FreeStyle Libre 3: sechs Fragen an Abbott

Laura Karasek Freestyle Libre

Wie läuft es mit dem FreeStyle Libre 3? Wird es den Libre 1 und 2 auch weiterhin geben? Und was hat es mit dem aktuellen Patentstreit mit Dexcom auf sich? Abbott hat Susannes Fragen schriftlich beantwortet.

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Nun ist der FreeStyle Libre 3 von Abbott bereits seit einiger Zeit auf dem Markt. Antje hat schon im vergangenen Jahr auf der Blood Sugar Lounge von ihren Eindrücken berichtet. Höchste Zeit, Abbott nach den bisherigen Erfahrungen und der Zukunft von Libre 1 und Libre 2 zu befragen. Das Unternehmen wollte kein telefonisches Interview führen und hat stattdessen schriftlich auf meine Fragen geantwortet:

Welches Feedback hat Abbott zum FreeStyle Libre 3 erreicht?
Abbott:
Das Feedback, das uns erreicht hat, ist sehr positiv. Besonders die Größe des Sensors sorgt für Begeisterung. Aber die Nutzer schätzen auch die Genauigkeit der gemessenen Werte und, dass die Handhabung unkompliziert ist, da die Werte jede Minute direkt auf das Smartphone übertragen und 14 Tage gespeichert werden. Scannen ist somit nicht mehr erforderlich, um Messungen zu erhalten. Und das Anbringen des Sensors ist einfach mit dem einteiligen Applikator.

Quelle: © Abbott 2022

Ganz besonders freuen wir uns auch, dass unsere Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit geschätzt werden – ein Thema, das auch bei Diabetes-Influencern diskutiert wird. Der kleinere FreeStyle-Libre-3-Sensor kommt mit 41 Prozent weniger Plastik aus und benötigt 43 Prozent weniger Papier bei der Verpackung – viele bestätigen uns, dass das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist.

Wie reagiert Abbott auf Kritikpunkte wie beispielsweise zu laute oder zu wenig individuell einstellbare Alarme?
Abbott: Die Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit Diabetes waren und sind der Ausgangspunkt unserer Entwicklungsarbeit zum FreeStyle-Libre-System. Damals vor dem Launch 2014 wollten wir ein System auf den Markt bringen, das Menschen mit Diabetes in ihrem Alltag wirklich unterstützt und ihnen Freiheit und Lebensqualität schenkt. Da liegt es in der Natur der Sache, dass wir auch Feedback sehr ernst nehmen.

Oft sind die Aspekte aber sehr vielschichtig und eine einfache Lösung nicht immer möglich. Nehmen wir das Beispiel Alarme. Manche wünschen sich, dass der Alarm leiser und diskreter ist bzw. unterschiedliche Einstellungen möglich sind. Dieser individuelle Wunsch ist absolut nachvollziehbar, deshalb sind unsere Alarme auch optional und können, nach persönlichem Bedarf, ein- und ausgeschaltet werden. Wir müssen uns jedoch vor Augen halten, dass ein Alarm ein Warnsignal ist, das gehört werden muss. Wir nehmen unsere Rolle bei der Vorbeugung von Unterzuckerungen sehr ernst, und deshalb muss eine bestimmte Lautstärke gegeben sein.

Quelle: © Abbott 2022

Unser Ansatz ist es jedoch, das System so einfach wie möglich zu halten, damit möglichst viele Menschen von der innovativen Technik des FreeStyle-Libre-Systems profitieren können. Und das gelingt uns aktuell auch: Wir haben Nutzer in allen Altersklassen und Behandler spielen uns zurück, dass sowohl Kinder als auch Senioren gut damit zurechtkommen.

Wie ist der Status quo hinsichtlich der Tests und der Funktionalität mit verschiedenen Smartphone-Modellen?
Abbott:
Seit Januar 2022 steht die FreeStyle-Libre-3-App für Android- und iOS-Betriebssysteme im Google PlayStore sowie dem Apple App Store zum Download bereit. Auf unserer Website gibt es ergänzend dazu eine Liste aller durch Abbott getesteten Smartphone-Modelle, die mit dem System kompatibel sind. Diese wird ständig erweitert und aktualisiert, aktuell umfasst sie 42 der gängigsten Handymodelle.

