Langsamer Fahrerwechsel: Zwischenstand beim Ausprobieren des mylife Loops

Mirjam probiert gerade den mylife Loop aus. Hier zieht sie eine Zwischenbilanz nach den ersten zwei Wochen Diabetes-Management mit Loop.

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Die ersten zwei Wochen sind vorbei und sowohl mein Alltag als auch mein Zucker waren wie das Wetter: wechselhaft. Von Hochsommer bis verregneter Frühherbst war alles dabei. Und wer musste damit klarkommen? Der arme mylife Loop! Kam er aber, sogar ziemlich gut, und auch wenn ich gerade noch alles kritisch beäuge, nimmt er mir schon ganz schön Arbeit ab.

Recap: meine Erwartungen vor dem Start

Ich war mit großen Erwartungen gestartet: endlich mal nicht über die genaue Insulindosierung nachdenken müssen, endlich mal den Diabetes auf den Rücksitz oder vielleicht sogar in den Kofferraum packen, statt ihn ständig auf dem Beifahrersitz neben mir zu haben, von wo aus er auch noch ab und an ins Lenkrad greift. Eine schöne Vorstellung, oder?

Fahrerwechsel: Der Algorithmus übernimmt das Diabetes-Management

Wobei, eigentlich ist ja das Bild, dass normalerweise man selbst am Steuer sitzt und wenn ein Loop läuft, der Loop zum Fahrer wird. Also eigentlich eine komplette Verschiebung: Der Diabetes kommt auf die Rückbank oder in den Kofferraum (ganz los wird man ihn eben nicht), man selbst wandert langsam vom Fahrer- auf den Beifahrer-Sitz, und der Algorithmus darf ans Steuer und damit das Diabetes-Management übernehmen.

Meine Ansprüche als Beifahrerin

Um im Bild zu bleiben: ich bin eine ganz schön anspruchsvolle Beifahrerin. Der Algorithmus soll möglichst immer auf der Fahrbahn, also im Zielbereich bleiben und auch nicht zu viele Schlangenlinien fabrizieren. Da bin ich perfektionistisch. Klar ist aber auch, dass der Algorithmus Zeit braucht, um zu lernen. Bei mir hat’s ja auch mehr als zwei Jahrzehnte gedauert, bis ich den Dreh wirklich raus hatte.

Der mylife Loop lernt beim Live-Diabetes-Management

Der mylife Loop legt sofort los – er braucht zum Start nur den durchschnittlichen Tages-Insulin-Bedarf der letzten Woche(n) und das Gewicht. Außerdem müssen die Korrektur- und Kohlenhydrat-Faktoren hinterlegt sein, und damit beim Umschalten in den manuellen Modus nichts schiefgeht, müssen die beiden im System möglichen Basalraten einprogrammiert werden. Das heißt, ich konnte den Loop sofort einschalten, nachdem ich diese Hintergrund-Infos eingegeben hatte. Lernen musste er dann live, so wie jeder Mensch mit Diabetes.

Die allerersten Tage

In den ersten Tagen mussten wir beide ganz schön kämpfen, der Algorithmus und ich. Die Nächte liefen fast durchgehend gut, aber Mahlzeiten waren schwierig. Ich esse relativ wenige Kohlenhydrate (in den letzten Jahren nur etwa 30-60 g pro Tag) und dafür verhältnismäßig viel Fett und Eiweiß. Damit habe ich, wenn ich meinen Diabetes selbst manage, ziemlich ruhige Glukoseverläufe und selten Werte über 140 mg/dl (7,8 mmol/l) nach dem Essen.

Frühstück und Mittagessen jeweils mit einer Kombination aus Mahlzeiten-Bolus und „langsam resorbierbare Mahlzeit” der erste Anstieg durch die Kohlenhydrate wird gut abgefangen, gegen das Eiweiß kommt der mylife Loop dann nicht mehr an. Um 17 Uhr habe ich die Nerven verloren und korrigiert, was dann in eine „Hypo“ gegen 19 Uhr mündete. Zum Glück gab es genau zum passenden Zeitpunkt ein leckeres Abendessen 😊 Quelle: Mirjam Eiswirth

Mahlzeiten mit viel Fett und Eiweiß mit dem Loop

Wie deckt man solche Mahlzeiten mit viel Fett und Eiweiß gut mit dem Loop ab? Man lässt ihn lernen! In den ersten Tagen gab ich einen Mini-Bolus für die wenigen Kohlenhydrate, die in meiner Mahlzeit enthalten waren, und gab dem mylife Loop zusätzlich die Info, dass da noch eine „langsam resorbierbare Mahlzeit“ kommt. Das war aber noch nicht die ideale Lösung; mein Zucker stieg nach den Mahlzeiten langsam, aber stetig auf 180 bis 220 mg/dl (10,0 bis 12,0 mmol/l), brauchte mehrere Stunden, um wieder unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l) zu sinken, und an vielen Stellen verlor ich irgendwann die Nerven und korrigierte doch – was mich dann in Richtung „Hypo“ beförderte. Ist halt schlecht, wenn zwei Leute steuern wollen und sich nicht einig sind.

