Diabetes technologisch und digital: Wie seht Ihr das?

Die Behandlung eines Typ-1-Diabetes ist, meint Katrin, ohne moderne Technologien und Digitalisierung kaum noch vorstellbar. Ist das positiv? Ist das schwierig? Macht mit bei der großen Umfrage!

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Mit jedem Jahr mehr, das ich Typ-1-Diabetes habe, wird es spannender. Warum? Weil die Technologien immer besser, immer ausgereifter werden – und mir mein Leben immer mehr vereinfachen.

Glasspritze aus den 1970ern, Insulinpumpe von 2019. Quelle: Katrin Kraatz

Naja, vielleicht ist das ein bisschen zu einseitig beurteilt, denn mit jeder neuen Technologie und damit mehr Flexibilität für mein Leben wird die ganze Therapie natürlich auch komplexer.

Urinzuckertagebuch aus den 1980ern, Auswertung von Glukosedaten 2019. Quelle: Katrin Kraatz

Als ich noch den Urinzucker kontrollieren musste, weil es nichts anderes gab, und morgens und abends feste Insulindosen spritzte, weil das vor fast 50 Jahren so üblich war, musste ich mich eigentlich nur um das korrekte Berechnen meiner Ernährung kümmern – und wenn ich Gummibeine bekam, verschwommen sah und etwas wirr wurde, gab es schnelle Kohlenhydrate, weil das wahrscheinlich eine Unterzuckerung war.

Leichterer Alltag – aber immer präsent

Heute sehe ich durch die kontinuierliche Glukosemessung sofort, was mit meinen Werten los ist. Ich kann die Messungen nutzen, um Aktivitäten besser zu planen. Ich kann essen, wann ich will, und eigentlich auch, was ich will. Sport zu treiben, ist für mich auch leichter in den Alltag zu integrieren und zu „überwachen“. Andererseits bedeutet die ständige Verfügbarkeit von Werten, dass ich ständig an meinen Diabetes erinnert werde. Ihn sozusagen zeitweise völlig zu vergessen, geht nicht mehr so einfach.

Blutzuckermessung mit Farbkontrolle aus den 1980ern, Glukosesensor 2019. Quelle: Katrin Kraatz

Allein auf weiter Flur?

Auch der „soziale Diabetes“ hat sich durch die Technologien verändert. Früher war ich, abgesehen davon, dass es in meiner Familie noch mehr Diabetiker gab, allein auf weiter Flur damit. Heute ist es ganz einfach, andere Typ-1-Diabetiker zu finden – und sich virtuell oder real mit ihnen zu unterhalten, zu vernetzen. Da kommt ein reicher Erfahrungsschatz zusammen – aber stimmt auch immer alles, was man da so hört?

Ihr seht: Die sich weiterentwickelnden Technologien haben mein Leben mit Diabetes beeinflusst und verändert – mit viel Positivem, aber auch mit Fragezeichen.

Umfrage: Macht mit!

Wie ist das bei Euch? Wie seht Ihr die Technologisierung und Digitalisierung in der Diabetologie? Um viele Antworten dazu zu bekommen, hat das „Zukunftsboard Digitalisierung“ mit dem „Diabetes-Journal “ eine große Umfrage gestartet. Unterstützt wird die Umfrage von allen großen Diabetes-Verbänden und -Organisationen. Die Ergebnisse gibt es Anfang 2020 im „Digitalisierungs- und Technologiereport Diabetes“ und auf der Website www.dut-report.de.

Hier geht’s zur großen Umfrage: https://de.research.net/r/DUTUmfrage2020Patient

8 Kommentare zu “Diabetes technologisch und digital: Wie seht Ihr das?

  1. Hallo Katrin 🙂
    Ich finde es immer wieder faszinierend, wie man früher den Diabetes behandelt hat. Diese riesen Messgeräte, die den Blutzucker bestimmten, so einmal im Monat beim Arzt – für mich persönlich unmöglich.

    Ich bekomme immer wieder gesagt “Sei froh, dass du den Diabetes jetzt erst bekommen hast. Vor 20 Jahren sah das alles noch ganz anders aus und war nicht so einfach!” – wow, gerne hätte ich ihn gar nicht bekommen 😀
    Allerdings bin ich tatsächlich froh, dass ich ihn erst JETZT bekommen habe, ich bin nämlich ein totaler Kontrollfreak, wenn es um so etwas geht. Viele meinen, man soll sich nicht verrückt machen mit CGMs & Co., aber für mich das genau das Richtige! Ich weiß, dass z.B. alles okay ist – oder auch nicht – und handle dementsprechend in Ruhe. Wüsste ich jetzt nicht wie aktuell mein BZ ist, würde ich sämtliche Symptome vermutlich falsch deuten und total die Kontrolle verlieren 😀

    Solange man es nicht übertreibt und paranoid wird, ist die Technologie schon eine wahnsinnige Hilfe!