Quelle: © Abbott 2022

Was wir aus dem Markt hören, funktioniert die App aber tatsächlich mit den allermeisten Smartphones. Wenn das eigene Handy auf unserer Liste noch nicht aufgeführt ist, funktioniert es sehr wahrscheinlich trotzdem, allenfalls könnten manche Funktionen nicht vollständig unterstützt werden. Im Grunde heißt das nur, dass dieses Smartphone-Modell von uns noch nicht getestet wurde.

Können Sie mir bitte einige Hintergrundinformationen zu dem aktuellen Patentstreit geben, in dem sich Abbott befindet? Werden die Anwender des FreeStyle-Libre-3-Systems aufgrund dieser Patentklage gezwungen sein, auf das FreeStyle-Libre-3-System umzusteigen?
Abbott:
Abbotts erste und höchste Priorität ist es, sicherzustellen, dass Menschen mit Diabetes, die auf unsere FreeStyle-Libre-Produkte angewiesen sind, weiterhin uneingeschränkten Zugang haben. Wir haben bereits einen Plan aufgestellt, um die Kontinuität der Versorgung unabhängig vom Ausgang der Gerichtsverfahren in Deutschland zu gewährleisten, und wir setzen uns derzeit mit allen Patienten, Ärzten und Krankenversicherungen in Verbindung, um sicherzustellen, dass wir unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Kunden einhalten. Dazu gehört auch die Umstellung aller FreeStyle-Libre-2-Nutzer auf unsere neueste Innovation, das FreeStyle-Libre-3-System.

Dexcom hat in Deutschland mehrere Verfahren eingeleitet, in denen Abbott vorgeworfen wird, einige seiner Patente zu verletzen. Wir haben daraufhin unsere eigenen Klagen eingereicht. Abbott ist überzeugt, dass die Klagen von Dexcom unbegründet und die Patente von Dexcom ungültig sind. Das deutsche Rechtssystem ist jedoch insofern einzigartig, dass es ein Urteil über Verletzungsansprüche zulässt, bevor die Gültigkeit der Patente beurteilt wird. Dies bedeutet, dass der Ausgang eines dieser Verfahren möglicherweise bereits im April 2022 Auswirkungen auf die Verfügbarkeit bestimmter Produkte beider Unternehmen in Deutschland haben könnte.

Wird es FreeStyle Libre 1 und FreeStyle Libre 2 auch weiterhin geben?
Abbott: FreeStyle Libre der ersten Generation wird es weiterhin geben. Wir stellen alle FreeStyle-Libre-2-Nutzer auf das FreeStyle-Libre-3-System in Deutschland im Jahr 2022 um.

Wann wird es das separate Lesegerät für den FreeStyle Libre 3 geben? Werden parallele Alarme Smartphone – Lesegerät möglich sein?
Abbott: Das Lesegerät für FreeStyle Libre 3 wird Anfang des dritten Quartals des Jahres auf den Markt kommen. Auch hier hören wir die Wünsche von Menschen mit Diabetes und berücksichtigen diese, wann immer möglich, bereits im Entwicklungsprozess.


Antje hat bereits Erfahrungen mit dem Freestyle Libre 3 gemacht. Hier kommt ihr zu Antjes Produkttest des Diabetes-Gadgets!

8 Kommentare zu “FreeStyle Libre 3: sechs Fragen an Abbott

  1. Es ist angenehm zu erfahren, dass auch Senioren, egal in welchem gesundheitlichen Zustand, sich auf das “Libre-3” freuen dürfen.
    Leider fehlt in dieser hier manifestierten Vorfreude ein Hinweis, welche Vorteile, das System bietet, wenn der Anwender nicht nur Diabetes hat, sondern möglicherweise eine Hör- und Sehschwäche besitzt, die auch infolge der Erkrankung mit dem Diabetes mellitus den Patienten “befallen” hat. Wie weit sind hier die Experten vorangekommen? Da immer mehr Produkte über das System Handy benutzt werden können und auch sollen, wer übernimmt die Kosten für ein derartiges Produkt?
    Die sich immer mehr verbreitende Tendenz, alles nur über ein Mobilfunkgerät zu steuern führt nebenbei auch dazu, bequermer, sprich: “Denkfauler” zu werden. Das muss nicht negativ sein, aber verschlechtern auch die Kommunikation zwischen den Menschen untereinander…

