Diabetes-Momente zwischen Kampf & Liebe – erste Tage mit meiner Pumpine (Teil #1)

Katharina hat seit kurzer Zeit eine Insulinpumpe – schön und gut. Welche Probleme sich im Leben mit einer Pumpe ergeben und in welche Situationen sie geraten ist, erzählt sie euch in diesem Mehrteiler.

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Der Entschluss, eine Insulinpumpe zu tragen, die Wahl des Pumpenmodells, der Antrag bei der Krankenkasse, die Lieferung und Einweisung in das Pumpensystem und das Anlegen des ersten Katheters – das alles verlief bei mir problemlos, was gibt es da also zu berichten? Mehr, als sich die Penner unter uns wahrscheinlich vorstellen können.

Ich bin ein Kontrollfreak

Ich bin ein Kontrollfreak. Ich will wissen, was wann wie abläuft. Das klappte bei den ersten Schritten auf dem Weg zur Pumperin ganz gut: Ich habe entschieden, wann der Zeitpunkt für eine Pumpe gekommen war – und zwar erst 1½ Jahre nach dem Probetragen der Accu-Chek   und des mylife OmniPods. Ich wog die Vor- und Nachteile verschiedener Pumpenmodelle ab und entschied mich letztendlich für die Accu-Chek Insight, vor allem wegen der vorbefüllten Ampullen und des modernen Designs. Und der Antrag bei der Krankenkasse hätte im schlimmsten Fall abgelehnt werden können. Alles kalkulierbar. Doch dann war es vor 6 Tagen so weit und die Vertreterin des Pumpenherstellers kam vorbei und ich hatte keine genaue Vorstellung davon, wie der Termin ablaufen würde. In meiner Welt der erste Anlass zur Panik – weitere Gründe ergaben sich am ersten Abend mit Pumpe, durch das Gefühl, einem kleinen, batteriebetriebenen Gerät mein Leben anvertrauen zu müssen.

Ausgestattet mit 2,5 Kilogramm Lesestoff

Foto 1

Die Vertreterin war eine freie Diabetesberaterin, die die ganzen Pumpen-Einweisungen für Patienten der Praxis macht, in der ich behandelt werde. Ich hatte vorher keine Idee davon, was für eine Person da kommen würde, und stellte es mir sehr sachlich vor. In etwas über einer Stunde redeten wir dann aber nicht nur über die Pumpen-Fakten, die Grundeinstellungen des Systems und allgemeinen Diabetes-Kram, sondern auch über den Blog und… Katzen – wie sollte es bei mir auch anders sein. Foto 2 Zusammen mit der Insulinpumpe und dem dazugehörigen Diabetes Manager (Fernbedienung) bekam ich in einem riesigen Karton 2 Katheter, 2 Schlauch-Adapter, 2 Batterien mit Batteriefachabdeckungen für die Pumpe, ein Ladegerät für den Diabetes Manager, eine Setzhilfe für den Katheter, passende Teststreifen, mit denen am Diabetes Manager auch Blutzucker gemessen werden kann, eine Stechhilfe und eine Halterung mit Clip, um die Pumpe beispielsweise am Hosenbund befestigen zu können. Und zu alldem knapp 2,5 Kilogramm Lesestoff. So viel zum Auspacken gibt es nicht einmal an Weihnachten. Aus der Apotheke hatte ich bereits das passende Insulin, Desinfektionsspray und weitere Katheter erhalten.

„Mit meiner Pumpe und mir läuft’s nicht im Bett“

Den Termin zum Anlegen des Pumpensystems hatte ich am nächsten Vormittag. Tatsächlich gab es dort nur noch wenig zu klären, da die Vertreterin mit mir bereits das Insulin und die Batterie eingelegt, die Basal- und Bolus-Daten eingestellt und das Benutzen der Katheter-Setzhilfe geübt hatte. Am Morgen vor dem Termin durfte ich kein Basalinsulin mehr spritzen, dennoch warnte mich meine Diabetesberaterin vor Hypoglykämien, da die Insulinabgabe nun in einem anderen Rhythmus erfolgt, als mein Körper es gewöhnt war. Tagsüber trug ich meine – inzwischen auf „Pumpine“ getaufte – Pumpe im BH, dort merkte ich sie bald nicht mehr und auch die Blutzuckerwerte waren ganz in Ordnung. Aber dann kam der Abend und neben der angekündigten Hypo ergab sich später ein weiteres Problem: Der Stoff meiner Schlaf-Kleidung war zu dünn, um die Pumpe dranzuklemmen, aber ich schlafe auch zu unruhig, um sie einfach neben mich zu legen. An diesem Punkt war ich damals beim Probetragen auch schon. Letztendlich habe ich mir die Pumpe mit Kinesiotape am Bauch festgeklebt – das ging besser als gedacht. Dennoch war die erste Nacht nicht gerade schön. Ab dem Moment an, in dem ich im Bett lag, fühlte ich mich nicht mehr frei. Ich merkte die Pumpe viel mehr als tagsüber und das war nicht schön. Ich wollte es als Hilfsmittel – wie vielleicht ein Hörgerät – sehen. Doch es war plötzlich viel mehr. Es war ein Marker fürs Krank-Sein. Und dazu noch etwas, von dem in gewisser Weise mein Leben abhängt. Ich konnte kaum schlafen, wachte in der Nacht mit einem Wert >300 mg/dl (>16,7 mmol/l) auf und war mir sicher: Mit meiner Pumpe und mir läuft’s nicht im Bett. Was ich unternommen habe, um mich nachts besser zu fühlen, und was die folgenden Einstellungs-Termine veränderten, lest ihr bald! → Die anderen Beiträge dieser Reihe findet ihr hier: Teil #1Teil #2Teil #3Teil #4Teil #5.1Teil #5,2 und Teil #6 

