Wie informieren sich Menschen mit Typ-1-Diabetes über Therapieoptionen und technische Möglichkeiten? Was ist ausschlaggebend, sich für einen neuen Weg in der Therapie zu entscheiden? Susanne greift diese Fragen in ihrem Beitrag auf.
Egal ob Du als Mensch mit Typ-1-Diabetes gerade „frisch dabei“ bist oder schon viele Jahre mit dem Diabetes lebst – es ist wichtig, gut informiert zu sein.
Pumpe oder Pen? Blutig messen oder mit iscCGM oder rtCGM? Welches Insulin – das altbewährte, oder doch mal auf ein anderes umsteigen? Fragen über Fragen und nicht immer ist die Antwort darauf einfach.
Never change a runnig system – warum soll ich überhaupt etwas ändern?
Wer glücklich und erfolgreich seine Therapie mit dem Pen macht – der hat wahrscheinlich nicht den Wunsch, auf eine Insulinpumpe umzusteigen. Wer mit Insulinpumpe A zufrieden ist, der wird nicht auf Insulinpumpe B wechseln wollen.
Spannend und wichtig wird es immer dann, wenn die Therapie nicht mehr gut funktioniert oder wenn sich die eigenen Bedürfnisse an das Therapiemanagement ändern.
Gut informiert sein, um Möglichkeiten für sich abzuwägen
Wie gut wir als Menschen mit Diabetes informiert sind, hängt von mehreren Faktoren ab.
Sind unsere Diabetolog*innen und das Praxisteam auf dem neusten Stand? Werden bei den Terminen in der Praxis neue Therapieoptionen vorgestellt oder regelmäßig Infoveranstaltungen und Schulungen für Patient*innen angeboten? Problematisch finde ich, wenn z.B. einzelne Insulinpumpenmodelle mit der Aussage „damit haben wir in der Praxis keine Erfahrung“ gar nicht erst vorgestellt werden und im schlimmsten Fall von Seiten der Praxis sogar eine ablehnende Haltung zu Pumpe X oder Y besteht.
Gut, dass sich immer mehr Leute im Internet selber informieren können. Auf den vielfältigen Plattformen kann man von persönlichen Erfahrungen der Anwender*innen lesen. Soziale Netzwerke bieten Gelegenheit und Raum für Austausch.
Den eigenen Horizont erweitern und sich über Resultate freuen
Wir sind ja oft „Gewohnheitstiere“, das, was wir gut kennen, daran halten wir auch gerne fest. Vor allem, wenn man sich von Veränderungen keinen Vorteil verspricht. So ist es mir bis Herbst letzten Jahres gegangen. Als damalige Anwenderin eines iscCGM-Systems hatte ich nicht im Entferntesten Lust, auf ein rtCGM-System umzusteigen. Von den Vorteilen hatte ich in meiner Diabetespraxis bereits gehört. Aber es lief ja mit dem iscCGM – also warum etwas ändern?
Erst, als ich mich dann nochmal intensiv mit den Möglichkeiten eines rtCGM auseinandergesetzt hatte, fiel meine Entscheidung für den Umstieg. Heute kann ich sagen, dass mir der Blick auf meinen Gewebezucker in Echtzeit nicht nur den ein oder anderen Aha-Effekt beschert hat, sondern mich auch therapietechnisch gut weitergebracht hat.
Gut in Erinnerung geblieben ist mir ein Ereignis während einer Pumpenschulung. Für alle Teilnehmenden an der Schulung war es eine „Auffrischungsschulung“ – also niemand stand am Anfang der Insulinpumpentherapie. Dualer und verzögerter Bolus waren allen bereits bestens bekannt. Zwei Leute hatten allerdings diese Bolusvarianten jahrelang aus Angst und Unsicherheit nie genutzt. Ein salopper Vergleich wäre, wenn man mit dem Fernseher 30 Programme schauen könnte, aber aus Gewohnheit nur 3 Programme nutzt. Am Ende der Schulung nutzten dann beide schließlich auch begeistert alle Möglichkeiten ihrer jeweiligen Insulinpumpe.
Keine Frage des Alters – ob Diabetestechnik zum Einsatz kommen kann
In der Diabetestherapie stehen uns zunehmend mehr technische Hilfsmittel und Anwendungen zur Verfügung. Für wen was in Frage kommt, ist eine individuelle Entscheidung. Sie steht im Zusammenhang mit der persönlichen Grundhaltung des Einzelnen. Für jemanden, der sich nicht vorstellen kann, eine Insulinpumpe zu tragen – wird eine Insulinpumpe nie eine Option sein. Ebenso verhält es sich auch bei der Verwendung von einem iscCGM- oder rtCGM-System oder – noch weitergehend, ob man sich mit dem Loopen beschäftigt. Wie man mit seinem persönlichen Diabetesmanagement umgeht, ist keine Frage des Alters, sondern hängt davon ab, ob einem die Verwendung von Technik grundsätzlich liegt und ob man bereit ist, sich auf Technologie einzulassen.
