Geschichten aus dem Reiseleben – die erste Freizeit mit Insulinpumpe

In Mirjams Jugend spielte die alljährliche Sommer-Freizeit in der Villa Kunterbunt in Trier eine besondere Rolle. Heute erinnert sie sich an besondere Erlebnisse aus der Zeit.

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Sommer, Sonne, Ferienzeit! Inspiriert von der Blood Sugar Lounge schwelge ich in meinen Reise-Erinnerungen, natürlich besonders denen, die irgendwie mit Diabetes zu tun haben. Mehrere Jahre in Folge war eins der Highlights meines Sommers die „Villa-Freizeit“. Die Villa Kunterbunt in Trier ist ein Nachsorge-Zentrum für krebs-, chronisch und schwerstkranke Kinder und deren Familien, das zum Mutterhaus der Borromäerinnen gehört. Hier gibt es ganzheitliche Therapie-Angebote für Kinder und Jugendliche, die zum Beispiel Diabetes oder Mukoviszidose haben, die eine Krebstherapie mitmachen oder mitgemacht haben oder mit anderen chronischen Erkrankungen leben.
Quelle: http://www.villa-kunterbunt-trier.de/

Gut betreut, ohne sich „betreut“ zu fühlen

Die Freizeiten waren ein typischer Sommerfreizeit-Mix aus sportlichen Aktivitäten und gruppendynamischen Spielen, an Bord ein Team von Mediziner:innen, Ergo- und Physiotherapeut:innen und Sozialpädagog:innen. Im Rückblick finde ich es wahnsinnig beeindruckend, wie alle Teilnehmenden medizinisch super betreut waren, ohne dass die Krankheiten in irgendeiner Form im Vordergrund standen.

Eine Zeit, in der Pumpen noch Spezialbatterien brauchten

Doch zurück zu meiner Erinnerung. Wir reisen zurück in eine Zeit, in der es noch Pumpen gab, die ganz spezielle Batterien brauchten, „Power Packs“, die es nirgendwo im Supermarkt zu kaufen gab und die auch die Apothekerin erst bestellen musste. Also so ein Bauteil aus der Diabetes-Kiste, das man unbedingt immer am Start haben sollte, weil die Batterie auch relativ bald gewechselt werden muss, wenn die Pumpe sich meldet und sagt „Batterie schwach“.
Quelle: Pixabay

Zum ersten Mal mit Pumpe bei der Freizeit

Ich war also bei meiner Lieblingsfreizeit, das erste Jahr mit Pumpe (und nach einer kurzen Klassenfahrt auch erst die zweite Reise mit Pumpe). Ich hatte meine Tasche selbst gepackt, stolz den doppelten Vorrat an Insulin, Teststreifen, Sets, Reservoirs und Klebepflastern berechnet und genug Traubenzucker und andere „Hypo“-Helfer mitgenommen. Alles super, genug Vorrat zum Teilen, falls noch jemand mit der gleichen Pumpe dabei ist. Dessen war ich mir sicher – bis am dritten Tag von sieben meine Pumpe die Meldung gab „Batterie schwach, bitte bald wechseln“. Ich durchsuchte meine Vorräte, in der festen Überzeugung, auch Batterien eingepackt zu haben, doch nichts. Leider war ich auch die einzige Teilnehmerin mit dieser Pumpe. Also konnte ich weder wen anders fragen, noch gab die Reiseapotheke des Teams einen Ersatz her, so ein Power Pack war einfach zu speziell.

Schreckens-Szenarien

Vor meinem inneren Auge spielten sich gleich mehrere Szenen auf einmal ab: Ich musste für die letzten drei Tage auf Spritzen umsteigen, weil so eine Pumpe ohne Stromversorgung ja nun nicht mehr viel nützt. Ich könnte morgen nicht mit Kanufahren, meine liebste Aktivität der ganzen Woche, weil wir Apotheken abklappern würden, um ein Power Pack zu finden. Meine Pumpe würde schon in der Nacht ausgehen und ich würde ohne Insulin aufwachen.
Quelle: Pixabay

Die rettende Idee

In meinem Frust und meiner Verzweiflung konnte ich gar nicht mehr klar denken. Einige Minuten später (die sich aber eher wie Stunden anfühlten) fand mich meine beste Freizeit-Freundin aufgelöst auf dem Jugendherbergs-Bett sitzen. „Können deine Eltern dir kein Power Pack bringen?“, stellte sie die naheliegende – und rettende – Frage. Diese Möglichkeit hatte ich bisher völlig ausgeblendet. So weit weg wohnten wir gar nicht, aber ich wollte meine Eltern doch nicht wegen meiner Vergesslichkeit hin- und herfahren lassen. Okay, und vielleicht wollte ich vor allem meine Vergesslichkeit nicht zugeben. Ich war doch so stolz gewesen, gleich als Pumpen-Neuling alles selbst gemacht und vermeintlich nichts übersehen zu haben.

Endlich aufs Wasser!

Doch eine bessere Lösung gab es wirklich nicht, und so kamen meine Eltern am nächsten Morgen mit dem rettenden Power Pack zum See. Das Beste: Nicht nur ich konnte im Kajak mit aufs Wasser, sondern auch meine Eltern nahmen sich einen Kanadier und paddelten mit uns über den See!
Quelle: Pixabay
Oh, das erinnert mich an ein anderes Erlebnis… Kajaks, Wasser, und Pumpen, die nur bis einen Meter Tiefe wasserdicht sind. Aber das ist eine andere Geschichte 😊 Was sind eure Freizeit- und Sommer-Erfahrungen? Habt ihr selbst schon mal Diabetes-Freizeiten mitgemacht, oder auch Freizeiten ohne andere Diabetiker:innen, und was habt ihr da so erlebt?
Mein erstes Mal Camp D – einfach beeindruckend! – Diabetes-Freizeiten sind etwas ganz Besonderes, das weiß auch Basti!

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