu: „Ich schaff das nicht. Niemals. Nie im Leben, nicht ich.“
1.) Be prepared = sei ausgestattet! – für alles und mit allen wichtigen Mitteln!
Das bezieht sich jetzt weniger auf plötzlich auftretende Übelkeit oder sonstige Erkrankungen oder Stress und Begleiterscheinungen. Natürlich ist es auch in dieser Hinsicht gut, ausgestattet zu sein, aber aktuell beziehen wir uns erst einmal auf den gemeinen Diabetes. Denn der kann ja auch so einiges aus dem Lot bringen. Seid ausgestattet für Hypo- und Hyperglykämien, für Konzentrationsschwächen nach Hypo- und für Konzentrationsprobleme bei Hyperglykämien. Ich weiß, es klingt dramatisch, und ich sehe euch wohl gerade mit einem Handgepäcks-Koffer am Prüfungstag dort auflaufen. Aber nein, ein normaler Rucksack/eine Tasche reicht vollkommen aus.
Warum Vitamine und Magnesium?
Warum die Vitamine am Morgen der Prüfung? Weil Vitamine grundsätzlich ja nix Böses sind. Man sollte sich natürlich an die Vorgaben halten und sich jetzt nicht einen Nachmittag vorher die halbe Vitamin-B 12-Packung reinziehen, nur weil man es vorab nicht regelmäßig gemacht hat. Bringt nix und ist nicht gesund. Mit der Einnahme sollte man selbstverständlich schon vorab starten, natürlich immer schön nach Packungsbeilage, versteht sich. Ich empfinde besonders Magnesium super nach einer Hyperglykämie, in Bezug auf nachträgliche Waden-Krämpfe oder etwaige Hyperglykämie-Folgeleiden. Und man weiß ja nie, was während so einer Prüfung mit den Werten passiert. Also habe ich am Prüfungstag zusätzlich morgens neben dem Kaffee noch ein großes Glas Wasser mit einer Magnesium-Brausetablette hinuntergespült. Hat mir auch keinen Abbruch getan und so eklig schmeckt das Zeug gar nicht. 😉Warum Schokolade als Snack?
Und wieso ausgerechnet jetzt Schokolade als Snack? Das ist wohl die Frage, die die meisten brennend interessiert. Also, wenn dich deine Blutzuckerwerte ärgern wollen, werden sie dies tun. Auf Biegen und Brechen, komme, was wolle. Wenn sie also weder im Normalbereich noch im Hypoglykämie-Bereich herumtollen, sondern sich in einer Art „Zwischenliga“ befinden, ist dies einfach super uncool. Um sie aber wenigstens dort zu halten und nicht die typische Achterbahn-Kurve zu erzielen (erst hoch, dann normal, daraufhin folgt eine -> Hypoglykämie und anschließend wieder hoch), kann die gute alte Schoki wahre Wunder wirken. Mal davon abgesehen, dass Schokolade vielen Menschen auch gut mundet.
2.) Lass dich nicht von deinen Werten ärgern, aber ignoriere sie nicht!
Bitte nicht, niemals ignorieren. Messen, vorab, in der Pause und danach sind Pflicht!!! Gerne auch mittendrin, daran ist nichts peinlich. Wir sind ja auch nur Menschen. Ich würde übrigens meinen Diabetes vorher bei der zuständigen Prüfungs-Behörde „anmelden“, damit sozusagen alle Bescheid wissen, dass dein Diabetes mitkommt und er auch in Form des Messgeräts Platz auf deinem Tisch finden darf. Ich sag es euch, das Bescheidgeben erspart euch enorm viel Zeit am Prüfungstag, wenn ihr sowieso schon vorher aufgeregt seid. Ignoriere deine Werte nicht! Zu denken, „passt schon alles“, kann mit Sicherheit jeder von uns, aber die Gefühlslage ist auch bei „Nicht-Prüfungs-Angsthasen“ an dem Tag anders. Genauso wie euch euer Blutzucker täuschen kann, können das eure Gefühle in Bezug auf die aktuelle Blutzuckerlage auch. Messen ist das Beste, was es in dem Moment zur Kontrolle gibt und ebenfalls auch gut für die spätere Prüfungs-Auswertung ist. Sollten nämlich eure Werte eine absolute Katastrophe gewesen sein, aber ihr habt es anhand von Messungen festgehalten, dann kann man im Nachhinein noch darüber streiten, wie glaubwürdig die erbrachten Leistungen sind. Wobei streiten mit einer Behörde wirklich kein Spaß ist, aber besser ist es, Beweise zu haben, als keine vorweisen zu können. Sollten die Werte steigen, spritzt/bolt Korrektur. Sollten sie zu tief sein, unternehmt etwas dagegen, aber fangt nicht am Prüfungstag an, „Blutzucker-Bingo“ zu spielen und zu spekulieren, wo sich evtl. die Werte in den nächsten zwei Stunden hinbewegen könnten. Mitzudenken ist eine ganz tolle Eigenschaft und wirklich vorbildlich, aber wie gesagt, es ist Prüfungstag, auch Blutzuckerwerte können die perfekte Verblendung spielen.
3.) Glaub an Dich, deine Leistung und deine Diabetes-Einstellung!
Du hast sehr wahrscheinlich für deine Prüfung gelernt, du hast die Werte im Blick und am Morgen möglichst optimal gebolt/gespritzt/gefrühstückt, du kannst das. Und sollte es alles nicht so laufen, dann wird am nächsten Tag genauso die Sonne wieder aufgehen und der Blutzucker dich verrückt machen. Es gibt immer einen Tag „nach der Prüfung“ und auch dieser wird für dich kommen. Ich bin ehrlich mit euch, und ich kann seit diesem Jahr die „Prüfungs-Hypochonder“ verstehen, welche sich und ihre Menschen im Umfeld schon zig Wochen vorher ganz kirre machen. Aber es ist auch einfach ein ganz besonderer Tag, solch ein einmaliger Prüfungstag, mit vielen Hoffnungen, einigen Ängsten und gaaaaanz viel Aufregung im Bauch.