Mein Fazit: Nur wer alle Optionen kennt und seine eigenen Fähigkeiten richtig einschätzt, kann gute Entscheidungen treffen.
Felicitas hat in ihrer Diabetes-Vergangenheit noch Glaskolbenspritzen kennegelernt, inzwischen ist auch sie mit der neusten Diabetes-Technik ausgestattet. Ihren Weg beschreibt sie in dem Beitrag Aufbruch in die neuen technischen Möglichkeiten der Diabetestherapie
Dein Artikel hat mich ermutigt, einmal kritisch Stellung gegen überflüssige Veränderungen im Falle einer sehr guten Einstellung des Diabetes Typ 1 zu nehmen. Ich bin 75 Jahre alt, Typ 1-Diabetiker seit 62 Jahren, ICT-Selbsteinstellung seit Jahrzehnten mit Basal Levemir/Novo und Bolus Lilly/Humalog (jeweils 26 Einheiten pro Tag). BMI = 25, HbA1c = 5,9. Warum so gut? Sport, viel vegetarisches Essen, Nichtraucher, 7 Stunden Schlaf. Mein Doktor und ich könnten also sehr zufrieden sein mit den Ergebnissen. Nun aber hat der Arzt auf Weisung der Kassenärztlichen Vereinigung angeordnet, mein Bolus-Insulin zu wechseln. Von Humalog auf Sanofi. Warum? Sanofi ist geringfügig billiger als Humalog. Folge also: zwei neue Pens (zudem sehr unhandlich) und das neue Insulin von der Apotheke. Und daraus entstehen nun extrem viele Probleme. Das neue Insulin wirkt wesentlich schneller (man muss sofort nach dem Spritzen essen), hält in seiner Wirkung allerdings nicht lange vor. Ein typischer „Berg“ also mit hoher Spitze und steilem Abfall. Der Insulin-Bedarf ist enorm gestiegen, kleine Zwischengaben des Sanofi (wie beim Humalog) wirken im Falle von Zuckeranstieg zwischen den Mahlzeiten gar nicht. Der Morgenzucker (bisher etwa bei 100) ist auf 180 angestiegen. Das Körpergewicht ist höher, da ich mich nicht mehr zu viel bewegen möchte und eine Unterzuckerung befürchte. Frage: Arzt und oder Krankenkasse wechseln?
Hallo Hajo, was Du beschreibst ist keine Therapieverbesserung aufgrund neuer Möglichkeiten. Hier spielen wirtschaftliche Interessen Deiner Krankenkasse eine Rolle. Dagegen muss man sich wehren. Es kann nicht sein, dass Rabattverträge von Krankenkassen über Therapieänderungen entscheiden, die so gravierende Folgen haben. Da müsste Dich doch Dein Diabetologe unterstützen, dass die Kasse weiterhin das Original Humalog statt dem Humalog Biosimilar von Sanofi bezahlt. Auf jeden Fall würde ich mir das auch schriftlich von Deiner Krankenkasse geben lassen, dass die das Original Humalog nicht mehr bezahlen. Über einen Krankenkassenwechsel würde ich an Deiner Stelle mal nachdenken. Falls Dein Arzt Dich jetzt nicht unterstützt, wäre ein Arztwechsel evtl. auch gut. Aber das kannst nur Du für Dich ganz alleine entscheiden. Ich wünsche Dir alles Gute ! Viele Grüße Susanne
Hallo Hajo, was Du beschreibst ist keine Therapieverbesserung aufgrund neuer Möglichkeiten. Hier spielen wirtschaftliche Interessen Deiner Krankenkasse eine Rolle. Dagegen muss man sich wehren. Es kann nicht sein, dass Rabattverträge von Krankenkassen über Therapieänderungen entscheiden, die so gravierende Folgen haben. Da müsste Dich doch Dein Diabetologe unterstützen, dass die Kasse weiterhin das Original Humalog statt dem Humalog Biosimilar von Sanofi bezahlt. Auf jeden Fall würde ich mir das auch schriftlich von Deiner Krankenkasse geben lassen, dass die das Original Humalog nicht mehr bezahlen. Über einen Krankenkassenwechsel würde ich an Deiner Stelle mal nachdenken. Falls Dein Arzt Dich jetzt nicht unterstützt, wäre ein Arztwechsel evtl. auch gut. Aber das kannst nur Du für Dich ganz alleine entscheiden. Ich wünsche Dir alles Gute ! Viele Grüße Susanne