Community-Thema: der Wunsch nach einem anderen CGM-System

Die Grundversorgung mit Diabetes-Hilfsmitteln ist in Deutschland – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern auf der Welt – zum Glück über die Krankenkassen gesichert. Doch bei Therapie- oder System-Wechseln gibt es trotzdem immer wieder Probleme bei der Genehmigung. Diese Erfahrung musste Katharina selbst machen. Dieses Mal erzählt sie aber die Story von Community-Mitglied Nadine.

Weiterlesen...

Nadine hat sich mit einem persönlichen Problem über eine Nachricht bei Instagram an uns gewandt. Natürlich kann in der #BSLounge auch niemand zaubern und allen Menschen mit Versorgungs-Engpässen mit Diabetes-Bedarf aushelfen, aber Nadines Erzählung weckte bei mir die Erinnerung an meinen eigenen Kampf mit der Krankenkasse vor ein paar Jahren. Damals ging es darum, dass ich aufgrund eines – laut MDK – zu schlechten HbA1c mit 7,5% meine Insulinpumpe nicht dauerhaft genehmigt bekommen sollte. Das Ganze könnt ihr hier nachlesen.

Bei Nadine ist die Situation ein bisschen anders, aber ihre Verzweiflung ist eine ähnliche.

Nadines Diabetes-Geschichte

Nadine Weber ist 25 Jahre alt und lebt seit ihrem siebten Lebensjahr (11/2002) mit Typ-1-Diabetes. Zusätzlich hat die junge Mutter eine Erkrankung der Schilddrüse, die mit L-Thyroxin therapiert wird. Drei Jahre nach der Diabetes-Diagnose bekam Nadine ihre erste Insulinpumpe. Zur Gewebezucker-Selbstkontrolle nutzt sie seit 2017 den FreeStyle Libre 1. Die Sensoren dafür hat sie knapp zwei Jahre selbst bezahlt, bevor die Krankenkasse die Kostenübernahme im Juli 2019 zusagte. Inzwischen trägt sie die zweite Generation des FreeStyle-Libre-Systems, das mit „Hoch“- und „Niedrig“-Alarmen arbeitet – nur leider bei ihr nicht zuverlässig funktioniert, die Alarme kommen häufig viel zu spät. Daher hat Nadine eine ständige Angst vor Hyper- oder Hypoglykämien entwickelt, die ihr besonders im Umgang mit ihrem Kind zu schaffen macht.

Quelle: Nadine Weber

Nadines Diabetes-Therapie

Nadine trägt seit Anfang August 2020 die MiniMed-670G-Insulinpumpe, welche mit dem passenden Sensor, dem Guardian, einen Hybrid-Closed-Loop bilden kann. Bei richtiger Anwendung reduziert und erhöht dieser die Insulinabgabe der Basalrate und kann so  im Idealfall vor den befürchteten Hyper- und Hypoglykämien schützen, vor allem aber zuverlässig warnen. Darum hat Nadine bei ihrer Krankenkasse einen Versorgungswechsel beantragt. Doch dieser wurde abgelehnt. Mit einer Begründung, die mal wieder zeigt, dass Anträge auf Hilfsmittel bei der Krankenkasse auch viel mit Glück zu tun haben. Nämlich mit dem Glück, an Mitarbeiter*innen mit Sachverstand zu geraten. Und das ist kräftezehrend und nervenaufreibend.

Nadines aktuelle Situation

Nach Nadines Antrag auf einen Versorgungswechsel des iscCGMs von Abbott auf das rtCGM von Medtronic bekam sie die Rückmeldung ihrer Krankenkasse, dass das aktuell genutzte Messsystem „ausreichend und zweckmäßig“ und außerdem „eine Doppelversorgung seitens des Gesetzgebers nicht vorgewesen“ sei. Nun steht Nadine vor dem Widerspruch und wünscht sich Unterstützung.

Quelle: Nadine Weber

Erfahrungen der Community

Auch solche Situationen gehören zu unserem Monatsthema „technisch (un)möglich – die Rolle der Diabetes-Gadgets“. Denn manchmal scheint es, als wären die eigenen Bedürfnisse vor lauter Bürokratie eigentlich unwichtig. Damit ihr trotzdem hoffentlich die Hilfsmittel bekommt, die ihr euch für eure Diabetes-Therapie wünscht, haben wir hier ein paar Tipps zusammengefasst, basierend auf unseren eigenen Erfahrungen:

  1. Formuliert euer Anliegen deutlich – ruft im Zweifel vor der Antragstellung bei eurer Krankenkasse an und fragt nach, welche Angaben benötigt werden.
  2. Holt euch die Unterstützung eures Diabetes-Teams – oftmals wird ein ausgefülltes Formular benötigt. Bittet euer Diabetes-Team, dies vollständig auszufüllen.
  3. Schildert der Krankenkasse eure Situation und euer Bedürfnis ausführlich und bittet darum, dass euer Anliegen von einer Person beurteilt wird, die sich mit der Thematik auskennt – im Idealfall können so Missverständnisse wie bei der „Doppelversorgung“ von vornherein ausgeschlossen werden.
  4. Wendet euch an die Community – vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und weiß, was noch getan werden kann?

In diesem Sinne: Schreibt eure Tipps für Nadine gerne in die Kommentare!

Ein Kommentar zu “Community-Thema: der Wunsch nach einem anderen CGM-System

  1. Mir hat es damals sehr geholfen, dass ich der Krankenkasse die abweichenden Messdaten vorgelegt habe. Dabei habe ich die Sensorwerte mit den Blutzuckerwerten verglichen und aufgezeigt, dass besonders in den kritischen Momenten (zu hoch/niedrig) die Technik versagt hatte. 🙂

Schreibe einen Kommentar