6 Kommentare zu “Diabetes-Momente zwischen Kampf & Liebe – erste Tage mit meiner Pumpine (Teil #1)

  1. Hallo Katharina, ich trage jetzt schon seit 30 Jahren eine Insulinpumpe. Sicherlich ist das am Anfang Gewöhnungsbedürftig. Die Hersteller haben extra dafür einen Tragegurt entwickelt und damit geht es perfekt. Einfach ausprobieren und du wirst merken, dass man sich Nachts an die Pumpe gewöhnt. Ich merke meine Pumpe garnicht mehr. Gruß Christoph

  2. Hey!
    Ich habe die Insight auch erst knapp einen Monat.
    Mein schlimmstes Problem war das Katheter setzten, weil ich so Angst hatte.
    Nachts lief es anfangs prima, die Pumpe lag immer neben mir.
    Irgendwann hat dein mein Freund oder mein Hund unterm schlafen die Pumpe ausm Bett geworfen.
    Ich hab aie jetzt immer in der BH Tasche der Combo innen am Hosenbund.
    Da stört sie mich nicht.

    Bin gespannt wie du das Problem gelöst hast.

    Meine größte Sorge war ja, dass mich mein Freund nicht mehr “sexy“ findet mit den Katheter im Bauch.
    Zum Glück sieht er das anders 😉

    Für Singles stell ich mir es trotzdem etwas schwerer vor jemand kennen zu lernen und die Situation vom ersten Mal erzählen oder zeigen.

    Lg

  3. Hi,

    ich trage die Accu-Chek Insight nun seit Juli letzten Jahres. Meine BZ-Werte haben sich meiner Meinung nach stark verbessert. Zumindest tagsüber. Morgens wache ich dennoch häufig mit zu hohen BZ-Werten auf. Aber das führe ich auch ungenaue KE-Berechnungen am Abend und zu viel Insulin zurück, was mich dann nachts in den Keller treibt und morgens ins gegenregulatorische Hoch katapultiert.
    Dass die Insulinpumpe die Diabetes-Therapie erleichtern soll, kann ich nur zur Hälfte unterschreiben. Die BZ-Werte sind besser, das stimmt – und darauf kommt es ja letzten Endes eigentlich auch an – aber das Drumherum ist zu einem häufig störenden Mehraufwand verkommen … Alle zwei Tage den Katheter wechseln, das häufigere Wechseln der Insulinampullen aufgrund deren kleinerer Füllmenge, die langen Lade- und Rechenzeiten des Accu-Check und STÄNDIG an der Pumpe zu hängen. Du hast ganz recht, man fühlt sich damit nicht mehr wirklich frei und nachts finde ich es auch mitunter sehr ungemütlich. Man kann nicht im Bett liegen wie man möchte und auch wenn man mit dem Partner gemeinsam im Bett liegt, ist die Pumpe doch irgendwie immer zwischen einem.
    Da ich die Pumpe nun schon seit fast einem Jahr trage und somit auch meine ersten Erfahrungen im Schwimmbad, am Badesee im Sommer, beim Snowboarden oder beim gelegentlichen Sauna-Besuch gemacht. Gerade das Thema Wasser und Schwimmen ist immer schwierig – ankoppeln, abkoppeln, öffentlich sichtbar tragen und die Blicke der anderen spüren – angenehm ist anders. Manchmal würde ich mir ein Zwischending wünschen: die BZ-Werte der Pumpentherapie aber das durch den Pen, nur geht das leider nicht. Von daher versuche ich, zuerst an die Gesundheit zu denken und meine Eitelkeit und Bequemlichkeit hintenan zu stellen.

    Liebe Grüße!

    1. Hsllo Christopher…
      ich benutze im Schwimmbad den Bolusrechner des Insight-Systems, spritze dann aber mit Pen bzw. Einwegspritzen den Bolus. Kann man dem System ja sagen 🙂
      Zusätzlich spritze ich die Basis dann auch manuell. Das funktioniert bei mir gut!
      LG Bianca

      PS: ich trage Insulinpumpe seit 14 Jahren…

  4. Hallo Du, ich trage seit zwei Wochen den Pod der Omnipod. Meine erste Insulinpumpe. Ich wollte unbedingt eine schlauchlose, weil ich Angst davor habe, mir selbst den Schlauch abzuklemmen, rauszureißen oder dass mein Hund daran hängen bleibt. Mit dem Pod bin ich zufrieden. Ich merke ihn gar nicht, weder am Arm noch am Bauch. Allerdings muss man sich auf fragende Blicke einstellen, wenn man den Pod am Arm trägt. Dann erkläre ich, was das ist. Und höre solche Sätze wie “ach ich wusste garnicht, dass du so schlimm Zucker hast. Meine Oma hat das auch.” Mir kräuseln sich dann zwar immer die Zehnägel, aber ich leiste erstmal Aufklärungsarbeit. Das geht sicher den meisten von uns Einsern so.

    Herzliche Grüße
    Ines

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