  2. Seit Anfang des Jahres habe ich nun den Freestyle libre 3 Sensor.Das wirklich positive ist dass man kontienuierlich den Blutzuckerwert auf seinem Handy ablesen kann. Ich hatte insgesamt in diesem Jahr nur drei Sensoren die vor Erreichen der regulären Ablaufzeit die Funktion eingestellt haben. Ein großer Nachteil zumindest momentan ist dass man die Werte nur über sein Handy ablesen kann.
    Das Handy benötigt blutooth was die Akkulaufzeit des Gerätes erheblich beeinträchtigt.Am morgen aufgeladen, am Abend fast leer. Einmal habe ich über Nacht blutoth deaktiviert worauf der Sensor dann nach zwei Tagen seine Funktion eingestellt hat. Als Anfrage bei Abott bekam ich natürlich keine Antwort. Vielleicht kommt ja bald das Lesegerät für Freestyle libre 3 auf den Markt weil das mit der Handynutzung nervt mich schon sehr.

  3. Hi Zusammen,
    die oben dargestellte Situation (arkanas) hat sicher verschiedene Ursachen. Ich benutze Libre 2 seit Jahren mit der gepatschten App über Bluetooth problemlos.

    So wie ich die Libre 3 Situation verfolge, hat Freestyle vor allem ein Problem, um seine Nutzer zufrieden zu machen:
    Libre 3 App braucht eine Schnittstelle, um die Messdaten an 3 Applicationen weiterzugeben, wie z.B. xdrip.
    Mit dieser Möglichkeit sind alle weiteren Probleme nur temporär, da es genügend Potential gibt hierfür in kurzer Zeit Lösungen zu generieren. Technisch stellt das kein Problem dar, es wird also aus anderen Gründen von Abbott nicht angefasst. Damit hat Libre 3 für mich keine Zukunft. (Seit Launch in Deutschland zufriedener Libre Nutzen – sehr schade).

  4. Ich versuche seit Tagen einen Menschen(!) bei Abbott zu erreichen. Ich habe seit März 14 Sensoren 3 erhalten, kann sie aber nicht benutzen, weil es immer noch kein Lesegerät gibt (ein entsprechendes Rezept liegt bei Abbott vor), obwohl es auf der Website heißt, dass es Anfang des 3ten Quartals verfügbar sein sollte. Ich bin nicht bereit ein neues und teureres Handy zu kaufen. Ich bin alt und fast immer zu Hause. Mein letzter Sensor 2 ist gerade abgelaufen, und ich kehre ungerne aber notgedrungen zu meinem alten Accu-Chek zurück. Freestyle Libre ist ein gutes Produkt, aber der Service ist sehr schlecht. Haben andere ähnliche Erfahrungen?

  5. Ich nutze den Freestyle Libre 3 seit er bei uns in der Schweiz erhältlich ist. Ich bin sehr zufrieden damit. Nur finde ich es sehr schade, ja sogar ärgerlich, dass Abbott es nicht auf die Reihe kriegt, die App auch für Smartwatches kompatibel zu machen, sprich, mein Wunsch wäre es, den Blutzucker auf meiner Samsung Galaxy Watch 4 angezeigt zu bekommen. Ist dies in der heutigen Zeit zu viel verlangt? Ich denke, dass ich bei Weitem nicht die einzige Diabetikerin bin, die sich dies vom Freestyle Libre 3 Sensor wünscht. Es wäre eine grosse Erleichterung, nicht jedes Mall in einem Geschäftsmeeting das Smartphone herausnehmen zu müssen, wenn man seinen Blutzuckerwert wissen möchte. Jetzt mit dem Freestyle Libre 3, bei welchem das Scannen überflüssig ist, macht dies den Eindruck, als würde man Nachrichten auf dem Smartphone während des Meetings lesen und nicht bloss seinen Blutzucker kontrollieren. Wann darf ich mit einer solch Smartwatch kompatiblen Lösung rechnen?

  6. Hallo Leute
    Ich benutze das Freestyle Libre 3 seit Juni 2022.Mein Handyakku konnte ich meist höchstens 1 Tag nutzen bei Nutzung der App ,ansonsten hielt der Akku 3 Tage aus.
    Mit einem neuen Handy kam Ich auch nicht länger als 2 Tage aus bei Nutzung der Freestyle 3 App wogegen ohne der Freestyle App eine Woche.
    Ärgerlich ist aber das ich keinen Messwert angezeigt bekam wegen Signalverlust obwohl
    ich das Handy bei mir hatte ,nach 1 Stunde habe ich dann einen neuen Sensor gesetzt den ich seither mit dem Lesegerät nutze.
    Fazit: Freestyle Libre 2 hatte mehr Vorteile.