Der Durchbruch: Bolus plus „Snack“

Nach einer knappen Woche kam dann der Durchbruch: ein kleiner Essensbolus für die Kohlenhydrate, dann eine Fett-Eiweiß-Info als „Snack“. Plötzlich konnte ich dem mylife Loop täglich beim Lernen zusehen, mittlerweile sind selbst meine morgendlichen postprandialen Glukosewerte meist unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l). Wenn die Werte jetzt höher steigen, habe ich eine Idee, warum – ich habe mich bei den Kohlenhydraten oder bei der Gesamtmenge meiner Mahlzeit verschätzt, oder mir schießen Hormone quer. An Tag 12 hatte ich eine Time in Range von 98% und einen durchschnittlichen Glukosewert von 105 mg/dl (6,0 mmol/l) – traumhaft!



Ein ziemlich perfekter Tag – abends gab es dann nochmal Knabbereien, die trotz Bolus den Zucker haben steigen lassen; vermutlich habe ich mich einfach verschätzt. Der mylife Loop hat über Nacht aber alles wieder super reguliert. Quelle: Mirjam Eiswirth

Die nächste Herausforderung: Sport

Woran ich jetzt noch arbeite, ist Sport mit dem mylife Loop, denn dank einer Erkältung war ich in den ersten Tagen höchstens spazieren. Meine ersten Experimente mit Sport nach dem Essen haben mich trotz eines reduzierten Bolus und des Einsatzes der „Ease-Off“-Funktion in „Hypos“ geführt (beziehungsweise morgens in hartnäckig hohe Werte), aber Sport im nüchternen Zustand sollte eigentlich sehr gut klappen – dazu dann später auch hier mehr 😊.



Spaziergang nach dem Mittagessen: Hier hätte ich den „Ease-Off“-Modus schon früher starten und den Mittagessens-Bolus noch stärker reduzieren müssen. Quelle: Mirjam Eiswirth



Frühstück gefolgt von 30 Minuten auf dem Crosstrainer – hier hätte ich deutlich mehr Insulin gebraucht und der mylife Loop hat ganz schön mit dem Anstieg des Glukosewerts nach dem Sport kämpfen müssen. Quelle: Mirjam Eiswirth

Bisher bin ich insgesamt sehr positiv beeindruckt – die ersten Tage waren eine Herausforderung, und die Verantwortung an den Algorithmus abzugeben, ist nicht immer einfach, aber die Ergebnisse sprechen für sich!


Mirjam hat bereits von ihren ersten Fahrversuchen mit dem mylife-Loop berichtet. Hier kommt ihr zu Teil 1 von Mirjams Erfahrungsbericht!

5 Kommentare zu “Langsamer Fahrerwechsel: Zwischenstand beim Ausprobieren des mylife Loops

  1. Spannend- Danke für die Rückmeldung !
    Bei mir läuft gerade das Genehmigungsverfahren bei der Kasse. Ich hoffe mal, dass ich bald einen positiven Bescheid bekomme und dann auch mit dem Ypsopump Loop starten kann.
    Bin neugierig wie Deine weiteren Erfahrungen dann sind .
    Herzliche Grüße Barbara

  2. Hallo Mirjam, das sieht doch richtig gut aus. Ich benutze seit 3 Monaten auch Cam APS FX, aber mit der Dana i und bin auch begeistert. ( TIR über 3 Monate > 91% ).
    Für Sport solltest du den persönlichen Zielwert ein ganzes Stück höher stellen und Ease-off verwenden. Da funktionieren 50 km Radfahren oder 2-4 Stunden Holzhacken u. ä. erstaunlich gut. Für mich läuft zur Zeit noch der Kampf um die Kostenübernahme von Cam APS FX ( Beihilfe + private Zusatzversicherung).

  3. Hallo,
    Eine etwas andere Frage…
    Wie gehst du mit dem Handy um?
    Ich schaffe es nicht, es ständig bei mir zu tragen und in Reichweite der App zu bleiben.
    Infolgedessen reißt der Kontakt zur App vorübergehend, gibt Alarm und ich bin gestresst.
    Hast du einen Tipp? Wie empfindest du die permanente Aufsicht auf das Handy?
    Liebe Grüße
    Imke

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