Ein Senior radelt seinem Diabetes davon

Vor einigen Jahren bekam Heikes Nachbar die Diagnose Typ-2-Diabetes. Da sie selbst mit Typ-1-Diabetes lebt, wollte sie gerne mehr über seine Geschichte und seinen Umgang mit der Erkrankung erfahren und hat ihn interviewt.

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Unser aktuelles Monatsthema lautet „So wie die die Hormone, so der Diabetes!?“ So las ich bis jetzt vorwiegend Geschichten über Frauen und ihren Diabetes (den Podcast von Lisa Schütte und Michael Krauser ausgenommen). Als neugieriger Mensch und Diabetikerin interessiert mich auch die männliche Seite des Diabetes. Ich kenne einen sportlichen, älteren Herrn – Erwin – in meiner Nachbarschaft, den ich zum Thema Diabetes ausgefragt habe.

Erwin ist ein 63 Jahre alter, sehr lebenslustiger und aktiver Pensionist. Ich habe ihn beim Spazierengehen mit seinem Leihhund kennengelernt. Sein Hund Demi und mein Hund (Daphne, mein Diabetiker-Warnhund) wollten unbedingt miteinander spielen und so kamen wir beide ins Gespräch, eben auch zum Thema Diabetes. Vor ungefähr zwei Jahren verlor Erwin 10 kg an Gewicht, hatte dabei großen Durst und war beständig müde und schlapp. Was meint ihr? Ein typischer Hinweis auf einen Diabetes. Nach diesen Hinweisen ging Erwin zu seinem Hausarzt und ließ sein Blut untersuchen. Sein Blutzuckerwert betrug damals 425 mg/dl (23,6 mmol/l). Die Diagnose Typ-2-Diabetes wurde sofort gestellt und Erwin in die Klinik eingewiesen.

Wie entstand sein Typ-2-Diabetes?

Erwin erklärt sich die Entstehung seines Diabetes so, dass er mit Ende 30 seinen intensiven Fußballsport mit 2 bis 3 Mal Training pro Woche aus beruflichen Gründen aufgegeben hatte. Er war später viel mit seinem LKW unterwegs, was viel Sitzen, wenig Bewegung, ungesunde Ernährung und ein Mehr an Kilos bedeutete.

Diabetes? Nein, nicht mit mir!

In der Klinik lag Erwin 5 Tage stationär, bekam Infusionen und eine Diätschulung. Dort wies man ihn auf seinen hohen Zuckerkonsum hin. Denn Erwin trank damals mehrere Tassen Kaffee mit Milch und Zucker täglich. Aus der Klinik wurde Erwin mit zwei Mal täglich Insulinspritzen entlassen.

Der Klinikaufenthalt und die Diagnose Diabetes hatten ihre Spuren hinterlassen. Und Spritzen wollte er sich auf keinen Fall! Also stellte er radikal seine Ernährung um und trank seinen Kaffee von nun ab nur noch schwarz ohne Zucker. Er verzichtete weitgehend auf Süßigkeiten. Seine Hauptmahlzeit verlegt er auf das Mittagessen vor und am Abend gab es nur noch eine Kleinigkeit.

Bunte und gesunde Vielfalt auf dem Teller

Bei Erwin gibt es seit seiner Diagnose Typ-2-Diabetes viel Gemüse und nur noch ein bis zwei Mal die Woche Fleisch auf dem Teller. Wenn es Fleisch gibt, muss es etwas Besonderes sein. Erwin besitzt zudem auf dem Land ein kleines Häuschen mit einem Garten, wo er selbst Gemüse anbaut. Sein neuestes Vorhaben ist der Bau eines geodätischen Doms, in dem er einheimisches Bio-Gemüse ernten kann. Die Bewässerung soll zukünftig automatisch über Sensoren erfolgen. (s. https://www.vielfaltsgarten.de/index.php/ueber-uns/unser-garten/21-geodom).

Quelle: Erwin Person

Training mit dem Drahtesel „old fashioned style“

Erwin begann mit Beginn seiner Diabeteskarriere, mit seinem Fahrrad zu trainieren. Auf meine Frage, warum er nicht mit einem E-Bike trainiert: „Mit dem E-Bike zu fahren, ist doch kein richtiges Fahrradfahren! Wenn ich richtig trainieren will, muss ich schon richtig in die Pedale treten …“ Erwin suchte sich kleine Teilstrecken aus, die er regelmäßig erweiterte. Jede Woche wurde eine kurze Teilstrecke weiter gefahren. Unterwegs gab es gegen eine „Hypo“ ein Stück Obst, aber ansonsten nur Wasser gegen den Durst. Die Kondition von Erwin verbesserte sich wöchentlich.

Erwin hat dem Diabetes ins Gesicht geschaut!

Zwei Jahre nach der Diabetesdiagnose zeichnet sich ein neues Bild von Erwin ab. Er hat sein verlorenes Gewicht beibehalten und muss sich nun nicht mehr spritzen. Erwin nimmt für den Diabetes lediglich früh und abends seine Metformin-Tabletten.

Quelle: Heike Marth

Und jetzt im Frühling werden wieder neue Fahrradstrecken in Angriff genommen.

Diese Geschichte zeigt, dass es im Großen und Ganzen egal ist, ob ich als Mann oder Frau Diabetes habe, ob ich jung oder alt bin. Viel wichtiger ist es, sich aktiv mit seinem Körper und seiner Gesundheit auseinanderzusetzen. Diese Geschichte von Erwin gibt euch vielleicht Anregungen, selbst aktiv zu werden.


Ein weiteres Interview von Heike findet ihr hier: Adolf Weidner und ein pankreopriver Diabetes Typ 3

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