  7. Seit Jahresbeginn 2023 bin ich ( Typ2+Insulin ) Benutzer von Freestyle Libre3.
    Die Messgenauigkeit würde ich als gut bezeichnen. Habe mehrfach die Messwerte mit blutiger Messung verglichen und konnte keine gravierenden Abweichungen feststellen.
    Durch die beliebige Anzahl von Messungen und der Trendanzeige habe ich mein Diabetes jetzt besser im Griff.
    Jetzt zum Negativen. Von den ersten 3 Sensoren hat Keiner die versprochenen 14 Tage durchgehalten. Nach 12,10,11 Tagen wurde kein Sensor mehr erkannt ( Lesegerät ).
    Den 10 Tage Sensor habe ich reklamiert und warte bis heut auf den versprochenen Ersatz.
    Für das Versagen hatte ich eine Vermutung, die mir nach öffnen der Sensoren bestätigt wurde.
    Die für die Energieversorgung eingesetzte Knopfzelle SR716 hatte nur noch 0,5V, war also leer.
    Mir ist unverständlich das ein so hochpreisiges Produkt an einer läppischen Batterie scheitert.
    Nun hoffe ich bei nächsten Lieferung auf bessere Sensoren.

  8. Habe jetzt Freestyle Libre 3 seit Anfang des Jahres in Benutzung. Die Sensoren waren bisher alle gut, die geringeren Abmessungen sind natürlich angenehm. Die jetzt benutzte BlueTooth-Technik (m.E. erzwungen durch die DexCom-Klagen) hat leider Nachteile
    • keine parallele Nutzung von Lesegerät und Handy mehr möglich, also kein Backupgerät mehr auf die Schnelle vorhanden
    • verlasse ich kurz einen Raum, ohne mein Lesegerät/Handy mitzunehmen, erhalte ich beim Zurückkommen erst mal keinen Blutzuckerwert, sondern 30-60 Sekunden Signalverlust, das hat mich schon oft gestört (war beim 2er nicht der Fall!)
    • mein Eindruck: die angezeigten Blutzuckerwerte habe größere Schwankungen als beim LIbre 2, wo nur jede Minute ein Wert ermittelt werden konnte, das muss bei den Reaktionen berücksichtigt werden

    Ich nutze deutlich lieber ein Lesegerät als mein Handy, außerdem ist mein Handy nicht kompatibel (auch schon etwas älter). Aber das 3er Lesegerät hat einige Nachteile gegenüber dem 2er
    • keine individuellen Notizen beim Lesegerät mehr möglich, da ich möglichst sauber protokollieren will, geht mir das ab
    • nur beim erstmaligen Zeigen eines aktuellen Blutzuckerwertes kann ich eine Notiz anbringen, später geht nicht mehr – dafür gibt es m.E. keinen technischen Grund und das war beim 2er auch nicht der Fall

    Ganz komisch ist folgendes Fehlverhalten beim 3er: Die Protokollierung jedes Alarms wird mit einer falschen Zeit versehen, nämlich aktuelle Zeit plus eine Stunde. Diese Verhalten hatte ich bei meinem ersten 3er Lesegerät nach der Zeitumstellen auf Sommerzeit. Ich habe das reklamiert und bekam ein neues Lesegerät. Das hatte aber von Anfang an dieses Fehlverhalten! Ich habe bei Abbott moniert, das sei wohl ein Rückläufergerät und habe tatsächlich ein weiteres Mal eine Neues bekommen. Und das hat den Fehler auch! Kennt ihr das? Ist das ein genereller Fehler des Lesegeräts? Abbott äußerst sich ja leider nie zu Fehler und gibt das nicht zu.

    In Summe bin ich zwar sehr glücklich, die Abbott Technik nutzen zu können, im Detail bin ich aber mit Abbott manchmal sehr unglücklich.
    Ein Vergleich mit DexCom G7, das ich mal mit einem Sensor getestet habe, hat mich allerdings erst mal bei Abbott belassen. Vielleicht darüber später mehr.

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