    Liebe Grüße aus Seoul!

    1. Och, da kann ich auch ein Lied von singen, bin jetzt 74 jahre alt, bekam meinen mellitus erkannt zwei Tage nach meinem 16.ten Geburtstag im KKr.H Walsrode. Erster Hausarzt Dr.Schleinitz, aber dann Praxisübernahme durch Dr. Klaus Dieter Haehn, später Prof. an der MHHannover wo ich in der dortigen Diabetologie mit allen Schickimicky behandelt wurde, natürlich in einer Hochschule auch als”Versuchs Objekt” grins. Und Prof Dr. Haehn sagte immer, die Behandlung und den Diabetes nicht übertreiben aber ernst nehmen. Durch intensive Beschulung und immerwährende ICT kontrolle hab ich trotz so langer Zeit noch alle Gliedmaßen am Body, knok on Wood, ä Holzkopf. Wünsche allen hier adequate Zuckerwerte

  2. Hallo Katrin, gefällt mir gut dein Bericht!

    @nathalie-bauer das “Paranoide” hatte ich grenzenlos (bis übers Limit hinaus) getrieben.
    Schon lange fühle ich mich nun wieder im mich “Normalbereich”.
    Die Dosis und der richtige Umgang mit der Technik ist der Schlüssel zum Erfolg.

    Viele Grüße, Matthias

    1. Hallo matthias-momm, stimmt dein letzter Satz. Die richtige Norm Einstellung war und ist im täglichem Leben nicht immer so einfach aber wenn ich bedenke welche neuen Möglichkeiten die Technic heute bietet, wow, wenn ich errinnere, 1961 ging s los, 16ner Nadeln, Metalköcher, auskochen, Testen einmal im Monat Labor Krankenhaus ha ha , dann teststreifen zum abspritzen,nach nunmehr 58Jahren Berufsdiabetiker”hä hä” Verdammt lange Lehrzeit und lerne immer noch.

      Einen schönen Gruß und immer gute Werte

  3. Den Gedanken “zum Glück erst heute” habe ich auch sehr oft. Mein 5-jähriger Sohn wächst bisher total unbeschwert auf dank der ganzen Technik! Übertreiben darf man es natürlich nicht mit der Kontrolle und dem “sich verrückt machen”. Die Technik bietet auf jeden Fall viel Sicherheit!
    Leider wird in der Umfrage das Alter “5” nicht akzeptiert, obwohl man als Elternteil angeblich auch mitmachen kann. Schade…
    Viele Grüße

  4. Liebe Katrin,
    dein Bericht erinnert mich sehr stark an meine eigene “Diabetes-Karriere”. Allerdings hat die für mich mittlerweile essentielle Technik (Pumpe und rtCGM) erst vor 5 Jahren bei mir Einzug gehalten. Mittlerweile ist mir auch ein entspannter Umgang damit möglich, kurzzeitige paranoide Züge konnte ich wieder abstellen. Auf jeden Fall hilft mir diese Technik, meinen Diabetes im Blick zu behalten ohne das Maß der Blicke zu übertreiben :-).

  5. Hallo Kathrin, die neueste Technik wie Pumpe, Sensor zum unblutigen messen etc. sind für mich nicht mehr wegzudenken. Ich bin Diabetikerin seit 1976. Um nur einige schlagworte zu nennen: glasspritze , auskochen, ernährung abwiegen, bei zuviel gramm wurde ein stück abgeschnitten, einmal im monat blutzuckerkontrolle, insuline in einer plastikspritze mischen und vieles mehr.
    Erst 1988 spritzte ich intensiviert mit Pen, und erfuhr erst dann, das man auch zuckerhaltige Nahrung zu sich nehmen kann, bei entsprechender Abdeckung.
    1995 traute ich mich an die Pumpe, und führe seitdem ein unbeschwerteres Leben. Seit 2017 mit Sensor und Co. fällt das ewige blutige messen weg, welch ein Glück.
    Man ist zwar ständig mit irgendetwas für den Diabetes beschäftigt, aber die Technik gibt mir Gewissheit und ein sicheres Gefühl im Umgang mit den blutzuckerwerten. So hab ich es einigermaßen im Griff.
    Ich möchte aber das erlernte von früher nicht missen, sollte die Technik mal nicht funktionieren (lach ) kann ich locker auf althergebrachte zurückgreifen !

    1. Jau, letzer Satz könnte auch von mir sein, Typ 1 ist sehr Behandlungsaufwendig zumal mit dem ICT Verfahren. Behandlung mit der Pumpe wollte mein Prof nicht während ich noch im Arbeitsverhältnis bin. Und nun bin ich wohl schon a bissel zu alt geworden. grins.

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