Die Ehe und der Diabetes

Wie ist das Eheleben, wenn beide Partner Typ-1-Diabetes haben? Gibt es andere Probleme als bei Nicht-Betroffenen? Caro erzählt, welche Erfahrungen sie gesammelt hat.

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In den sozialen Medien liest man immer wieder von Beziehungsproblemen. Da versteht der Gesunde den Partner mit Diabetes nicht – oder der Partner mit Diabetes scheint seine Krankheit nicht ernst zu nehmen und das belastet den gesunden Partner. Doch auch (oder gerade?) wenn beide Partner an Diabetes erkrankt sind, wird die Beziehung manchmal ziemlich auf die Probe gestellt. Eine Ehe bildet da keine Ausnahme…

-> Der Beitrag über Caros und Janis’ Hochzeitstag: Eine Hochzeit zu viert

Wer von einer Ehe spricht, der wird früher oder später auch mal das Wort „Probleme“ in den Mund nehmen. Denn kaum eine Beziehung ist vor Problemen gefeit.
Beleuchten wir doch mal typische Probleme, die in einer Ehe auftreten – und wie wir damit umgehen können.

Quelle: Carolin Sandt

#1 Kommunikation

Wer kennt es nicht? Der Partner ist sauer und man weiß gar nicht so richtig, warum. Oder man hat etwas gesagt, das man im nächsten Moment lieber wieder zurücknehmen würde. Bei uns spielt im Thema Kommunikation der Diabetes eine große (Problem-)Rolle. Ohne es zu wollen, führen gewisse Situationen („Hypos“/Entgleisungen) immer wieder zu kleinen Diskussionen. Wir wissen, wie schrecklich der andere sich in diesem Moment fühlt, und doch können wir manchmal nicht an uns halten: Wir machen dem anderen Vorwürfe.
„Wieso hast du denn auch nicht eher den Katheter gewechselt?“
„Tja, das war die letzten drei Tage schon so. Vielleicht solltest du auch mal was an den Insulineinstellungen ändern!“
Es gibt dutzende Beispiele. Das bringt einfach nur unnötigen Stress. Hin und wieder müssen wir uns mal gegenseitig zurechtrücken und klarmachen, dass wir wissen, dass wir es manchmal selbst verbocken. Aber mal ehrlich: Mitten in einer „Hypo“ darauf angesprochen zu werden, dass das die vierte Nacht hintereinander passiert ist, hilft wirklich NIEMANDEM weiter! Wenn wir uns das regelmäßig bewusst machen, ersparen wir uns so einiges an Frustration und Ärger.

#2 Selbstzweifel

Schlägt in die gleiche Kerbe wie Nummer eins. Vor allem ich bin oft unzufrieden damit, wie der Diabetes so läuft. In letzter Zeit häufen sich unerklärliche Ausreißer nach oben, die nicht nur dazu führen, dass ich mich körperlich schlecht fühle – denn auch die Seele leidet. Unser Kinderwunsch ist zwar ohnehin erstmal hintenangestellt und doch frage ich mich oft, wie ich es schaffen soll, während der Schwangerschaft Traumwerte zu erreichen, wenn ich es selbst jetzt nicht immer ohne weiteres hinbekomme.
Selbstzweifel und Unzufriedenheit mit sich selbst führen bei uns immer mal wieder zu Reibungen. Ich bin schlecht drauf, ohne immer genau benennen zu können, weswegen, und schnell stacheln wir uns damit gegenseitig an. Meistens hilft mir da einfach, meinen Frust richtig loszuwerden und den Tag abzuhaken – in der Hoffnung, den nächsten Tag mit neuer Energie richtig starten zu können.

#3 Fehlende Zeit zu zweit

Ich gebe es ungern zu, weil es knallhart zeigt, dass der Diabetes Lebenszeit stiehlt – aber es ist leider manchmal die bittere Wahrheit.
Es kommt zwar selten, aber doch immer wieder vor, dass wir ein geplantes Treffen absagen oder verschieben müssen oder einer von uns beiden es aufgrund schlechter Blutzuckerwerte gar nicht genießen kann.
Das ärgert uns beide dann natürlich maßlos. Man freut sich tage- oder gar wochenlang auf diesen einen Tag und dann macht der Diabetes, was er will. Auch hier gilt nur die Devise: Abhaken und weitermachen.

Insgesamt lässt sich wohl feststellen, dass ein gemeinsames Leben so viel einfacher wäre, wenn der Diabetes immer perfekt laufen würde. Doch das tut er bei uns eben leider nicht zu 100%. Es ist ein tägliches Ausprobieren und Balancieren aller Komponenten – was mal mehr, mal weniger gut gelingt. Wir können uns nur damit arrangieren, dass wir unser Bestes geben und uns wenigstens gegenseitig haben.


Über die Beziehung zwischen einer Diabetikerin und einem Nicht-Diabetiker hat Nadja in diesem Artikel berichtet: Die Beziehung mit einer Diabetikerin

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